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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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er wusste es nicht. Vielleicht auch vor Scham, weil er nicht geschickter gewesen war.
    Sein Vetter beäugte ihn kritisch. »Du schwitzt«, bemerkte er.
    »Das ist kein Wunder. Es ist heiß.«
    »Und du bist todesbleich.«
    Osmund schnalzte ungeduldig. »Unsinn. Ich bin ebenso braun gebrannt wie du. Alle sind das – es bleibt nicht aus bei solch einem Sommer. Hör auf, mich anzuglotzen. Ich …«
    Er verstummte abrupt und kniff blinzelnd die Augen zusammen.
    »Was?«, fragte der Jüngere.
    Ohne Vorwarnung kippte Osmund vornüber ins Wasser und blieb reglos liegen.
    »Osmund!« Jared sprang erschrocken auf. »Was ist mit dir?«
    Er bekam keine Antwort. Besorgt watete er in das niedrige Bächlein und fischte seinen Vetter heraus. Osmund war besinnungslos.
    Wenn er stirbt, bekomme ich Inga, war Jareds erster Gedanke, aber gleich darauf musste er feststellen, dass ihm doch daran lag, seinen Vetter zu behalten. Mehr, als er gedacht hätte.
    »Oh, Osmund, was tu ich denn jetzt bloß?«, fragte er furchtsam und schaute sich Hilfe suchend um.
    Auch Candamir war im Wald unterwegs. Er ging seine Fallen ab, fand zwei Hasen und einen Marder. Er tötete die Tiere mit einem raschen, gnädigen Streich seines Messers und befestigte die Beute am Gürtel. Marderfleisch schmeckte bitter, und in Catan hatte es niemand nötig, dergleichen zu essen. Aber er wollte das Fell.
    Zufrieden machte er sich auf den Rückweg. Eine schläfrige Spätsommerstille herrschte im Wald. Mit geschlossenen Augen sog Candamir die warme Luft tief ein, die vom Duft der Farne und Bäume und der zahllosen Beeren erfüllt war, die überall am Boden und in den Dickichten reiften. Welch ein betörendes Aroma. Und so gründlich er auch schnupperte, konnte er noch nicht den leisesten Hauch von Herbst in der Luft feststellen.
    Langsam breitete er die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Nur ein Narr lacht über nichts«, bemerkte eine vertraute Stimme hinter seiner linken Schulter.
    Hastig ließ er die Arme sinken, beeilte sich aber nicht damit, sich umzuwenden. Er hatte die Stimme gleich erkannt. »Das mag sein. Ich hingegen lache vor Seligkeit über das Anhalten des Sommers.«
    Siglind trat aus dem Schatten der Bäume zu ihm. »Ein guter Grund«, gab sie zu.
    »Noch so früh am Tage und schon fern der Arbeit?«, erkundigte er sich. Gemächlich gingen sie Seite an Seite weiter.
    »Das Gleiche könnte ich dir vorhalten«, konterte Siglind.
    »Oh, ich bin eigentlich auf der Suche nach dem Turonländer. Vor über zwei Stunden habe ich ihn ausgeschickt, neues Holz auf die Insel zu bringen, und er ist nicht wiedergekommen. Also habe ich beschlossen, ihn zu suchen und zur Rede zu stellen und bei der Gelegenheit nach meinen Fallen zu schauen.«
    »Was sich offenbar gelohnt hat.« Sie wies auf die Beute an seinem Gürtel. »Mit mir ist es ganz ähnlich«, bekannte sie dann. »Thorbjörns Dach ist vorhin fertig geworden, und ich habe mich aufgemacht, um nach Frauenmantel zu suchen.«
    »Frauenmantel?«, wiederholte Candamir verständnislos.
    Sie nickte. »Ein Heilkraut gegen ein Gebrechen, das mich regelmäßig plagt, vor dem du dich hingegen niemals fürchten musst.«
    »Was für ein Gebrechen?«, fragte er, ehe ihm aufging, was sie meinte. Er hob kurz die Linke. »Ah, ich weiß schon. Meine Mutter hatte darunter zu leiden. Jeden Monat. Aber sie kannte keinen Frauenmantel.«
    »Weil Austin damals noch nicht bei euch war«, entgegnete sie.
    Candamir warf ihr einen amüsierten, ungläubigen Blick zu.
    »Austin kennt sich mit Mitteln gegen Frauenleiden aus? Und kann ihre Namen nennen, ohne zu stammeln?«
    Siglind lächelte wider Willen, nickte jedoch entschieden.
    »Wenn es um Fragen der Heilkunde geht, ist er durchaus in der Lage, seine Verlegenheit zu überwinden.«
    »Ich wette, das ist er«, brummte Candamir. »Ich wette, dir gegenüber überwindet er jedwede Verlegenheit.« Es sollte neckend klingen, aber es gelang ihm nicht ganz, seine Bitterkeit zu verbergen.
    Siglind warf ihm einen Seitenblick zu. »Was willst du damit sagen?«
    Er hob beide Hände zu einer Geste der Kapitulation. Er wollte diese Unterhaltung nicht führen. Jedenfalls nicht heute.
    »Gar nichts.«
    »Aber du …«
    Candamir legte ihr die Hand auf den Arm und wies nach vorn. Zwischen den Bäumen, gleich am Ufer eines kleinen Baches, hatte er eine Bewegung erhascht. Und jetzt erkannte er Jared, der aufgeregt winkte.
    »Komm her! Beeil dich!«, rief Olafs Sohn. Er klang

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