Die Siedler von Catan.
jetzt abends zusammenfanden. Es war nie darüber gesprochen worden, aber für sie alle stand fest, dass dies die Dorfwiese werden würde. Und um sich zu versammeln, um ein richtiges Thing abzuhalten, brauchten sie einen heiligen Baum.
»Vorläufig werden wir uns wohl mit einem heiligen Bäumchen begnügen müssen«, bemerkte Candamir, als sie den Ballen behutsam absetzten.
»Das macht nichts«, entgegnete Osmund. »Aber wir sollten Brigitta holen, ehe wir ihn pflanzen. Wer weiß, was dabei zu beachten ist. Vielleicht muss sie Formeln aufsagen oder mit den Runen den richtigen Standort bestimmen. Gewiss wäre es ein furchtbares Omen, wenn der neue heilige Baum verdorrt.«
Sie schickten ein paar Kinder, die in der Nähe spielten, nach Brigitta. Die alte Frau ließ nicht lange auf sich warten, und sie war äußerst zufrieden mit ihrer Wahl. Sie kenne keine Regeln für das Pflanzen einer heiligen Esche, gestand sie, denn zu ihren Lebzeiten war dergleichen in Elasund niemals vorgekommen, und auch ihre Großmutter, von der sie alles gelernt hatte, was sie über die Welt und die Götter wusste, hatte nie davon berichtet. Also ließen sie gesunden Menschenverstand walten: Sie wählten einen Standort aus, der nahe genug am Ufer war, dass die guten Flussgeister auf ihre zukünftigen Versammlungen einwirken konnten, aber wiederum nicht so nahe, dass man Gefahr lief, beim Thing ins Wasser zu fallen. Brigitta hieß Candamir ein Loch ausheben und einen Eimer mit Flusswasser füllen, über das sie einen Segensspruch murmelte, ehe sie es in das Pflanzloch kippte. Dann setzten sie den Baum, füllten die Hohlräume sorgsam mit der fetten, dunklen Erde von Catan, stampften sie fest und stützten den Setzling mit einem Pfahl, der ebenso dick war wie der Eschenstamm.
Schließlich traten sie alle drei ein paar Schritte zurück und bewunderten ihr Werk.
»Das wird einmal ein schöner Baum«, sagte Candamir zuversichtlich.
Brigitta nickte. »Ich werde nicht mehr erleben, wie er ausgewachsen aussieht, aber das ist ohne Belang. So ist eben der Lauf der Dinge.« Dann betrachtete sie die jungen Männer.
»Ihr habt euch beide ein neues Gewand verdient. Und ich würde sagen, ihr habt auch beide dringend eines nötig. Ein paar Tage werdet ihr euch noch gedulden müssen, aber dann wird das Tuch fertig sein. Inga und Asta sollen mir beim Nähen helfen.«
Verlegen bedankten sie sich. Sie waren solche Freundlichkeit von Brigitta nicht gewohnt; sie stimmte sie argwöhnisch.
»Seht nur!«, sagte Osmund plötzlich. »Da kommen Harald und der Sachse.«
»Und sie bringen ein Pferd mit!«, rief Candamir entzückt aus. »Aber wo ist Asi?«
Sie mussten sich noch eine Weile gedulden, ehe sie die Antwort auf diese Frage hörten. Harald und Austin waren über den Kamm des grasbewachsenen Hügels gekommen, der ihnen am nächsten lag, aber der diesseitige Hang zog sich sacht über eine halbe Meile zum Flussufer herab. Es war eine hübsche braune Stute, die der Sachse an einem Strick führte, erkannte Candamir schließlich. Sie war nur halb gezähmt, riss allenthalben den Kopf hoch, als wolle sie sich mit einem unerwarteten Ruck befreien, und ein dunkles Fohlen stakste auf scheinbar viel zu langen Beinen neben ihr her. Ihre Ohren zuckten nervös, aber immerhin trug sie die Last, die die Männer ihr auf den Rücken gelegt hatten, ohne zu bocken.
Als die kleine Gruppe das unordentliche Sammelsurium aus Hütten und Zelten passiert hatte und auf die Wiese kam, fand Candamir seine bösen Ahnungen bestätigt. Asi war nirgendwo zu entdecken, und Haralds Gesicht war grau vor Kummer.
»Ich gehe und hole Godwin«, sagte Osmund und wandte sich ab.
Brigitta und Candamir blieben, wo sie waren, bis der Schmied und der sächsische Sklave bei ihnen ankamen. Dann trat Candamir einen Schritt vor und nahm Harald bei den Unterarmen.
»Was ist geschehen?«
»Sie ist gestürzt«, antwortete der Schmied. Seine Stimme war belegt und rau, als spreche er zum ersten Mal an diesem Tag. »Sie … ist gestürzt.«
Fragend sah Candamir zu seinem Sachsen. Auch dessen Miene war bekümmert. Er wandte sich um und warf einen langen Blick zurück nach Osten, wo die Berge lagen. Dann sagte er: »Aus der Ferne sehen die Kegel beinah glatt und massiv aus, aber in Wahrheit sind sie zerklüftet und von vielen Spalten und schroffen Hängen durchzogen. Wir mussten weit hinauf, ehe wir das Erz fanden.«
»Asi … meine scharfäugige Asi hat es entdeckt«, fuhr Harald mit einem kleinen,
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