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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sie ihm eine gute Nacht, erhob sich graziös vom felsigen Boden und machte sich ohne Eile auf den steilen Weg zu ihrer Höhle. Candamir verbarg sich ein paar Atemzüge lang im Schatten des Höhleneingangs, und als er sicher war, dass sie sich weit genug entfernt hatte, trat er wieder hinaus und verfolgte ihren Aufstieg. Sie kletterte schnell und behände, geriet trotz der Finsternis keinmal ins Zaudern. Candamir wartete, bis das leise Scharren ihrer Füße auf dem Fels verstummt war. Noch während er in die Stille horchte, spürte er die ersten, sachten Tropfen im Gesicht. Einen Moment erwog er, das Buch des Sachsen dem Regen zu überlassen. Wenn es nur ordentlich durchtränkt würde, verschwänden gewiss all die törichten und gefährlichen Geschichten darin. Aber er brachte es doch nicht übers Herz, denn er hatte so eine Ahnung, dass es diese seltsamen Runen waren, aus denen sein Knecht all seine Kraft und Duldsamkeit schöpfte. Also überwand er seine Furcht vor diesem eigentümlichen Gottesgeschenk, hob es mit spitzen Fingern an den Kanten des hölzernen Einbands hoch und trug es in die Höhle.
    Das Feuer am Eingang warf ein wenig flackerndes Licht in den beinah runden Raum. Die Mägde waren hier nicht untätig gewesen während der letzten zwei Tage: Mit Farn und Zweigen, die aus dem Wald herbeigeschafft worden waren, hatten sie für jeden ein weiches Lager hergerichtet und gar einen Wandschirm geflochten, der ihrem Herrn die ihm zustehende Abgeschiedenheit bot. Viele Leute hatten den Schiffbrüchigen des Falken großzügig Decken und Felle gespendet, sodass niemand die Nachtkühle fürchten musste. Es war beinah behaglich. Candamir erahnte reglose Gestalten entlang der gewölbten Wand: Hacon, Asta mit Fulc und der winzigen Hergild, das Gesinde im hinteren Teil der Höhle, wo die Decke niedrig und die Luft ein wenig stickig war. Nur das Lager des Sachsen war verwaist.
    Geräuschlos trat er hinter den Wandschirm, streifte sich in vollkommener Finsternis die Kleider ab und legte sich hin. Es raschelte leise, als Gunda beiseite rückte.
    »Du schläfst nicht?«, flüsterte er.
    »Es tritt so sehr heute Nacht. Ich glaube, es will bald heraus.«
    »Gut«, murmelte er. »Für mich kann es gar nicht schnell genug kommen.«
    Gunda lächelte in die Dunkelheit. Sie wusste, Candamir wartete ungeduldig darauf, dass sie das Kind gebar, damit ihr Schoß endlich wieder ihm gehörte, wie er es ausdrückte. Es schmeichelte ihr, dass er sie so sehr wollte.
    »Ich hoffe, es wird ein Sohn«, sagte er unerwartet. »Wir sind ein kleines Volk in einem neuen Land und müssen schnell wachsen. Ich hoffe, es wird ein Sohn, Gunda.«
    »Das hoffe ich auch.« Tatsächlich flehte sie tagtäglich die Götter an, das Kind möge ein Junge werden. Sie wusste genau, dass das den entscheidenden Unterschied machen, dass es ihre ganze Zukunft bedeuten könnte.
    Es waren acht, die bei Tagesanbruch auszogen. Eine gute Zahl, die dem Anlass angemessen sei, meinte Brigitta, als sie sie im dichten Morgennebel am Waldrand verabschiedete. Olaf hatte bestimmt, dass Jared die Kundschafter begleiten sollte, und auch Harald der Schmied war mit von der Partie, denn er wollte sehen, ob er irgendetwas entdeckte, das auf ein Erzvorkommen hindeutete. Er hoffte es inständig. Viele lebensnotwendige Werkzeuge und Waffen, obendrein seine Hammer, sein Amboss und Material waren mit dem Falken in der Tiefe versunken. Niemand außer ihm schien sich bislang klar gemacht zu haben, was das bedeutete, und er hatte niemandem seine Sorgen anvertraut. Aber wenn sie kein Eisenerz fanden, würde spätestens die nächste Generation der Siedler von Catan keine Äxte zum Roden der Wälder, keine Pflugscharen zum Bestellen der Felder mehr haben. Denn Eisen rostete, wenn es untätig lag, und nutzte sich
    ab, wenn es gebraucht wurde. Eisen schwand.
    Candamir stand mit Osmund, dem Sachsen, Hacon und Asta zusammen und wackelte mit den Zehen, um den Sitz der gespendeten Schuhe zu erproben. »Gut«, urteilte er und klopfte Austin auf die Schulter, sodass der schmächtige Mönch beinah zu Boden ging. »Für manche Dinge bist du wirklich zu gebrauchen.«
    »Es wärmt mein Herz, dass du meine Dienste zu schätzen weißt, Herr«, gab der Sachse ein wenig gallig zurück. In weiser Voraussicht hatte er auch für Siglind Schuhwerk besorgt, und seine Mission hatte die halbe Nacht gedauert. Wie Candamir vorausgesehen hatte, hatte sie Austin harsche Worte und den einen oder anderen Tritt eingebracht.

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