Die Siedler von Catan.
Luftzug von der Tür und schauten sich um.
Siglind stand vom Webrahmen auf und trat ihm entgegen.
»Willkommen daheim, Seemann«, sagte sie, und bei ihrem Lächeln durchrieselte es ihn wohlig.
Polternd stellte er die Kiste ab und schlang die Arme um seine Frau, ließ die Linke ungeniert in ihrem Nacken in den Ausschnitt des Kleides gleiten.
»Ich bringe herrlichen Fisch zum Julfest«, verkündete er gedämpft, das Gesicht in ihre Flechten gedrückt.
Sie strich ihm über den Rücken. »Das ist sehr gut von dir. Aber du bist ganz nass und kalt. Komm ans Feuer und wärm dich auf.«
»Ich wüsste was Besseres …«, murmelte er.
»Ja, darauf wette ich«, raunte sie ebenso gedämpft. Es klang verschwörerisch, und sie sahen sich lachend in die Augen. Doch dann deutete sie ein Kopfschütteln an. »Wir können gleich essen.«
Er war ausgehungert. »Riecht wunderbar«, bemerkte er, ließ von ihr ab, nahm aber gleich wieder ihre Hand und zog sie mit sich zum Tisch. »Sachse, bring mir zu trinken.«
»Ja, Herr. Soll ich den Met heiß machen?«
»Nicht nötig.«
Austin füllte einen Krug aus dem Metfass und brachte ihn mit zwei Bechern zum Tisch. Candamir nahm auf seinem Hochsitz Platz, Siglind an seiner Seite. Er schaute sich ausgiebig um. Nach fünf Tagen sah er sein Haus wieder mit frischem Blick, und er stellte fest, wie viel sich seit ihrem Einzug schon verändert hatte. So unermüdlich, wie Siglind den ganzen Sommer und Herbst über Dächer gedeckt hatte, war sie nun tagein, tagaus am Webstuhl beschäftigt, und ein wundervoll gemusterter Teppich bedeckte die zuvor so kahle Wand zwischen den Fenstern. Bunte Decken und mit größter Sorgfalt gegerbte Felle polsterten Hochsitz und Bänke. Auf dem Tisch standen zwei Öllampen, die Tjorv und Nori aus dem weichen Kalkstein des Graslandes gemacht hatten. Die eine hatte einen Henkel in Form einer eingerollten Schlange, in dem anderen konnte man mit ein bisschen gutem Willen einen Rabenkopf erkennen. Ein lebhaftes Feuer prasselte im Herd, ein Kessel mit einem Eintopf aus Kaninchenfleisch, frischen Kräutern und Pilzen hing darüber und verbreitete einen herrlichen Duft.
Candamir atmete tief durch. »Ich muss schon sagen … Es ist wunderbar, wieder zu Hause zu sein.« »Na, das will ich doch hoffen«, bemerkte Siglind trocken, nahm ihren Becher und trank ihm zu. Ein beinah übermütiges Funkeln lag in ihren Augen, und es schmeichelte ihm nicht wenig, dass seine Rückkehr sie offenbar so sehr erfreute.
Heide stellte hölzerne Schalen auf den Tisch und legte Löffel dazu. »Schönen Fisch hast du mitgebracht, Herr«, lobte sie zufrieden. »Ich fang noch heute Abend an zu räuchern.«
»Tu das.«
»Wenigstens etwas, das an Elasund erinnert. Odin vergebe mir, aber ein Julfest ohne Schnee … das ist schon seltsam.«
»Du hast Heimweh, Heide«, neckte er sie.
»Ich bin nur ein dummes, undankbares altes Weib«, brummte sie, füllte den Eintopf auf, und auch die Knechte kamen an den Tisch.
»Und?«, fragte Candamir mit vollem Mund. »Was gibt es Neues?«
Nori wartete höflich, ob die Herrin der Halle etwas zu sagen hatte. Da das offenbar nicht der Fall war, ergriff er das Wort.
»Ich möchte gern heiraten, Herr.«
»Wirklich?«, Candamir schaute ihn neugierig an. »Wer ist die Glückliche?«
»Freydis. Sie gehört Eilhard.«
Candamir nickte. Er kannte die Magd des alten Eilhard. Sie war Margilds Amme gewesen, aber da Margild bald selbst heiraten würde – auch wenn noch nicht feststand, wen -, war eine Amme im Haushalt des alten Kriegers gewiss verzichtbar. Freydis war ein paar Jahre älter als Nori, schätzte er, und sie hatte einen verkrüppelten Fuß, aber sie war ansonsten gesund und konnte gewiss noch Kinder bekommen. Candamir hatte keine Einwände gegen die Verbindung.
Er schaute zu Siglind. »Was denkst du?«
Sie machte eine ermunternde Geste. »Nur zu. Wir könnten hier weiß Gott noch ein Paar Hände gebrauchen. Ich hoffe, Eilhard macht sie nicht zu teuer.«
Nori rührte verlegen in seiner Eintopfschale. »Er will ein Schaf«, eröffnete er ihnen mit gesenktem Kopf.
Candamir seufzte. Alle wollten Schafe. Obwohl die kleinen Bergziegen, die sich jetzt fast jeder hielt, gute Wolle und Milch gaben und auch gar nicht übel schmeckten – jedenfalls die Zicklein -, waren Schafe so begehrt wie in der alten Heimat Gold und Silber. Und vermutlich aus genau dem gleichen Grund: Allein ihre Knappheit machte sie kostbar. Früher wäre ein Schaf ein lächerlicher
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