Die Siedler von Catan.
die Hand auf die Brust. Dann hob er blinzelnd den Kopf. »Er lebt … Oh, Thorbjörn …«
»Haldir auch«, erklärte Haflad weitaus gefasster. »Wenn ihr mich fragt, sind sie nur sternhagelvoll.«
»Aber zum Glück fragt dich niemand!«, fuhr Siward ihm über den Mund. »Hol lieber deine Mutter her, du
dämlicher Ochse!«
Haflad warf ihm einen beleidigten Blick zu, wandte sich dann aber ab und eilte zu Brigittas Hütte.
Derweil hatten Osmund und Candamir sich über Jared gebeugt und ihn von den unverdienten Fesseln befreit. Er hatte ein blaues Auge, und seine Lippe war aufgeplatzt – Osmund vermutete, dass sein Vetter wieder einmal die Fäuste seines Vaters zu spüren bekommen hatte.
Er legte Jared einen stützenden Arm um die Schultern. »Was ist passiert?«
Jared bewegte die verkrampften Glieder und fuhr sich mit der Zunge an den Zähnen entlang. »Er … Ich …« Er schüttelte den Arm ab, richtete sich auf und sah Osmund in die Augen.
»Er ist fort. Und es ist meine Schuld. Hol die anderen her, Osmund. Ich würde verstehen, wenn sie mich an seiner Stelle die Schlange schlucken lassen. Aber wenn es sein soll, dann will ich nicht warten.«
Osmund nickte und sah zu Candamir. »Würdest du sie holen?«
»Natürlich.«
Es dauerte ein Weilchen, ehe er die anderen Männer bewegen konnte, mit zum Ufer zu kommen. Sie standen ratlos um Thorbjörn und Haldir herum, sahen mit bangen Mienen auf die Schlafenden hinab, und erst als Brigitta hinzugekommen war und verkündete, die wackeren Wächter kämen wohl mit dem Leben davon, folgten sie ihm und nahmen im Kreis um Jared Aufstellung.
Der junge Mann hob müde den Kopf und war nicht verwundert, auf feindselige, argwöhnische Blicke zu treffen. »Er hat nach mir geschickt«, begann er sein Geständnis. »Und er verlangte, ich solle ihn entweder losschneiden oder ihm zumindest den Schlangentod ersparen und ihn töten. ›Tu eins von beiden, Jared, aber tu es‹, sagte er. Ich dachte, es sei meine Pflicht, ihm dieses letzte Mal zu gehorchen …«
»Es gibt ein Urteil des Thing!«, fiel Siward ihm entrüstet ins Wort.
Jared nickte. »Aber sei ehrlich, Siward. Dir hat auch davor gegraut. Und er war nicht dein Vater.«
Siward fand es offenbar schwierig, darauf eine passende Erwiderung zu finden.
»Sprich weiter, Vetter«, ermunterte Osmund ihn.
Jared atmete tief durch. »Ich zog den Sax, ohne zu wissen, was ich tun würde. Ehe ich mich entschieden hatte, fiel mein Bruder mich von der Seite an. Er … er hatte einen Stein in der Hand und schlug mich damit nieder.« Das erschütterte ihn mehr als alles andere: Lars hatte willig in Kauf genommen, dass er Jared töten könnte. Sein eigener Bruder …
Doch der junge Mann fasste sich schnell wieder und setzte seinen Bericht fort: »Offenbar hatten sie alles genau geplant. Als ich wieder zu mir kam, waren sie dabei, mich an Vaters Stelle zu fesseln. Und sie erzählten mir, dass schon eine Stunde vorher Vaters irische Sklavin mit einem Becher zu Haldir und Thorbjörn gegangen sei. Sie hat ihnen gesagt, sie habe Vater Met bringen wollen, doch der habe ihn verweigert, und ob sie vielleicht … Sie haben ihn getrunken, ohne Verdacht zu schöpfen.«
Candamir ging ein Licht auf. »Bilsenkraut?«, fragte er.
Jared nickte. »Es wächst hier genau wie auf den Kalten Inseln, nicht wahr? Ja, sie hat Bilsenkraut hineingemischt, und bald schliefen die Wächter den vergifteten Schlaf.«
»Warum … warum in aller Welt hat die irische Sklavin deinem Vater geholfen?«, unterbrach Candamir fassungslos. »Ich habe Mühe zu glauben, dass er immer nachsichtig und gütig zu ihr war.«
»Nein, das war er nicht. Sie hat es trotzdem getan, denn sie ist … abhängig von ihm. Genau wie Lars.« Jared schwieg einen Moment, ehe er seinen Vetter ansah und hilflos die Schultern zuckte. »Sie sind alle mit ihm gegangen, Osmund. Alle. Lars, Gunnar, Leif, Einar und Sigrun und Thorhild auch. All meine Geschwister außer Ota. Sie ist erst elf, aber sie … kennt ihn. Sie hat ihn schon lange durchschaut. Früher als ich …«
»Mit ihm gegangen?«, unterbrach Siward erregt. »Wohin?«
Jared zeigte ein müdes Lächeln. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie mir das gesagt haben, oder?«
»Das heißt also, Olaf ist geflohen«, warf der Schmied ein. Er war wieder einmal ruhiger als die meisten anderen, und er dachte nach. »Mit deinen Brüdern, zweien deiner Schwestern, vier Sklavinnen und sieben Sklaven.« Er brach ab, seine Miene besorgt. Er
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