Die Siedler von Catan.
Siglind, während er aufsaß. »Ich werde dich unterstützen.«
Verblüfft starrte sie ihm hinterher. Hoch aufgerichtet saß er auf seinem Pferd, das er mühelos mit den Knien lenkte, die Zügel nur locker in einer Hand. Er schnalzte leise, und sowohl die Stute als auch das Fohlen spitzten die Ohren. Dann verschwand die kleine Gruppe zwischen den Bäumen. Rasch waren Candamirs dunkles Haar, sein Gewand und das tiefbraune Fell der Pferde mit den Schatten des Waldes verschmolzen.
Bei Einbruch der kurzen Dämmerung war die Mehrzahl der Siedler so heillos betrunken, dass kaum einer mehr in der Lage war, die üblichen Zoten zu brüllen, als das Brautpaar Anstalten machte, sich zurückzuziehen.
Brigitta bedeutete Osmund und Inga mit einem Wink, ihr zu folgen, und führte sie nahezu unbemerkt am Ufer entlang zu ihrer Hütte. Dort warteten Asta, Britta und ein paar Sklavinnen, die Inga in ihre Obhut nahmen, zu einer seichten Stelle am Ufer führten, sie im Fluss badeten und schließlich in ein Gewand kleideten, das Brigitta eigens für diesen Zweck gewebt und geschneidert hatte: Es war aus schlichter, ungefärbter Wolle, aber mit eigentümlichen Zeichen und Runen aus grünem und braunem Garn bestickt.
Nervös und unschlüssig schaute Osmund den Frauen nach, als sie im hohen Uferschilf verschwanden. Er wünschte, Brigitta hätte ihm nicht befohlen, nüchtern zu bleiben. Und vor allem wünschte er, sie ließe sie zufrieden und er wäre endlich allein mit seiner Braut …
»Oh, erspar mir diese Leidensmiene«, schalt die Alte.
»Komm lieber her und hilf mir. Umso eher wirst du Gelegenheit bekommen, zu tun, woran du seit heute Morgen unablässig denkst.«
»Das will ich hoffen. Ich habe lange genug gewartet«, erwiderte er, nicht im Mindesten verlegen. Dann trat er zu ihr ans Feuer. »Was soll ich tun?«
»Hier.« Sie drückte ihm einen Mörser in die großen Hände, der zu einem Drittel mit getrockneten Blättern und Wurzeln gefüllt war. »Zerstoße das zu einem Pulver.«
»Was ist es?«, fragte er voller Skepsis.
»Das braucht dich nicht zu kümmern. Nicht du sollst es trinken, sondern Inga.«
»Die meine Frau ist. Also? Was ist das hier?«
»Es macht sie sehend. Und fruchtbar.«
»Du meinst, wir bräuchten in unserer Hochzeitsnacht einen deiner Zaubertränke?«, fragte er ungläubig, zu erstaunt, um wirklich ärgerlich zu werden.
»Nein. Aber es geht um ein bisschen mehr als eure Hochzeitsnacht, Osmund. Jetzt tu, was ich sage. Glaub mir, du wirst es nicht bereuen.«
Wortlos gehorchte er, und als sie den Inhalt des Mörsers in einen Becher Met rührte, schäumte das Gebräu gewaltig auf und zischelte. Es klang giftig. Osmund konnte ein Schaudern nicht ganz unterdrücken und musste zerknirscht feststellen, dass er erleichtert war, nicht derjenige zu sein, der diesen Becher leeren musste. Brigitta trug den Trank ins Freie und murmelte unablässig vor sich hin, aber Osmund konnte kein Wort verstehen. Er folgte ihr, hin-und hergerissen zwischen Beklommenheit, Neugier und Ungeduld.
Die Frauen erwarteten sie am Ufer. Inga lächelte ihrem Bräutigam scheu entgegen, als sie ihn kommen sah. Dann nahm sie aus Brigittas Händen den Becher entgegen und leerte ihn, ohne Fragen zu stellen.
»Gut«, raunte Brigitta zufrieden. »Jetzt bring uns auf die Flussinsel hinüber, Osmund.«
Höflich dankte Osmund Asta und den übrigen Frauen, dann nahm er seine Braut bei der Hand, betrachtete einen Augenblick das eigentümliche Gewand, welches sie trug, und führte sie zu dem Ruderboot, das am Ufer lag und gerade drei Menschen Platz bot. Brigitta hockte sich im Heck auf den Boden, Inga kniete am Bug, Osmund nahm die Riemen.
Inzwischen war es längst Nacht geworden, aber der fast volle Mond war aufgegangen und färbte Dunkelheit und Wasser blau.
Die Insel im Fluss war mit alten Laubbäumen bewaldet, lang gezogen und beinah wie ein Schiff geformt. Osmund hatte sie nie zuvor betreten – sie hatte ihm immer ein gewisses Unbehagen eingeflößt, so als sei sie ein verbotener Ort. Doch er wusste, dass die Frauen oft hinfuhren, und sowohl Brigitta als auch Inga schienen sich gut auszukennen.
Nachdem er das Boot aufs seichte Ufer gezogen hatte, traten sie ohne Zögern zwischen zwei hohen Buchen in den Wald. Schwach konnte Osmund im Mondlicht einen Trampelpfad erkennen.
Er bildete die Nachhut, und nach einigen Schritten hörte er Ingas schweren Atem. Sie keuchte beinah. Er ging ein wenig schneller und legte ihr von hinten die Hände auf
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