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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schaute zur Anlegestelle hinüber, und viele folgten seinem Blick. Aber der Seedrache lag dort mit umgelegtem Mast vor Anker, genau wie am Tag zuvor. Olaf hatte Catan nicht verlassen.
    »Er hat mehr als sieben Sklaven mitgenommen«, berichtete Jared. Er hob die Linke und fuhr sich mit dem Handrücken kurz über die aufgeplatzte Lippe. Er war nervös, das war nicht zu übersehen.
    »Was heißt das?«, fragte Siward in die plötzliche Stille hinein.
    Jared sah zu Haflad. »Während ihr bei Siward wart und euch mit der Schlange abgemüht habt, war Lars in deiner Hütte. Wenn du glaubst, deine beiden Sklaven seien bei deinem Meiler im Wald, dann täuschst du dich, Haflad.
    Sie sind mit ihm gegangen.« Und sie waren nicht die Einzigen. Lars war auch noch zu ein paar anderen Hütten geschlichen, dorthin, wo die Sklaven besonders unter ihren Herren zu leiden hatten. Er hatte den Unzufriedenen in Aussicht gestellt, dass sie freie Männer und Frauen sein würden, wenn sie sich Olaf anschlössen. Ein halbes Dutzend war der Verlockung erlegen.
    »Wir müssen sie verfolgen!«, erklärte Siward.
    »Das kann nichts Gutes zu bedeuten haben«, stimmte der Schiffsbauer zu.
    »Wie wollt ihr sie verfolgen?«, fragte Harald zweifelnd.
    »Dieses Land ist weit.«
    »Eine so große Gruppe muss Spuren hinterlassen …«
    »Sie können noch nicht weit sein …«
    Während eine hitzige Debatte entbrannte, nahm Osmund das Rohr mit der Schlange und schleuderte es mit Macht in den Fluss. Dann nahm er den Arm seines Vetters und half ihm auf. Niemand hinderte ihn.
    Noch immer war Jared keineswegs sicher, dass niemand auf den Gedanken verfallen würde, ihn stellvertretend für seinen Vater büßen zu lassen. Immerhin hatte er es versäumt, dessen Flucht zu verhindern, hatte gar die Absicht gehabt, die grausame Hinrichtung zu vereiteln.
    Auch Osmund schien zu befürchten, dass die aufgeheizte Stimmung sich plötzlich gegen Jared richten könnte. »Geh nach Hause«, riet er ihm leise. »Bleib dort. Ich komme später zu dir, und wir überlegen, was geschehen soll.«
    Mit einem matten Nicken wandte Jared sich ab.
    Harald schaute ihm nach. »Er ist nicht zu beneiden«, raunte er Candamir zu.
    »Nein. Ich schätze, das war er nie«, antwortete sein junger Schwager. »Und selbst wenn er jetzt nur noch seine zwei Hände hat, um seine Felder zu bestellen, ist er doch wenigstens frei.«
    Harald nickte versonnen. »Aber du glaubst doch wohl nicht, dass dies das Letzte ist, was wir von Olaf gehört und gesehen haben, nicht wahr? Und was immer wir in Zukunft von ihm hören und sehen, wird nicht erfreulich sein. Ich hoffe nur, dass niemand Jared irgendwann ernsthaft vorwirft, was hier heute Nacht passiert ist.«
    »Harald … Olaf ist sein Vater. Jeder hätte genauso gehandelt.«
    Der Schmied nickte mit einem traurigen kleinen Lächeln.
    »Aber kaum jemand wird das wahrhaben wollen.«
    Siward stellte eine Schar kampferprobter Männer zusammen, um Olaf und die geflohenen Sklaven zu verfolgen. Er nahm seinen Schwiegersohn mit, Berse und dessen Söhne, und auch Haldir und Thorbjörn schlossen sich an, denn Olafs feiger Giftanschlag hatte sie zutiefst erzürnt. Sie überquerten den Fluss und stießen im Wald am südlichen Ufer bald auf eine deutliche Fährte. Doch nach fünf Tagen kehrten sie erschöpft, beschämt und vor allem unverrichteter Dinge zurück.
    »Wir sind ihnen bis ins Leere Land gefolgt«, berichtete Siward. »Aber dort verlor sich die Spur. In der Gegend gibt es einfach nichts, um eine Fährte zu hinterlassen. Weder Baum noch Strauch, deren Zweige man auf Bruchstellen untersuchen könnte, kein Gras, keine lockere Erde, um Fußspuren zu bewahren, gar nichts. Ein leeres Land in der Tat.«
    »Wie ist es beschaffen?«, fragte Candamir neugierig. »Habt ihr den feurigen Berg aus der Nähe gesehen?«
    Haldir antwortete: »Ja, wir haben ihn gesehen. Er liegt vielleicht zehn Meilen vom Nordrand des Leeren Landes entfernt. Aber er war ruhig. Wir haben kein Feuer ausmachen können, nur ein wenig Rauch stand über dem Kegel.« Er stützte sich müde auf einen Wanderstab, den er sich im Wald geschnitten hatte, schüttelte den Kopf und schaute Candamir schließlich wieder an. »Ich habe nie etwas gesehen, das so karg und leblos ist wie das Land um den feurigen Berg. Es ist hügelig und zerklüftet, fast unmöglich zu passieren. Die Erde besteht aus braunem, seltsam porösen Gestein, und nichts wächst dort außer ein paar halb vertrockneten Dornensträuchern.

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