Die Siedler von Catan.
Bruder die flache Hand entgegen. Zwei schmale Silberreifen lagen darin, der eine klein, der andere groß, aber sie trugen das gleiche einziselierte Wellenmuster. Sie waren nicht vollkommen makellos und gleichmäßig, doch das Silber leuchtete satt und strahlend im Licht der beiden Wachskerzen, die auf der Wandtruhe standen.
»Was … ist das?«, fragte Candamir dümmlich.
Hacon sammelte seinen Mut, sah seinem Bruder in die Augen und lächelte. »Mein Geschenk an euch.«
»Und sind sie nicht vortrefflich geworden?«, fragte Harald leise, aber mit unverhohlenem Stolz auf seinen Lehrling. »Es gibt nicht nur Eisenerz in den Bergen im Osten, weißt du. Wir haben auch Kupfer und Silber gefunden. Und als Hacon hörte, dass ihr Ringe braucht, hat er beschlossen, sich als Silberschmied zu versuchen. Ich konnte ihm fast nichts darüber beibringen. Er ist ein Naturtalent.«
Mit ungläubigem Staunen betrachtete Candamir die feinen Schmuckstücke.
»Ja, sie sind wirklich hübsch«, lobte Austin, der offenbar fand, dass seine Geduld hier ungebührlich strapaziert wurde.
»Können wir jetzt vielleicht beginnen?« Er nahm die Ringe aus Hacons Hand, gab Candamir den kleinen und
Siglind den großen.
Das Brautpaar wandte sich ihm wieder zu, und er forderte sie auf, ihm nachzusprechen: »Mit diesem Ring nehme ich dich zu meinem vor Gott angetrauten Ehemann … meinem Eheweib … und gelobe, dich zu halten und zu ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet.«
Candamir und Siglind schauten sich tief in die Augen, während sie ihr Versprechen tauschten, und als sie sich gegenseitig den Ring ansteckten, stellte Candamir zu seiner Verwunderung fest, dass beide perfekt saßen.
Austin breitete die Hände aus, murmelte irgendwelche unheimlich klingenden Zaubersprüche in einer fremden Sprache, von denen Candamir himmelangst wurde, machte dann ein merkwürdiges kreuzförmiges Zeichen mit der Rechten, das Hacon und Siglind zu allem Überfluss auch noch nachahmten, und dann war es überstanden.
Candamir verharrte einen Augenblick mit eingezogenem Kopf. Aber weder Donnergrollen ertönte, noch traf ihn ein Blitz aus heiterem Himmel. Er atmete erleichtert auf und wartete keine priesterliche Aufforderung ab, ehe er seine Frau in die Arme schloss, als wolle er ihr jeden einzelnen Knochen im Leib brechen, und sie ungeniert küsste.
Austin wandte sich mit einem ebenso verstohlenen wie missfälligen Kopfschütteln ab.
Als Candamir Siglind endlich freigab und einen kleinen Schritt zurücktrat, fiel sein Blick auf den funkelnden Reif an ihrem Finger, und er wandte sich zu Hacon um. Einen Moment beäugten sie sich unsicher. Dann atmete Candamir tief durch.
»Also schön. Meinetwegen.« Er legte ihm die beringte Hand auf die Schulter. »Danke, Bruder.«
Es war nicht viel. Aber Hacon hatte das Gefühl, als wäre eine Last von der Größe eines Findlings von seinen Schultern genommen, und er schloss erleichtert die Augen. Gleichzeitig legte er seine Hand hastig auf Candamirs, ehe der sie zurückziehen konnte, drückte sie kurz und ließ sie dann los. Sie sagten kein weiteres Wort zueinander. Doch als seine Familie sich verabschiedete und zur Tür drängte, war es Hacon, den Candamir anschaute, während er sagte: »Asta, nimm Gunda mit. Ich will sie nicht länger im Haus haben, und ich weiß, du kannst sie gut gebrauchen. Ich schenke sie euch. Aber ich will den Jungen, sobald er alt genug ist, auf die Milch seiner Mutter zu verzichten. Was aus dem Balg wird, das sie trägt, soll mich nicht kümmern.«
Asta nickte und ließ sich weder ihre Erleichterung über diese Lösung anmerken noch ihr Mitgefühl für Gunda, die ihren Sohn verlieren würde. »Wie du willst. Danke, Candamir. Und gute Nacht.«
Candamir wartete, bis die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte. Dann trat er gemächlich zu seiner Braut, schaute mit leuchtenden Augen auf sie hinab und legte die Hand an die Bronzespange, die ihren Trägerrock hielt.
»Candamir …«
»Was?«, er löste die erste Spange. Die kurze Kette, die die Spangen miteinander verband, klimperte leise.
»Ich … Danke. Danke, dass du das für mich auf dich genommen hast. Ich weiß, dass dir das nicht leicht gefallen ist.« Sie verschränkte die Arme in seinem Nacken und schaute zu ihm auf.
Er lächelte und ergab sich willig dem Zauber dieser blauen Augen. »Nein. Aber ich hatte es dir versprochen, und außerdem war ich Austins Gott etwas schuldig. Jetzt sind wir quitt.«
»Aber
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