Die Siedler von Catan.
unwillig die Stirn. »Das Dachdecken. Darüber sprachen wir, oder?«
»Du?« Er lachte verblüfft. »Was für eine alberne Idee.«
»Ah ja? Ich bin die Einzige, die Erfahrung mit Rieddächern hat. Also, was sollte dagegen sprechen?«
»Du bist eine Frau und warst eine Königin. Es wäre unangemessen«, erklärte er geduldig.
»Was ich einmal war, ist ohne Belang und macht mich nicht satt. Ich bin eine Frau, das ist richtig, aber ich bin auch allein, und darum brauche ich ein Haus wie jeder von euch, Candamir. Nur ein kleines. Aber auch ich hätte vor dem Winter gern ein Dach über dem Kopf. Und ich brauche Korn und andere Vorräte. Womit soll ich mir all das verdienen, wenn nicht durch Arbeit? Und warum nicht mit der Arbeit, die ich besser beherrsche als jeder von euch?«
Er sah ein, dass ihr Vorschlag doch nicht gänzlich abwegig war, aber er schüttelte trotzdem den Kopf. »Niemand wird mehr auf den Feldern arbeiten wollen, wenn du unsere Dächer deckst, Siglind. Wir würden verhungern …«
»Was? Ich verstehe nicht, wovon du redest.«
»Ich rede davon, dass lüsterne Kerle in Scharen auf der Baustelle erscheinen würden, um dir unter den Rock zu schielen, wenn du auf einer Leiter stehst.«
Siglind schlug die Augen nieder und errötete, ob vor Scham oder Zorn, konnte er nicht so recht entscheiden.
»Es gibt einen viel einfacheren Weg, wie du vor dem Winter ein Dach über dem Kopf haben könntest, ohne auf Dachstühlen herumzuklettern, dir womöglich den Hals zu brechen oder jede Nacht in deiner bescheidenen kleinen Kate von irgendeinem liebestollen Kerl heimgesucht zu werden …«
»Red lieber nicht weiter«, warnte sie leise.
Aber gerade der drohende Tonfall machte es ihm unmöglich, aufzuhören. »Du brauchtest mich nur zu heiraten.«
Ihr Kopf ruckte hoch, und das zornige Funkeln in ihren Augen konnte einem beinah Angst einjagen. »Einen eitlen, überheblichen, rohen Schwachkopf wie dich? Da hätte ich gleich bei Cnut bleiben und mir viel Leid und Mühe ersparen können!«
Candamir schluckte sichtlich. »Ein einfaches Nein hätte auch gereicht«, murmelte er kleinlaut.
Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sie einwilligen würde. Aber es war das erste Mal in seinem Leben, dass er einer Frau einen Heiratsantrag gemacht hatte, und eine solche Abfuhr war niederschmetternd.
Sie schaute auf seinen gesenkten dunklen Schopf und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. »Entschuldige, Candamir«, bat sie halb ungeduldig, halb zerknirscht.
»Das wollte ich nicht sagen.«
Er hob abwehrend die Hand. »Oh, ich werd’s schon verkraften«, behauptete er mit einem scheinbar unbekümmerten Grinsen, obwohl er sich dessen gar nicht so sicher war.
»Du hast wahrscheinlich Recht. Ich bin all das, was du gesagt hast.«
Sie seufzte tief. Du kannst auch ganz anders sein, dachte sie. Leider nicht sehr oft, aber ich weiß es, denn ich hab’s gesehen.
»Du hast mich gekränkt mit deinen unflätigen Bemerkungen, darum wollte ich es dir heimzahlen. Aber ich habe nicht wirklich gemeint, was ich gesagt habe.«
Er betrachtete sie mit einem Kopfschütteln. »Erst schlägst du zu, und dann versuchst du, Balsam auf die Wunde zu streichen. Das ist wirklich typisch für euch Frauen. Ihr könnt euch nie entscheiden, was ihr denn nun eigentlich wollt.«
»O doch, Candamir. Das kommt euch nur so vor, weil ihr es einfach nie zur Kenntnis nehmt, wenn wir deutlich sagen, was wir wollen.«
»Wie dem auch sei. Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken, sondern dir die Wahrheit zu sagen. Und ich habe gemeint, was ich sagte. Vielleicht habe ich es ungeschickt vorgebracht, aber ich würde dich wirklich gern heiraten.« Mit einer abwehrenden Geste kam er ihrer Unterbrechung zuvor.
»Nein, sag es nicht. Ich kenne deine Antwort und bin nicht wild darauf, sie noch einmal zu hören. Ich wollte das nur klarstellen.«
»Und das letzte Wort in dieser Angelegenheit haben«, bemerkte sie mit einem unfreiwilligen Lächeln.
»So ist es.« Er stand auf, scheinbar gemächlich, doch in Wahrheit war er der Panik nahe. Er konnte weder ihre Nähe noch ihren Blick auch nur einen Moment länger ertragen. Mit bebenden Fingern nahm er den Zügel der Stute, den er über einen niedrigen Ast geschlungen hatte, und fuhr ihr mit der Linken sacht über die weichen Nüstern. Ebenso sacht und liebevoll nahm sie seine Finger zwischen die Lippen und knabberte ein wenig daran.
»Komm morgen zum Thing und unterbreite deinen Vorschlag selbst«, riet er
Weitere Kostenlose Bücher