Die Siedler von Catan.
…«
Er legte einen Finger auf ihre Lippen und schüttelte den Kopf. »Schsch. Wir reden morgen darüber. Jetzt will ich wissen, wie du aussiehst, wenn du nichts als diesen Ring trägst.«
Auch in Catan näherte sich der jährliche Kreislauf des Säens und Erntens allmählich dem Ende. Die Felder waren bestellt, und eigentlich wäre nun die Zeit des Schlachtens, Räucherns und Pökelns gekommen, aber die Siedler sahen keine Veranlassung, so viel Vieh zu schlachten wie früher. Da es in Catan keinen Schnee und offenbar auch keine eisigen Temperaturen gab, war damit zu rechnen, dass das Gras den ganzen Winter über weiter wachsen würde und sie das Vieh weiden lassen konnten. Wofür haben wir eigentlich all das Heu gemacht?, fragten sie einander.
Gegen Mitte des Nebelmondes, gerade rechtzeitig bevor die schweren Regenfälle einsetzten, wurde das letzte der Häuser fertig, das Ivar, der Kapitän des Meerespfeils, der das schlechteste Los erwischt hatte, mit seinem großen Haushalt bezog. Nun fehlte nur noch die Mühle, doch war deren Bau ein großes, kompliziertes Unterfangen, und sie hatten beschlossen, es auf das nächste Jahr zu vertagen. Austin hatte Wassermühlen in seiner Heimat gesehen, aber er wusste nicht viel darüber. Olaf war der Einzige gewesen, der sich je für ihre Konstruktion interessiert, auf seinen vielen Reisen so manche Mühle besucht hatte und den Siedlern Näheres darüber hätte sagen können. Aber auf Olafs Rat mussten sie fortan verzichten. Alle waren sich einig, dass das kein sehr großer Verlust sei. Ihr bisschen Roggen konnten sie ebenso gut mit Handmühlen mahlen, und wenn sie nächstes Jahr Weizen und Gerste ernteten, bestand immer noch die Möglichkeit, einen großen Mühlstein herbeizuschaffen und von einem Ochsen drehen zu lassen. Das hatte Candamir einmal im Frankenland gesehen.
Immer noch gab es Dutzende wichtiger Dinge zu tun: Speicherhäuser, Scheunen, Badehäuser und Ställe mussten errichtet werden, auch das Roden sollte fortgesetzt werden, wann immer das Wetter es zuließ. Die beinah schläfrige Winterruhe, zu der Schnee, Eis und Dunkelheit sie in der alten Heimat verurteilt hatten, stellte sich hier einfach nicht ein, und Harald bemerkte, wenn sie nicht Acht gäben, würden sie das ganze Jahr ohne Unterbrechung weiterschuften, und das könne nicht gesund sein.
Zu Beginn des Julmondes endlich verzogen sich die grauen Regenwolken, und die Sonne kam wieder zum Vorschein. Der kühle, stetige Wind wurde schließlich einfach zu viel für Candamir; er konnte seine Sehnsucht nach dem Meer nicht länger zügeln. Er sprach mit Osmund und Jared und einigen anderen, und sie kamen überein, dass sie alle die ewigen Forellen satt hatten und sich nach einem anständigen Seefisch sehnten. Also machten sie den Seedrachen klar und fuhren für ein paar Tage zum Fischen aufs Meer hinaus.
Sie machten reiche Beute, fingen große, bis zu drei Ellen lange Fische, die den Dorschen und Seehechten der alten Heimat ähnlich waren, aber auch kleinere, zarte und unglaublich wohlschmeckende, für die sie keine Namen wussten. Candamir genoss die unbeschwerten Tage auf See, die unkomplizierte Kameradschaft, die es nur dort geben konnte, wo weit und breit keine Frau war. Er sog die salzige Luft tief und gierig ein und fragte sich, wie er so lange darauf hatte verzichten können.
Und abends saßen Osmund und er in Felldecken gehüllt an Deck und redeten so wie früher und betranken sich. Jared und Sigurd, die zu Hause beide um die junge
Margild warben, begannen jeden Abend eine Schlägerei und boten den anderen ein lohnendes Schauspiel. Es war herrlich.
Doch nach fünf Tagen war Candamirs Gier nach der See gestillt, und stattdessen überkam ihn die Sehnsucht nach seiner Frau. Auch die anderen fanden, es sei an der Zeit umzukehren. Den Fang der ersten Tage hatten sie ausgenommen und zum Trocknen auf Schnüre gezogen, doch sie wollten möglichst viel frischen Fisch nach Hause bringen, damit die Frauen ihn räuchern konnten.
Da der Wind auf Ost gedreht hatte, mussten sie den Fluss hinaufrudern, und ehe sie ankamen, zog der Himmel sich wieder zu. Bald begann ein eisiger, dichter Regen zu fallen, und sie beglückwünschten sich gegenseitig zu dem weisen Entschluss, rechtzeitig vor dem Wetterumschwung heimzufahren – zumindest beinah rechtzeitig.
Triefend nass, durchfroren und mit einer schweren Kiste auf der Schulter kam Candamir schließlich bei Dämmerung zu seiner Halle. Alle fühlten den kalten
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