Die Siedler von Catan.
raufte sich die Haare.
»Mächtiger Tyr … Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass wir immer zu dritt in meinem Bett liegen werden: du, ich und Austins Gott.«
»Ist es denn wirklich zu viel verlangt?«, fragte sie untypisch verzagt. »Stellst du nicht die gleiche Forderung an mich?«
Das war nun wirklich nicht zu vergleichen, fand Candamir. Aber er hatte von Anfang an gewusst, dass diese Frau anders war, seltsam. Es sollte ihn also nicht verwundern, wenn sie besondere Ansprüche stellte. Er konnte keinen Sinn in ihrer Forderung erkennen und fand sie unverschämt, aber da er noch nie im Leben etwas so sehr gewollt hatte wie Siglind, fasste er seinen Entschluss ohne langes Zögern.
»Einverstanden.«
Sie sah ihn unverwandt an. »Du wirst Gunda aus dem Haus schicken.«
Es gab nur einen Ort, wohin er Gunda schicken konnte.
»Das bedeutet zwangsläufig, dass Hacon sie bekommt«, protestierte er schwach.
Siglind nickte. »Überleg dir, ob du das in Kauf nehmen kannst, ohne es mir irgendwann vorzuwerfen. Überleg es dir gut. Aber du musst dich entscheiden. Sie oder ich.«
»Ich wähle dich.«
»Dann schwöre.«
Candamir legte die linke Hand aufs Herz und hob die Rechte.
Gegen Mitternacht trafen Austin, Siglind, Hacon und Gunda sich in der Schmiede, um die heilige Messe zu feiern. Sie taten es seit einiger Zeit regelmäßig, immer an dem Tag der Woche, den der Sachse den Sabbat nannte. Es war nicht ungefährlich. Hätte Candamir Hacon und seine Sklavin dabei ertappt, wie sie sich nachts gemeinsam aus dem Haus schlichen, hätte er natürlich die falschen Schlüsse gezogen, wäre vermutlich in Raserei verfallen und hätte Blut vergossen, ehe irgendwer ihn aufklären konnte. Und das war nicht das einzige Risiko. Austin wusste, wenn die Hexe je erführe, dass er eine kleine Gemeinde um sich geschart hatte, mit der er seinem Gott huldigte, dann wären die Tage der missfälligen Duldung ein für alle Mal vorbei, und Brigitta würde keine Ruhe geben, ehe irgendwer ihn erschlagen hatte. Vermutlich würde diese Ehre Osmund zufallen, der ja seit ihrer Ankunft in Catan Brigittas treuester Gefolgsmann war, und das wäre besonders bitter für Candamir. Nein, es war klüger, den Gottesdienst so heimlich zu feiern, wie die frühen Christen im gottlosen Rom es hatten tun müssen.
Er breitete ein kleines Tuch auf dem Amboss aus, das Siglind liebevoll mit rotem Faden bestickt hatte, legte sein schlichtes Kreuz und ein Stück Brot darauf und stellte einen Becher Wasser daneben, denn er hatte ja keinen Wein. Das spielte keine Rolle. Er war zuversichtlich, dass der Herr ebenso wie er selbst bereit war, Zugeständnisse zu machen. Immerhin war es eine geweihte Kapelle, in der sie sich versammelten, dafür hatte Austin kraft seines Priesteramtes sorgen können. Was Harald wohl gesagt hätte, wenn er gewusst hätte, dass er seinen Hammer auf geheiligtem Boden schwang …
Austin wartete, bis seine drei Schäfchen vor ihm knieten, ehe er segnend die Hand hob. »In nomine patris, et filii, et spiritus sancti.«
Mit ehrfürchtig gesenkten Köpfen machten sie das Kreuzzeichen.
Er folgte der lateinischen Liturgie, die man ihn gelehrt hatte, aber er lockerte sie hier und da ein wenig auf, denn er wusste, es wäre unklug, seinen drei Gläubigen das Gefühl zu vermitteln, sie seien vom heiligen Mysterium der Messe ausgeschlossen. Er erzählte ihnen zwischendurch kleine Geschichten von den Taten der Patriarchen oder den Wundern, die Jesus gewirkt hatte. Davon konnten sie einfach nie genug bekommen. Und manchmal stimmte er einen der Gesänge an, die im Kloster Bestandteil seines täglichen Lebens gewesen waren und von denen er immer so schreckliches Heimweh bekam.
Als er Brot und Wasser schließlich gewandelt hatte und Siglind reichte, schüttelte sie den Kopf.
Er schaute sie fragend an, eine Spur verärgert gar, doch sie schüttelte nur wieder den Kopf.
Austin wandte sich an Hacon. »Corpus Jesu Christi custodiat animam tuam in vitam aeternam.«
»Amen«, antwortete Hacon, beinah tonlos vor Ergriffenheit, und nahm ein Stück von dem Brot.
»Was hatte das zu bedeuten?«, fragte der Mönch Siglind, als Hacon und die junge Friesin nach dem Schlusssegen aus der Schmiede geschlüpft waren.
»Ich war nicht würdig«, erklärte sie entschieden, aber ohne besondere Zerknirschung.
Der Sachse faltete das Altartuch sorgfältig zusammen und legte es liebevoll mitsamt dem Kruzifix und dem schlichten Becher in den Beutel, der auch die Bibel
Weitere Kostenlose Bücher