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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sachten Hügel, die sich zwischen dem
    Waldrand und dem Fuß der Berge erstreckten. Ein »Grasland« hatte er sich anders vorgestellt. Der Boden bestand offenbar aus einem hellen Kalkgestein, das allenthalben durch die dünne Erdschicht schimmerte. Dunkles, langhalmiges Gras wuchs darauf in unregelmäßigen Büscheln. Osmund beugte sich vor und befühlte einen Halm zwischen den Fingern.
    Candamir war selbst enttäuscht. »Aus der Ferne sah es besser aus«, erklärte er seufzend. »Hier wird bestimmt kein Korn wachsen.«
    Osmund schüttelte den Kopf. »Im Wald ist der Boden hingegen hervorragend. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als Ackerflächen zu roden. Komm schon, Candamir, mach kein solches Gesicht. Im Grunde haben wir doch damit gerechnet, dass wir unsere Felder dem Wald abringen müssen.«
    »Wenn wir hier siedeln, haben wir zumindest Weideland für das Vieh«, warf Jared ein. »Wir könnten von hier aus anfangen zu roden und mit dem Holz gleich am Fluss unsere Häuser bauen.«
    »Nicht zu dicht am Fluss«, warnte Siglind. »Falls es im Winter doch Schnee auf diesen Bergen gibt, wird der Fluss im Frühjahr über die Ufer treten und unsere Speicherhäuser fluten, wenn wir ihm zu nahe sind.«
    Candamir betrachtete sie verstohlen aus dem Augenwinkel. Sie stand kerzengerade und beschattete die Augen mit der schmalen Linken. Ihre Finger waren lang, die Haut beinah weiß. Ein paar Strähnen hatten sich aus dem blonden Zopf gestohlen und wurden ihr von der sachten Brise ins Gesicht geweht. Ungeduldig strich sie sie mit der rechten Hand zurück.
    »Am anderen Ufer sieht das Gras grüner aus«, bemerkte sie.
    »Das ist immer so«, erwiderte Osmund trocken. »Aber es spricht nichts dagegen, uns am anderen Ufer umzuschauen. Ich denke, ich schwimme hinüber und seh es mir an.«
    Er streifte die geborgten Stiefel ab. Candamir folgte seinem Beispiel. »Ich komme mit.«
    Zusammen traten sie ans seichte Ufer und schauten einen Moment versonnen auf den Fluss hinaus, der hier etwa eine achtel Meile breit war.
    »Mein Vater pflegte immer zu sagen: Fremde Flüsse überquert man am besten mit einem Floß«, bemerkte Candamir. Sein Vater hatte einen großen Schatz an Spruchweisheiten besessen, und diese hatte er besonders gern zum Besten gegeben, vor allem immer dann, wenn er seinen leichtsinnigen Sohn zur Vorsicht mahnen wollte.
    Osmund nickte. »Dein Vater war ein weiser Mann. In fremden Flüssen kann man leicht ertrinken.«
    »Hm.«
    Sie sahen sich an, lachten und liefen ins Wasser.
    Die anderen erkundeten derweil das Ufer und den Waldrand. Im Schilf nisteten viele Vögel, und Inga und Siglind sammelten ein paar Eier.
    »Nichts gegen Forellen«, bemerkte Siglind, »sie sind Dörrfleisch allemal vorzuziehen. Aber kann es etwas Köstlicheres geben als ein Ei?« Sie nahm eines, durchstach behutsam mit der Spitze des kleinen Fingers die dünne Schale und schlürfte es genüsslich aus. »Hm! Wunderbar. Du musst eins probieren, Inga.« Einladend streckte sie dem jungen Mädchen ein kleines, grün gesprenkeltes Ei irgendeines Wasservogels entgegen, aber Inga schaute gar nicht hin. Ihr Blick war auf den Fluss gerichtet, die Augen verengt, so als suche sie etwas am anderen Ufer. Dann atmete sie erleichtert auf. »Ich sehe sie. Alle beide.« Sie zeigte mit dem Finger.
    Siglind schaute ebenfalls hinüber und entdeckte zwei Gestalten, die sich anscheinend über irgendetwas beugten, das sie im Gras entdeckt hatten. Sie waren zu weit fort, um sie wirklich zu erkennen, aber ein Schopf war schwarz, der andere weizenblond. »Und? Welchen von beiden willst du?«, fragte sie Inga neugierig.
    Das Mädchen errötete ein wenig, gab jedoch bereitwillig Auskunft. »Osmund.« Sie schaute immer noch zu ihm hinüber, und ihre hübschen blauen Augen leuchteten. Doch dann wandte sie den Blick seufzend ab. »Ich fürchte nur, daraus wird nichts.«
    »Wieso glaubst du das?«
    »Seine Frau ist schon seit einem halben Jahr tot. Zeit genug, meinen Vater zu fragen, wenn er mich wollte. Aber er sieht mich noch nicht einmal.«
    »Was man Jared nicht nachsagen kann«, bemerkte die Ältere trocken.
    Inga nickte, nahm endlich das Ei, das Siglind ihr hinhielt, und strich mit dem Finger über die raue, hauchdünne Schale.
    »Tja, so ist das eben. Jared will mich, ich will Osmund, und Osmund will dich. Ich bin sicher, die Götter lachen Tränen.«
    Siglind ließ sich von der scheinbaren Gelassenheit nicht täuschen. Es war noch nicht besonders lange her, dass

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