Die Siedler von Catan.
der Wabe geklebt, sei in ihren Mund geraten und habe sie gestochen. In aufsteigender Panik fragte er sich, was in aller Welt er nun tun sollte, als Jared einen halb unterdrückten Laut ausstieß, der ebenso Abscheu wie Verzweiflung auszudrücken schien.
Verwirrt stellte Candamir fest, dass Siglind und Jared in die gleiche Richtung starrten, und folgte ihrem Blick. Was er sah, erfüllte ihn mit einem so kläglichen Entsetzen, dass seine Eingeweide sich auf einen Schlag in Wasser zu verwandeln schienen. Der Schock schien ihm gewaltiger als jeder körperliche Schmerz, den er je gespürt hatte. Und das war kein Wunder.
Was sich da vor seinen Augen abspielte, war der geheimste und gleichzeitig der grauenvollste Albtraum, der ihn je heimgesucht hatte.
Keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt lag der Turonländer mit heruntergelassenen Hosen auf den Knien. Sein Rücken war gekrümmt, sein geschorener Kopf zurückgeworfen, das Gesicht zu einer grauen Maske des Elends verzerrt. Er hatte die Hände gegen einen Baumstamm gestemmt, um die grausamen Stöße des Mannes abzufangen, der hinter ihm kniete, die Hände in seine mageren Schultern gekrallt, und ihm Gewalt antat. Während die vier unfreiwilligen Zeugen noch in ihrer Schreckensstarre verharrten, kam er zum Ende, stand auf und brachte seine Kleidung in Ordnung. Der junge Sklave fiel auf die Seite und zupfte mit zitternden Händen erfolglos an seiner Hose.
Osmund musste erkennen, dass ihm ein Anfall von heftiger Übelkeit doch nicht erspart bleiben sollte. Er wandte sich hastig ab und verschwand zwischen den Haselnusssträuchern zur Linken.
Jared hatte seinen Eimer auf den Boden gestellt, bedächtig wie ein Traumwandler, hatte sich dann halb abgewandt, eine Hand über die Augen gelegt und murmelte in unregelmäßigen Abständen »Oh, trutzstarker Thor« vor sich hin, wieder und wieder, als wolle er seinen Schutzgott beschwören, ungeschehen zu machen, was er gesehen hatte.
Siglind machte einen unsicheren Schritt auf den Turonländer und seinen Peiniger zu, was Candamir endlich aus seiner Erstarrung befreite. Er legte die Hand um ihren Arm – so fest, dass sie fürchtete, der Griff werde ihren Knochen wie ein Zweiglein durchbrechen. Sie tauschten einen kurzen Blick. Candamir deutete ein Kopfschütteln an, legte einen Finger an die Lippen und trat dann selbst aus dem Schutz des Dickichts auf die grausige Szene zu. Seine Knie waren butterweich, sein Schritt nur scheinbar entschlossen.
Mit gesenktem Kopf hockte er sich neben den jungen Turonländer und half ihm, seine Blöße zu bedecken. Als der Sklave ihn sah, stieß er ein heiseres Schluchzen aus und vergrub den Kopf in den Armen.
Candamir richtete sich wieder auf und wandte sich langsam um.
»Nun bist du am Ende, Olaf.«
Die Erkenntnis erfüllte ihn mit einem wilden, bitteren Triumph, und er verbarg seine Befriedigung nicht.
Jetzt war Olaf derjenige, der stockstill dastand, aber es war keine Schreckensstarre, vermutete Candamir. Er glaubte zu erkennen, wie es hinter der Stirn arbeitete, sah förmlich, wie der hünenhafte Kauffahrer in Gedanken nach Ausreden oder nach einer List suchte. Und so war Candamir nicht überrascht, als Olaf die Flucht nach vorn unternahm. »Warum? Weil du mich dabei erwischt hast, dass ich mich mit meinem Sklaven vergnüge? Denkst du wirklich, irgendwer wird dir ein Wort glauben, wenn du mich einer solchen Schandtat bezichtigst, Candamir? Ich bin ein angesehener Mann, das solltest du nicht vergessen.« Er schien auf eine stille Art und Weise amüsiert, als erlaube er sich einen köstlichen Scherz auf Candamirs Kosten.
Candamir sagte ihm nicht, dass es weitere Zeugen gab, denn er wollte die anderen aus dieser abscheulichen Geschichte heraushalten, wenn es nur irgendwie möglich war. »Und nun wissen wir endgültig, worauf dein Ansehen gründet, nicht wahr? Auf Lug und Trug. In Wahrheit bist du ein … ein … « Es gab eine ganze Reihe verächtlicher Bezeichnungen für das, was Olaf war, aber Candamir brachte keine davon über die Lippen.
»Ja? Wie willst du Klage gegen mich erheben, wenn du dich zu sehr schämst, um es auszusprechen?«
»Ich werde mich überwinden«, versprach Candamir grimmig. Er schüttelte angewidert den Kopf. »Oh … bei allen Göttern, Olaf, wie kannst du dich selbst ertragen?«
Der ältere Mann winkte ab. »Es ist nicht so schlimm, wie es dir in deiner beschränkten Sicht der Welt erscheint, weißt du. Es gibt Orte, wo jeder Mann von Stand sich einen
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