Die Siedler von Catan.
Nichts kann dort leben; wir haben nicht einmal Fliegen gesehen. Olaf und die Seinen werden verhungern und verdursten.«
Candamir nickte schweigend, aber er hegte Zweifel. Osmund sprach aus, was sein Freund dachte: »Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es meinem Onkel bestimmt ist, hungers zu sterben. Dafür ist er einfach zu findig. Jared sagt, er habe beinah das ganze Korn und sowohl Rinder als auch Schafe mitgenommen …«
»Man kann kein Vieh durchs Leere Land treiben, Osmund, es ist einfach unmöglich!«, fiel Thorbjörn ihm ins Wort. »Die Tiere würden sich in den zahllosen Spalten die Beine brechen oder die Hufe verletzen. Selbst für Menschen mit festem Schuhwerk ist es schwierig.«
»Nun, da sich die Spur im Leeren Land verlor und ihr keine Tierkadaver gefunden habt, muss Olaf einen Weg gefunden haben, ganz gleich, wie unmöglich es erscheint«, entgegnete Harald.
Die Jäger nickten unwillig.
»Er ist vor einigen Wochen am feurigen Berg gewesen«, meldete Jared sich zu Wort. Er hielt den Kopf gesenkt und sprach ungewohnt stockend. »Mein Vater, meine ich.«
»Davon hat er nie ein Wort gesagt«, warf Brigitta skeptisch ein.
Jared schaute kurz auf und nickte. »Es gab viele Dinge, die er euch nicht gesagt hat. Vieles, das ihr nicht wisst …«
Die alte Frau seufzte leise. »Ich weiß mehr, als du glaubst, mein Junge. Aber du hast Recht, er war ein Geheimniskrämer, und es sieht ihm ähnlich, dieses Land zu erkunden, ohne seine Nachbarn an seinen Entdeckungen teilhaben zu lassen.«
Jared sprach weiter zu seinen Stiefeln. »Jedenfalls war ihm die Beschaffenheit des Leeren Landes bekannt. Trotzdem hat er das Vieh mitgenommen. Also muss er einen Weg gefunden haben, um es hindurchzutreiben.«
»Aber wir haben dort nicht eine einzige Quelle entdeckt«, wandte Sigurd ein. »So wasserreich Catan auch ist, dort gibt es nur Staub und Dürre!«
»Ich an Olafs Stelle hätte jeden Mann, jede Frau und jedes Rind so viel Wasser tragen lassen, wie sie nur können, und den Tieren eine doppelte Lage Rindsleder um die Hufe gebunden«, sagte Osmund versonnen. »Ihnen Schuhe gemacht, wenn ihr so wollt. Dann könnte es gehen.«
Alle schauten ihn verwundert an, und Brigitta bemerkte trocken: »Man merkt, dass ihr nahe Verwandte seid. Du bist genauso gerissen wie er.«
Osmund verzog schmerzlich einen Mundwinkel. »Oh, vielen Dank …«
»Weiter, Osmund«, drängte Candamir neugierig.
Sein Freund hob kurz die Schultern. »Olaf muss Mensch und Tier ja nur einmal quer durch das Ödland führen. Er kann sicher sein, jeden Verfolger dort abzuschütteln. Auf der anderen Seite ist das Land so reich und fruchtbar wie hier, wissen wir von Berse. Aber wohin Olaf sich auf der anderen Seite des Leeren Landes wendet, ist unmöglich zu erraten.«
»Nun, westlich davon liegt das Meer, im Osten das Gebirge. Er kann nur nach Süden gehen«, schränkte Berse ein.
Osmund nickte. »Aber der Süden ist weit.«
»Das ist richtig.«
»Und wer weiß. Vielleicht bleibt er gar im Leeren Land. Wenn es hügelig und zerklüftet ist, wie ihr sagt, gibt es dort gewiss Höhlen.«
»Aber warum in aller Welt sollte Olaf dort bleiben wollen?«, fragte Siward ungeduldig.
Osmund schaute ihn an, ein kleines, unfrohes Lächeln um die Lippen. »Um in unserer Nähe zu sein, Schwiegervater. In Candamirs, meiner, deiner – in der Nähe all derer, die ihn zu Fall gebracht haben.«
Hacon spürte einen eisigen Schauer auf dem Rücken. »Wovon wollen sie leben, wenn das Land leer ist?«
Osmund antwortete nicht. Aber er hatte eine böse Ahnung.
Candamir wusste genau, was sein Ziehbruder dachte. Stirnrunzelnd schaute er zu der wachsenden Siedlung stattlicher Häuser hinüber, ein jedes umgeben von einem großzügigen Gemüsegarten und Koppeln. Sie lagen viel zu weit auseinander, erkannte er voller Schrecken. Die Siedler hatten nie darüber beraten, nie einen ausdrücklichen Beschluss gefasst, aber sie hatten bei der Anlage ihres neuen Dorfes angenommen, dass räuberische Überfälle der Vergangenheit angehörten. »Wir sind einfach davon ausgegangen, dass wir in diesem gesegneten Land nie mit Feinden rechnen müssen … «, murmelte er.
»Dabei habe ich euch gewarnt«, erwiderte Brigitta, und er glaubte, einen Hauch von Genugtuung in ihrer Stimme zu hören. »Ich habe euch gewarnt, dass ihr in Catan all die Schlechtigkeit finden würdet, die ihr mitgebracht habt. Wie konntet ihr nur glauben, ihr hättet eure Streitsucht, eure Liebe zum Hader
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