Die Siedler von Catan.
zehn oder fünfzehn Jahren ein gewaltiges Feuer gewütet hatte. Im dichten Unterholz raschelte allerhand Kleinwild, und in dem Flüsschen, an dem er schließlich Halt machte, war ein emsiger Biber dabei, einen Damm zu bauen.
Candamir saß ab, ließ die Stute grasen und setzte sich ans Ufer, um dem unvergleichlichen Baumeister zuzuschauen.
»Hoffst du, noch etwas von ihm zu lernen?«, erkundigte sich eine sanfte, aber doch ein wenig spöttische Stimme hinter ihm.
Candamir fuhr leicht zusammen, aber er wandte sich nicht um. »Ich kann nicht hoffen, jemals halb so gut zu werden wie er, und wenn ich hundert Jahre hätte, um Häuser zu bauen«, antwortete er.
Es brachte ihm ein silberhelles Lachen ein. Dann erschienen zwei nackte kleine Füße und ein ausgebleichter roter Rocksaum am Rande seines Blickfeldes.
»Welch ein Zufall, dass wir uns hier begegnen, edle Königin«, bemerkte er nicht ohne Hohn.
»Es ist kein Zufall«, entgegnete sie. »Ich bin dir gefolgt. Und nenn mich nicht so. Das bin ich nicht mehr.«
Endlich wandte er den Kopf und schaute blinzelnd zu ihr auf. Anlässlich des Festtages hatte sie sich das blonde Haar wieder zu zahllosen schmalen Zöpfen geflochten, so wie er sie zum allerersten Mal gesehen hatte. An Bord des Falken in jener unheimlichen Nacht auf den Kalten Inseln
Als sie seinen Gesichtsausdruck las, senkte sie den Blick. »Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht stören.«
»Du störst mich nicht«, log er. »Und wo du schon hier bist, kannst du dich auch zu mir setzen.«
Sie ließ sich nicht lange bitten. Eine gute Elle von ihm entfernt setzte sie sich ins Gras und verfolgte die putzigen und doch so meisterlichen Bauarbeiten des Bibers.
Candamir betrachtete aus dem Augenwinkel ihre Füße. Sie erschienen ihm sehr zierlich für eine so groß gewachsene Frau. Und sie waren bemerkenswert sauber, wenn man bedachte, dass Siglind eigentlich immer barfuß g in g.
»Du versäumst das Fest«, bemerkte sie ohne Vorrede.
»Das ist nicht verboten.«
»Nein. Aber es sieht dir nicht ähnlich.«
Mit gerunzelter Stirn schaute er sie an. »Woher willst du das wissen?«
»Ich kenne dich schon ein Weilchen. Beinah ein Vierteljahr«, fügte sie ein wenig erstaunt hinzu, als sei ihr das selbst gerade erst klar geworden.
Ich kenne mich ja nicht einmal mehr selbst, fuhr es ihm durch den Kopf. Er verschränkte die langen Finger auf den angezogenen Knien und betrachtete wieder das Flüsschen, dessen Oberfläche hier und da funkelte, wo ein Sonnenstrahl durch das leuchtend grüne Laubdach fiel. »Ich hoffe, du bist mir nicht an diesen wunderbar friedlichen Ort gefolgt, um mir Vorhaltungen zu machen. Denn wenn ich wohl gemeinte Ratschläge hören wollte, wäre ich dort geblieben, wo mein Sachse, meine Schwester und deren neuer Gemahl sind, die mich alle immer so freigiebig und unaufgefordert an ihrer Weisheit teilhaben lassen.«
Siglind lächelte über seine flegelhafte Grimasse, antwortete aber ernst: »Nein, ich bin gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
»Tatsächlich?« Er ließ sich zurücksinken, stützte sich auf die Ellbogen und sah sie an. »Jetzt bin ich aber neugierig.«
»Morgen findet ein Thing statt, habe ich gehört«, begann sie.
Candamir nickte. »Jedes Jahr findet am Tag nach Mittsommer ein Thing statt. Ich dachte, das sei überall so.«
»Mag sein. Vermutlich ist auch diese Sitte auf den Kalten Inseln in Vergessenheit geraten, weil dort der König alles allein entscheidet, eine Ratsversammlung also völlig überflüssig ist.«
»Verstehe.«
»Ich habe weiter gehört, dass morgen beim Thing ausgelost werden soll, in welcher Reihenfolge die Häuser gebaut werden.«
»Richtig. Der Schmied bekommt als Erster ein neues Haus, damit er sich eine Schmiede einrichten und uns mit dem Werkzeug versorgen kann, das wir zum Bauen, für die Ernte und zum Bestellen der neuen Felder brauchen.
Alle anderen werden ausgelost.«
»Das klingt sehr vernünftig«, befand sie. »Und wer wird diese Häuser bauen?«
»Berse und ich mit rund zwei Dutzend Sklaven. Sigurd wird seinem Vater zuarbeiten, ich habe Haralds Sohn Godwin als … eine Art Lehrling, nehme ich an. Das sollte reichen.«
»Und wer deckt die Dächer?«, fragte Siglind weiter.
Candamir hob die Schultern. »Das werden wir lernen müssen. Vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit noch einmal erklären, was du darüber weißt.«
»Ich würde es lieber selbst machen.«
»Was?«, fragte er verständnislos.
Sie runzelte
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