Die Siedler von Catan.
so als wäre Candamir ein Schmarotzer, nicht als würden er und Osmund sich regelmäßig gegenseitig bewirten, wie es unter Freunden eben üblich war.
Aber Candamir schluckte auch diesen Köder nicht. Er mochte ein Hitzkopf sein, dennoch war er nicht so närrisch, zu verkennen, dass Olaf ihm und den Seinen gefährlich werden konnte und dass hier deshalb Vorsicht geboten war. »Ich werde schon irgendwie an Saatgut kommen«, erklärte er zuversichtlich. »Osmund wird gar nicht in die Versuchung geraten, deine Wünsche zu missachten.«
»Und wie willst du das anstellen?«, erkundigte Olaf sich. Es klang amüsiert. »Seit dem Tod deines Onkels Sigismund gibt es unter diesen Leuten niemanden mehr, der nahe genug mit dir verwandt wäre, um dir verpflichtet zu sein. Und dein väterlicher Freund, der wackere Harald, hat ebenso alles verloren wie du. Also, verrate mir, wie du an Saatgut kommen willst, und wenn du mich überzeugst, soll Osmund nicht leer ausgehen.«
»Hört auf damit«, befahl Osmund. »Das ist würdelos.«
Die beiden Streithähne schwiegen, sodass man meinen konnte, sie hätten auf ihn gehört. In Wahrheit sann Candamir auf eine Antwort, und Olaf wartete, lauernd wie eine Spinne.
Schließlich nickte Candamir ihm zu. »Mein Bruder und ich werden für dich arbeiten.«
»Nein, Candamir«, protestierte Osmund. Er wusste, das konnte niemals gut gehen.
Candamir sprach weiter, als hätte er ihn nicht gehört.
»Jeden dritten Tag. Vom Beginn des Wonnemonds bis wir die Wintersaat ausbringen. Sag, was du getan haben willst, und wir werden es tun. Für Saatroggen,
Winterweizen und -gerste.«
Saatgut war einfach wichtiger als Schafe, fand er. Die mussten noch ein Jahr warten. Irgendwer würde ihm und den Seinen schon ein paar abgelegte Gewänder überlassen, ehe die Lumpen von ihnen abfielen und sie einen unanständigen Anblick boten. »Und weil ich jeden dritten Tag beim Roden fehlen werde, verzichte ich im Herbst auf ein Drittel meiner Parzelle.«
»Ich glaube, das wäre höchst ungerecht«, entgegnete Osmund und kam der Zustimmung seines Onkels damit zuvor.
»Wenn der Sachse zurück ist und beim Roden hilft, arbeiten jeden Tag drei Männer deines Haushaltes im Wald, an zwei von drei Tagen fünf, wenn wir Hacon mitzählen. Ich habe im Moment nur einen arbeitsfähigen Sklaven und soll trotzdem mehr Land bekommen als du?«
»Das ist wahr«, räumte Olaf ein.
»Ich bestehe darauf«, beharrte Candamir scheinbar gelassen. »Ich kann der Gemeinschaft nicht meine Arbeitskraft vorenthalten, ohne einen Preis dafür zu zahlen. Also, was sagst du?«
Olaf gab vor, noch einen Augenblick mit sich zu ringen. Er wollte Candamir schwitzen sehen. Aber der junge Mann hatte sich erstaunlich gut in der Gewalt; weder seine Miene noch seine Haltung verrieten, dass er am liebsten alles und jeden in dieser Hütte kurz und klein geschlagen hätte, weil seine Zukunft auf absehbare Zeit davon abhing, wie Olaf sich in dieser Frage entschied, weil er ausgerechnet auf die Hilfe seines Feindes angewiesen war.
Der nickte schließlich. »Einverstanden. Du kannst damit anfangen, dass du mir ein Haus baust. Und zwar ordentlich, wenn ich bitten darf. Ich weiß, dass du das kannst; ich habe Osmunds Halle in Elasund schließlich gesehen. Also versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen. Wie ich im Herbst beim Thing über die Parzellierung des Landes abstimme, wird ganz davon abhängen, wie zufrieden ich mit deiner Arbeit bin. Und jetzt verschwinde.«
Sprachlos machte Candamir auf dem Absatz kehrt und verließ das Häuschen. Osmund bedachte seinen Onkel mit einem verständnislosen Kopfschütteln, wünschte ihm mit gezwungener Höflichkeit eine angenehme Ruhe und folgte seinem Freund dann in die Nacht hinaus.
»Sag nichts«, brachte Candamir gepresst hervor, als sie nebeneinander durch die Dunkelheit gingen. »Hast du verstanden? Sag kein Wort!«
Osmund schwieg folgsam, aber nur ein paar Atemzüge lang. Dann fragte er: »Warum hast du mich gesucht?«
»Was? Oh. Cudrun kam vorhin herüber und sagte, eine deiner Kühe kalbt. Die Rötliche mit der kleinen Blesse. Ich hab sie mir angesehen. Es könnte schwierig werden. Darum dachte ich, besser, ich hole dich.«
Osmund nickte, machte aber keinerlei Anstalten, umgehend zu seiner Kuh zu eilen. Vor Candamirs Hütte hielt er an.
»Du darfst das nicht tun, Candamir. Du weißt genau, dass das kein gutes Ende nehmen kann.«
»Vielleicht nicht«, räumte sein Freund leise ein. »Aber es gibt keine
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