Die Siedler von Catan.
fiel Siglind ihm entschieden ins Wort. »Ich bleibe hier, bis ich überzeugt bin, dass es ihm wieder gut geht.«
Osmund verdrehte verstohlen die Augen. »Es geht mir gut.«
»Umso besser«, gab sie ungerührt zurück und machte keine Anstalten, sich vom Fleck zu rühren.
Also blieben sie zu viert im Gras sitzen. Fast fühlten sie sich zu jenen ersten Tagen auf Catan zurückversetzt, da sie gemeinsam als Kundschafter ausgezogen waren. Viel Zeit war seither vergangen, einiges hatte sich zugetragen, was zwischen ihnen stand, aber trotzdem waren sie immer noch vertraut miteinander wie alte Kampfgefährten. Sie sprachen über die Baufortschritte des Tempels, über die viel diskutierte Frage, ob die Wintersaat überhaupt gedeihen würde, wenn es keinen Frost gab, und über Osmunds und Candamirs Pläne, im späten Herbst, wenn alle Felder bestellt und alle Häuser gebaut waren, zu einem weiteren, langen Erkundungsmarsch ins Landesinnere aufzubrechen.
»Obwohl ich inzwischen wirklich nicht mehr glaube, dass wir hier noch irgendwo auf andere Menschen treffen werden«, bekannte Candamir. »Wir sind jetzt beinah ein halbes Jahr hier. Wenn Odin irgendwelche Leute außer uns auf seine Insel geführt hätte, wären wir längst auf Spuren von ihnen gestoßen.«
Osmund nickte. »Das glaube ich auch. Aber ich will ins Leere Land und den feurigen Berg aus der Nähe sehen.« Seine Wangen waren immer noch fahl unter der Sonnenbräune, doch er atmete nicht mehr so keuchend wie noch vor einer Viertelstunde. Es ging ihm tatsächlich besser.
»Nehmt euch bloß in Acht«, konnte Siglind sich nicht verkneifen einzuwerfen, obwohl es sie in Wahrheit drängte, die beiden Freunde zu begleiten.
»Je nachdem, wie gut wir vorankommen, würde ich gerne die Berge überqueren und sehen, wie das Land auf der anderen Seite der Insel beschaffen ist«, sagte Candamir, ohne auf ihre Warnung einzugehen.
»Wozu?«, fragte Jared verwundert. »Könnte es irgendwo besser sein als hier?«
»Vermutlich nicht.« Candamir hob die Schultern. »Ich will es nur anschauen. Und wenn wir bis an die Küste kommen, tauche ich nach Perlen und bringe sie dir, Siglind.«
Sie schlug hastig den Blick nieder, aber die Männer konnten trotzdem die feine Röte sehen, die ihr Gesicht überzog. »Ich spare mir meinen Dank für den Tag auf, da das wirklich geschieht«, sagte sie mit einem unfreiwilligen Lächeln.
»Ja, ich schätze, das ist weise«, musste Candamir eingestehen, und sie lachten beide.
Osmund spürte den altvertrauten Stich. »Was denkt ihr, brechen wir auf?«, fragte er. »Wir haben genug Zeit vergeudet.«
Scheinbar mühelos kam er auf die Füße. Die anderen folgten seinem Beispiel, und sie machten sich in östlicher Richtung auf den Rückweg ins Dorf. Ihr Schritt war vielleicht ein wenig langsamer als sonst. Osmund wurde immer noch von Schwindel geplagt und war so erschöpft, wie er es sonst nur nach einem langen, erbitterten Kampf kannte. Aber übel war ihm nicht, und er wusste, dass der ganze Spuk morgen vorüber sein würde. Es war glimpflich abgegangen, fand er, und insgeheim überlegte er bereits, wie er seine Methode der Honigernte verbessern könnte.
Sie suchten sich einen Weg durch ein nahezu undurchdringliches Dickicht, fernab aller Pfade, die die Siedler sich kreuz und quer durch den Wald gebahnt hatten, denn es war eine Abkürzung, und sie kannten sich gut genug aus, um zu wissen, dass sie nach gut hundert Schritten zu einer kleinen Lichtung und einem weiteren Bach gelangen würden, der geradewegs zum Fluss führte. Jared trug den Eimer mit der Ausbeute des Nachmittags in der Linken, brach ein großzügiges Stück von einer der Waben und reichte es Siglind. »Hier.«
»Oh, vielen Dank, Jared!« Gierig wie ein Kind stach sie die dünne Wachsschicht auf, die die einzelnen Kammern verschloss, und schleckte den Honig genüsslich heraus. Mit sorgsam verborgener Wonne beobachteten Osmund und Candamir ihr selbstvergessenes Lächeln, ihre kleine, rosa Zungenspitze, die selbst den letzten Tropfen geschickt aus den vielen Winkeln hervorholte.
»Sei so gut, gib mir auch ein Stück, Jared.« Candamir streckte die Hand aus.
»Ich habe mich nicht zerstechen lassen, damit ihr Naschwerk bekommt«, protestierte Osmund.
»Ach, nur ein ganz kleines. Komm schon, hab dich nicht so. Du …«
Er brach ab, weil Siglind plötzlich reglos stehen geblieben war. Ein solcher Ausdruck des Grauens lag auf ihrem Gesicht, dass Candamir überzeugt war, eine Biene habe an
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