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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schuldet mir etwas. Zumindest einen würdevollen Tod.«
    Plötzlich erhob sich Siward aus dem Gras, trat vor ihn und spuckte ihm ins Gesicht. Olaf fuhr zusammen und zuckte zurück.
    »Wir schulden dir nicht das Geringste!«, rief der ältere Mann erbost aus. Sein Hass auf Olaf, der über die letzten Monate nur geschwelt hatte, aber nie wirklich erloschen war, flammte nun wieder auf. »Du hast uns doch nur in die Irre geführt. Allein Odin verdanken wir, dass wir hier sind. Du bist eine Schande für ihn und jeden von uns und nicht würdig, in diesem Land zu leben! Eilhard hat Recht. Du musst sterben. In den alten Tagen wurden solche wie du im Moor ertränkt.«
    Olaf verzog spöttisch den Mund. »In Catan kannst du lange suchen, bis du ein Moor findest, wackerer Siward.«
    Candamir kam nicht umhin, seinen Mut zu bewundern. Olaf musste sich fürchten – er war zu klug, um nicht zu wissen, dass ihm ein schreckliches Ende bevorstand, aber er ließ sich nichts anmerken.
    Plötzlich ertönte ein spitzer Schrei. Alle fuhren zusammen, und Osmund bedachte seine junge Frau, die die Übeltäterin war, mit einem unwilligen Stirnrunzeln.
    Inga war aufgesprungen, hatte die schmalen Schultern hochgezogen, schaute ihren Gemahl mit großen Augen an und hob kurz die Hände. »Entschuldige. Es war eine Schlange im Gras. Ich habe mich erschrocken … entschuldige.«
    Keine schwangere Frau war erbaut, wenn sie einer
    Schlange begegnete, denn es war ein schlechtes Omen für die Zukunft des Kindes.
    Siward hob den Kopf. »Eine Schlange? Wo?«
    Sie zeigte mit einem Finger, der nicht ganz ruhig war.
    »Dort. Sie kriecht Richtung Ufer, Vater.«
    Furchtlos ging Berse, der Schiffsbauer, in die Richtung, die sie ihnen wies, beugte seinen buckligen Oberkörper vor und erspähte im hohen Gras eine hellbraune, schwarz gezeichnete Schlange, die nicht länger war als sein Arm. Mit einer blitzschnellen Bewegung packte er sie gleich unterhalb des Kopfes und hob sie hoch. Die Schlange kämpfte, um sich zu befreien, wand ihren Körper hin und her, doch das nützte ihr nichts. Am lang ausgestreckten Arm trug der Schiffsbauer das Tier zu Eilhard, Siward und Harald, die in einem ungleichmäßigen Halbkreis vor Olaf standen. »Und? Was sagt ihr?«
    Die drei Männer verständigten sich mit stummen Blicken.
    Eilhard wandte sich zu Brigitta um, die immer noch abgewandt reglos im Gras saß. »Ist es ein Zeichen?«
    Sie antwortete nicht gleich. Doch schließlich nickte sie. »Ja.«
    Es klang grantig. »Es ist ein Zeichen, keine Frage.«
    Eilhard trat vor den Gefangenen. »Du wirst den Schlangentod sterben, Olaf. Mögen die Götter dir Kraft und Mut verleihen.«
    Olaf zeigte nicht die leiseste Regung, als er sein Urteil vernahm.
    »Jetzt gleich?«, erkundigte er sich.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Morgen früh. Du sollst Gelegenheit haben, dich von deinen Söhnen zu verabschieden und deine Angelegenheiten zu regeln.«
    Zum ersten Mal schien Olaf um Haltung zu ringen. Er senkte den Kopf. »Danke, Eilhard«, hörten die anderen ihn murmeln.
    »Schlangentod? Was bedeutet das?«, fragte Austin argwöhnisch, als er mit Candamir und Harald zurückging. Er bekam keine Antwort. Mit gesenktem Kopf betrat der Schmied sein Haus und verzog sich sogleich in die Schlafkammer. Candamir ging weiter zur Schmiede und schloss seinem Sklaven demonstrativ die Tür vor der Nase.
    Doch Austin war so leicht nicht abzubringen, wenn etwas seine Wissbegierde geweckt hatte. Er fragte Hacon, der zusammen mit seinem Freund Wiland am Ufer gleich bei der Schmiede saß und Kiesel ins Wasser warf. Auch die beiden Jungen waren ungewöhnlich niedergedrückt, aber nicht so sprachlos und finster wie die Erwachsenen.
    »Sie stecken die Schlange in ein dünnes Rohr«, erklärte Hacon. »Das stopfen sie Olaf dann in den Schlund. Die Schlange gleitet in seinen Magen hinab und … zerbeißt ihn von innen.«
    »Oh, mein Gott …«
    Hacon nickte. »Ich hab’s noch nie gesehen. Aber es muss grauenvoll sein.« Er sprach ein wenig schleppend. Doch er kannte seinen angelsächsischen Freund gut genug, um sich aus seiner Schreckensstarre zu reißen und eindringlich zu warnen: »Besser, du unternimmst nichts, um Olaf sein grausames Schicksal zu ersparen, Austin. Wenn du ihn befreist und erwischt wirst, bist du derjenige, der die Schlange schluckt.«
    Der Mönch schüttelte sich unwillkürlich. »Nein, vielen Dank. Für jeden anderen vielleicht, aber nicht für Olaf. Obwohl nicht einmal er das verdient

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