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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zurückgelassen?«
    Candamir wurde unbehaglich bei ihren Worten, aber er tat sie mit einem verächtlichen Wink ab. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass du uns geraten hättest, die Häuser enger beieinander zu bauen. Jetzt ist es jedenfalls zu spät. Und ich werde mich wegen Olaf und seiner Hand voll Sklaven nicht um den Schlaf bringen.«
    Sie berieten noch eine Weile, ob es sinnvoll wäre, eine zweite Suchmannschaft auszuschicken, aber sie entschieden sich dagegen. Die Suche hätte der nach einer Nussschale auf dem Ozean geglichen, und keiner hatte jetzt die Zeit, der Arbeit lange fernzubleiben: Winterweizen und -roggen wollten gesät, Honig geerntet, Äpfel und Beeren gepflückt und eingelagert oder eingekocht werden – und der Bau stabiler Häuser schien drängender denn je.
    So löste die Versammlung sich bald auf, und Candamir trat ans Ufer, um auf die Flussinsel und an die Arbeit zurückzukehren. Er sprang ins Boot, und Jared löste die Leine.
    »Danke!« Candamir streckte die Hand aus, um das Tau aufzufangen, aber Jared warf es ihm nicht zu.
    »Kann ich mitkommen?«, fragte er stattdessen.
    Candamir hob die Schultern. »Wenn du nichts Besseres mit dir anzufangen weißt … Ich hätte gedacht, du hast alle Hände voll zu tun, jetzt da du so ungewohnt wenige Knechte besitzt. Um nicht zu sagen, gar keinen, richtig?«
    Jared ließ sich von Candamirs gutmütigem Spott nicht verscheuchen. Behände sprang er in das kleine Boot, ergriff die beiden Ruder und brachte sie schweigend auf die Insel hinüber.
    »Bei Thors Hammer«, stieß er hervor, als sie auf die Tempellichtung kamen. »Die Halle ist fertig!«
    »Fast«, schränkte Candamir ein, aber er schaute selber mit einem stolzen Lächeln an dem lang gezogenen Bauwerk hinauf. Die Wände waren ausgefacht, der Dachstuhl errichtet. Auf einem Dutzend Leitern standen ebenso viele Zimmerleute – Godwin, der geschickte, vielseitig verwendbare Austin, der für den Turonländer eingesprungen war, und eine Schar weiterer Sklaven – und deckten das gewölbte Dach mit hölzernen Schindeln.
    »Das Dach sieht aus wie ein Schiff«, bemerkte Jared verwundert.
    Candamir nickte zufrieden und erklärte, was er sich dabei gedacht hatte. »Noch ein oder zwei Wochen, dann können wir den Tempel einweihen«, schloss er. »Aber zur Tagundnachtgleiche, wie Brigitta gehofft hatte, wird es nicht mehr klappen, fürchte ich. Wir müssen uns einen anderen Tag überlegen. Hier, komm mit hinein, ich zeig dir das Becken für die Quelle.« Mit dem so typischen Enthusiasmus packte er Jared am Ärmel und zog ihn ins Innere der Tempelhalle. Am östlichen Ende hatte Osmund das Erdloch, aus dem die heilige Quelle sprudelte, tiefer ausgehoben, verbreitert und mit großen, weißen Flusskieseln ausgelegt. Kristallklar sprudelte das Wasser nun zwischen den Steinen hervor, füllte das gleichmäßig runde Becken und rann durch eine schmale, ebenfalls mit Steinen ausgelegte Rinne zur Ostwand. Jenseits davon hatte sich ein natürlicher kleiner Wasserlauf gebildet, der sich im Wald verlor.
    »Das ist … wundervoll«, sagte Jared tief beeindruckt.
    Candamir zeigte zur Mitte der Halle. »Dort will Brigitta einen großen Opferstein, um die Tiere zu schlachten, die dann über zwei Feuerstellen links und rechts davon gebraten werden.«
    Jared nickte und schaute sich gründlich um. »Ein wahrhaft angemessener Ort, um den Göttern zu huldigen.«
    Candamir sah ihn von der Seite an. »Bist du mit hergekommen, um mir Honig ins Ohr zu träufeln? Willst du etwas von mir?«, erkundigte er sich argwöhnisch.
    »Was?« Jared schien gänzlich in seine Betrachtungen versunken gewesen zu sein. Er schüttelte den Kopf, war aber merklich errötet. »Nein, nein.«
    »Also? Raus damit.«
    Der jüngere Mann folgte der Aufforderung nicht gleich. Doch schließlich verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Candamir direkt an. Seine hellblauen Augen waren ebenso strahlend und durchdringend wie die seines Vaters. »Candamir, was ich dir zu sagen habe, fällt mir nicht leicht. Würdest du mir dein Wort geben, dass du mich nicht unterbrichst?«
    Candamir nickte unwillig. »Wenn es nicht stundenlang dauert …«
    »Nein.«
    »Ich höre.«
    »Ich wollte dich um Verzeihung bitten. Das wollte ich schon lange. Wegen der Geschichte mit der Wildsau damals …«
    »Ach du meine Güte, das ist ja Ewigkeiten her …«
    »Du hast es versprochen!«, protestierte Jared.
    Candamir hob ergeben beide Hände.
    Jared stieß hörbar die Luft aus.

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