Die Siedler von Catan.
der Nachmittag schon weit fortgeschritten war, versammelten die Menschen sich am Ufer. Auf langen, grob gezimmerten Tischen reihten die Frauen all ihre Köstlichkeiten auf, und der Duft von gebratenem Fleisch stieg den Männern verführerisch in die Nase. Doch erst mussten sie sich den Festschmaus verdienen.
Neben der neuen Dorfesche stand Brigitta, einen flachen Kiesel mit einer Sowilo-Rune darauf in der Hand. Zu ihren Füßen befanden sich zwei Tonschalen. Eine enthielt Ochsenblut, die andere weißen Kreideschlamm.
Die rund vierzig freien Männer nahmen in einer ordentlichen Reihe vor ihr Aufstellung. Alle hatten den Oberkörper entblößt, die Schuhe abgestreift, und jeder hielt einen mannshohen Knüppel in der Hand.
Siward war der Erste. Brigitta nahm die Rune in beide Hände, schüttelte sie ein paar Mal und ließ sie dann in seine ausgestreckte Rechte fallen. Das Runenzeichen wies nach oben.
»Sommer«, verkündete sie.
Siward nahm den Binsenquast aus der Schale mit dem Ochsenblut und malte sich damit eine Sowilo-Rune auf die Brust.
Berse war der Nächste. Auf seiner Handfläche landete der Stein mit der Rune nach unten.
»Durins Enkel streitet für den Winter«, verkündete Brigitta mit feierlicher Miene, aber ein übermütiges Funkeln lag in ihren alten Augen.
Berse malte sich eine S-Rune mit dem schneefarbenen Kreideschlamm auf den kurzen Oberkörper.
Einer nach dem anderen trat vor, bis die Männer in zwei etwa gleich große Gruppen aufgeteilt waren, ein jeder das Runenzeichen der entsprechenden Farbe auf der Brust. Dann nahmen sie Aufstellung, die Wintermänner mit dem Rücken nach Norden, die Streiter des Sommers im Süden. Vielleicht zwanzig Schritte trennten sie voneinander, und sie gaben sich redlich Mühe, die Gegner mit finsteren Blicken einzuschüchtern, und pochten rhythmisch mit ihren Knüppeln auf den Boden.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass sie das tun«, murmelte der Sachse unbehaglich.
»Und ich gäbe alles darum, dabei zu sein«, antwortete Hacon ebenso gedämpft. Aber Candamir hatte es verboten. Vielleicht nächstes Jahr, hatte er in Aussicht gestellt. Aber das hatte er letztes Jahr auch gesagt …
Brigitta hielt jetzt eine rote und eine weiße Blume in Händen und hatte die Arme gehoben. »Beweist ausnahmsweise einmal ein bisschen Verstand und schlagt euch nicht auf die Köpfe«, mahnte sie. »Wir können auf keinen von euch verzichten. Sollte es aber doch Tote geben, darf keine Blutrache genommen werden, denn diesen Kampf entscheiden die Götter.«
Dann ließ sie die beiden Blumen fallen. »Thor schenke euch den Sieg!«
Das ist ein unsinniger Wunsch, dachte Siglind nicht zum ersten Mal bei dieser Gelegenheit, denn naturgemäß konnte nur eine der beiden Parteien siegen. Trotzdem jubelte sie mit allen anderen Frauen, den Kindern und Sklaven zusammen, als die Männer aufeinander zu rannten. Die Anfeuerungsrufe der Zuschauer gingen jedoch gänzlich in den Kampfschreien aus über vierizg
Männerkehlen unter. Das Blut konnte einem von diesem Gebrüll in den Adern erstarren, so drohend und gefährlich klang es.
Candamir hatte es dieses Jahr wie auch in all den Jahren zuvor, seit er an diesem ehrenvollen Ritual teilnehmen durfte, auf die Winterseite verschlagen. Vielen Männern ging es so, dass das Runenlos sie immer wieder auf die gleiche Seite wies. Er fand, ihr Kampf war der weitaus schwierigere, weil natürlich im tiefsten Innern ein jeder der Kämpfer wie auch alle Zuschauer wollten, dass der Sommer, der die Felder fruchtbar machte und Leben hervorbrachte, den todbringenden Winter niederwarf.
Doch das Wissen, auf der falschen Seite zu stehen, machte ihn und seine Gefährten nur umso entschlossener. Er sah keinem seiner Gegner ins Gesicht. Osmund, wusste er, stand wieder einmal im anderen Lager, Harald und Hacons Freund Wiland ebenso. Er wollte sie nicht sehen. Keine Regung sollte seinen Schlag hemmen. Er starrte nur auf die roten Runen und hieb auf die dazugehörigen Arme, Beine und Leiber ein, was das Zeug hielt.
Innerhalb kürzester Zeit hatten die gegnerischen Truppen sich gänzlich ineinander verkeilt. Nicht nur die Holzknüppel, sondern auch Fäuste, Ellbogen, Füße und Knie kamen zum Einsatz. Stöhnen, neuerliches Kampfgebrüll und der furchtbare Laut von Esche und Eiche auf nackter Haut, der Austin eine leichte, aber irgendwie nicht unangenehme Übelkeit verursachte, erfüllten den klaren Frühlingsnachmittag.
Candamir sah den Knüppel aus dem Augenwinkel
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