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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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waren.
    Der Schmied hatte den jüngeren Männern bislang willig die Führung der Gruppe wie auch das Wort überlassen. Doch jetzt mahnte er: »Wir sollten zusehen, dass wir weiterkommen. Mehr als fünf Meilen haben wir sicher noch nicht geschafft.«
    Alle nickten zustimmend, und sie setzten ihren Weg fort.
    Vielleicht eine Stunde vor Einbruch der Dämmerung verließen sie den Bachlauf, erklommen einen steilen Hügel und kamen auf dessen Kuppe zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch auf eine größere Lichtung. In ihrer Mitte ragte eine einzelne Eiche auf, die höher zu sein schien als alle anderen Bäume.
    »Lasst uns hier für die Nacht rasten«, schlug Candamir vor, und alle stimmten zu, dass es ein geeigneter Lagerplatz sei. Keiner erwähnte es ausdrücklich, aber niemand war besonders erpicht darauf, die Nacht im Schatten des Waldes zu verbringen.
    Während die Frauen und der Sachse sich daranmachten, eine flache Feuergrube auszuheben, und Jared und Harald totes Holz sammelten, traten Osmund und Candamir näher an den allein stehenden Baum und sahen daran hoch.
    »Du oder ich?«, fragte Candamir.
    Osmund riss zwei Grashalme aus. »Wer den kürzeren zieht.« Er steckte die Hände hinter den Rücken, arrangierte seine Halme, und als er Candamir die Linke entgegenstreckte, ragten zwei etwa gleich lange grüne Spitzen aus der knochigen Faust. Ohne lange zu zögern, zog Candamir die vordere. Osmund öffnete die Hand. Der Halm, der darin lag, war der längere. »Es ist deine Ehre.«
    Er ging ein wenig in die Knie und verschränkte die Hände ineinander.
    Candamir stellte den linken Fuß darauf, stützte sich an dem dicken, borkigen Stamm ab und hievte sich mit Osmunds Hilfe so weit in die Höhe, dass er einen Ast zu fassen bekam. Von da an war es einfach. Ohne Mühe stemmte er sich hoch und verschwand schnell und
    geschickt wie eine Katze im dichten Laub.
    Es war ein mächtiger, altehrwürdiger Baum, der bis hoch oben in die Krone dicke Äste hatte. Schließlich wurden sie aber doch zu schmal, also bewegte Candamir sich seitwärts, und als er den Kopf durch die Blätter steckte, befand er sich gewiss zehn Klafter über dem Boden und ein gutes Stück oberhalb der restlichen Wipfel. Bedächtig sah er sich um.
    Der Nachmittag war immer noch klar und wolkenlos, die Fernsicht ungetrübt. Nur im Norden über dem blauen Meer, das schon weit weg schien, schwebte ein schwacher Dunst.
    Die Aussicht, die sich Candamir bot, war von solcher Schönheit und Vielfalt, dass er sich mit weit aufgerissenen Augen umschaute. Der Wald war riesig. Offenbar hatten sie den höchsten Punkt erreicht – von hier aus fiel der Boden in alle Richtungen ab, sodass die Entfernungen nicht leicht zu schätzen waren, aber Candamir nahm an, dass der Waldrand im Osten an die zwanzig Meilen entfernt lag. Jenseits davon erstreckte sich ein flaches Grasland zum Fuß eines grauen Gebirgszuges hin. Ein mächtiger Strom, der ein Stück weiter südlich aus diesen Bergen zu kommen schien, durchschnitt mit seinem breiten Bett das Grasland, ehe er in den Wald eintauchte.
    Candamirs Herzschlag beschleunigte sich. Das ist unser Fluss, dachte er. Wenn wir uns an seinem Ufer niederlassen, wird es uns gewiss nie an Wasser mangeln. Mit leuchtenden Augen schaute er auf das breite, blaugraue Band und erspähte dann zu seiner unbändigen Freude dort in der Flussebene eine Tierherde, die er an der geschmeidigen, unverwechselbaren Art ihrer Bewegungen erkannte: Es waren Pferde.
    Er wandte den Blick weiter nach Südwesten. Auch in diese Richtung erstreckte sich der Wald bis tief ins Innere der Insel. Und dort, wo er aufhörte, schien auch alles Leben zu enden. Candamir blinzelte. Er hatte scharfe Augen, aber die eigentümliche schwarzbraune Fläche, die er dort erahnte, war zu weit fort, um sie wirklich zu erkennen. Angestrengt starrte er hinüber, und dann sah er etwas, worüber er so erschrak, dass er den Halt verlor und ins Rutschen geriet.
    Sehr viel schneller als beabsichtigt legte er die erste Hälfte seines Abstiegs zurück, doch er fing sich an einem Ast ab, ehe er ernstlichen Schaden nahm, und kletterte mit untypischer Vorsicht weiter hinab. Schließlich landete er wieder auf dem Ast, den er mit Osmunds Hilfe erklommen hatte, ließ sich daran herunter, pendelte einen Moment und sprang die letzten vier oder fünf Fuß.
    Die anderen erwarteten ihn gespannt.
    »Und?«, fragte Inga atemlos. »Was hast du gesehen?«
    »Bist du abgestürzt? Es hat so seltsam geraschelt«,

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