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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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die Schultern.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
    »Sprich nicht mit ihr«, befahl Brigitta gedämpft. »Sie ist jetzt Odins Gefäß. Seine Botin. Sie kann dich nicht hören.«
    Odins Gefäß? In meiner Hochzeitsnacht?, wollte er empört fragen, aber er beherrschte sich. Er spürte die Mächte, die auf dieser Insel am Werk waren, auch wenn er sie nie hätte benennen können. Sie erfüllten ihn mit Demut, vielleicht gar ein wenig Furcht, machten ihn jedenfalls williger als sonst, sich Brigittas Führung anzuvertrauen.
    Plötzlich verließ Inga ohne jeden erkennbaren Grund den Pfad und drängte sich zwischen zwei Haselnusssträuchern hindurch ins Dickicht.
    Hilfe suchend sah Osmund zu Brigitta, die ihm bedeutete, seiner Braut zu folgen. Dieses Mal bildete die alte Frau die Nachhut. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto älter wurden die Bäume, standen weniger dicht, sodass das Mondlicht hier und da durchs Laubdach dringen konnte. Das Gesträuch blieb zurück, und kniehohe Farne bedeckten den Boden.
    Es war sehr still. Sosehr Osmund auch lauschte, war doch keines der üblichen Nachtgeräusche zu hören, und kein Windhauch regte sich mehr. Ihm wurde unheimlich; er zog die Schultern hoch und ging mit grimmiger Miene weiter.
    Schließlich führte Inga ihn auf eine Lichtung. Er konnte keinen Grund erkennen, warum hier auf einer Länge von vielleicht dreißig Schritten kein Baum stand, aber es verwunderte ihn auch nicht sonderlich. Nichts wunderte ihn hier. Auch nicht der einzelne weiße Rabe, der lautlos aus der Krone einer gewaltigen Eiche herabschwebte und sich zu Brigittas Füßen niederließ, wo er reglos hocken blieb.
    Inga stand in der Mitte der Lichtung, hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme abgespreizt und leicht angehoben und drehte sich langsam um die eigene Achse. Ihr Atem hatte sich beruhigt. Das schmale Gesicht leuchtete im Mondschein. Es wirkte heiter, konzentriert und doch entspannt. Ihr Schatten wies genau in Osmunds Richtung. Er stand stockstill am Rand der Lichtung und beobachtete seine Braut gebannt.
    Inga ließ die Arme sinken, schaute Osmund mit großen Augen an und machte drei Schritte in seine Richtung. Er wollte ihr schon die Hände entgegenstrecken, als sie sich plötzlich auf die Knie fallen ließ.
    »Geh zu ihr, Osmund«, murmelte Brigitta. »Mach keine raschen Bewegungen, du darfst sie nicht erschrecken.«
    Langsam trat er zu Inga und kniete sich neben sie ins lange Gras.
    »Gib ihr deinen Sax«, befahl Brigitta ebenso leise.
    Er sah sie über die Schulter stirnrunzelnd an. »Aber wird sie nicht …«:, begann er.
    »Tu es!« Es war ein Flüstern, aber der drängende Ton unmissverständlich.
    Zögernd löste Osmund sein gewaltiges Messer vom Gürtel und reichte es Inga mit dem Heft zuerst. Sie nahm es, als habe sie darauf gewartet, obwohl er überzeugt war, dass sie sich seiner Anwesenheit überhaupt nicht bewusst war, dass sie vollkommen andere Dinge sah und hörte. Er bedauerte, dass sie ihm so weit entrückt war, ausgerechnet in dieser Nacht. Es ärgerte ihn auf unbestimmte Weise – er fühlte sich betrogen. Trotzdem wachte er über jede ihrer
    Bewegungen, weil er fürchtete, sie könne sich mit der scharfen Klinge verletzen.
    Inga legte beide Hände an das abgegriffene Walbeinheft des Sax und stieß ihn in die lockere Erde, als wäre er eine Schaufel. Sie brach die Krume auf und grub. Es waren nur kleine Mengen Erde, die sie hervorholte, aber ihre Bewegungen waren stetig und fließend, sodass sie nach kurzer Zeit ein Loch gegraben hatte, das so groß war wie der Helm eines Kriegers. Dann hielt sie inne, ließ sich auf die Fersen zurücksinken und betrachtete ihr Werk mit leicht gerunzelter Stirn.
    Nach wenigen Augenblicken begann das Loch sich mit Wasser zu füllen.
    Osmund stieß einen unterdrückten Laut der Überraschung aus und zuckte zurück. Ein Schauer überlief ihn, und er hatte eine Gänsehaut auf Armen und Beinen, aber das nahm er kaum wahr.
    Inga lachte selig. Achtlos warf sie den Sax beiseite und steckte beide Hände ins Wasser. »Ich habe ihn gefunden«, sagte sie, nicht laut, aber es war dennoch ein Jubeln. »Brigitta, ich habe Odins Quell gefunden!«
    »Gut gemacht, mein Kind«, sagte die alte Frau. Auch ihre Stimme klang triumphierend. Brigitta rührte sich nicht, sah über die Schultern der Brautleute auf die Quelle hinab, die ihr kleines Becken bereits gänzlich füllte. Das Wasser, trüb von der aufgewühlten Erde, lief über den Rand und auf Brigitta

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