Die Siedler von Catan.
Siglind an ihren Fesseln zerrte, aber das war aussichtslos. Olaf verstand sich auf Knoten, und der Bettpfosten würde ganz gewiss nicht nachgeben. Candamir selbst hatte dieses Bett gebaut, und er wusste, es war stabil. Doch Siglinds Unbeugsamkeit beschämte ihn. Wütend über seine eigene Schwäche, versuchte er, sich aufzubäumen und Olaf von sich zu schleudern, ehe der Riemen um seine Gelenke festgeknotet war. Aber er war zu langsam, zu atemlos und zu zermürbt von dem Schmerz in seinem Unterleib. Also wurde der Knoten festgezurrt, bis das Leder in die Haut schnitt, und Candamir lag auf den Knien auf der kalten Erde und erkannte, dass er geschlagen war. »Was hast du mit meinem Gesinde gemacht?«, fragte er.
»Ich nehme sie mit. Ich brauche mehr Männer.«
»Ah ja? Und wie willst du verhindern, dass sie dir wieder davonlaufen?«
»Den beiden Tölpeln, die schon dein Vater hatte, mach ich erst ein bisschen Angst, dann geb ich ihnen eine Frau. Das sollte reichen. Deinem Sachsen schneide ich die Sehnen über den Fersen durch. Er wird nirgendwo mehr hinlaufen. Ich brauche ihn wegen seiner Heilkunst und der vielen anderen nützlichen Dinge, die er weiß; auf seine Füße kann ich verzichten.«
Candamir drehte die Handgelenke gegeneinander. Er bildete sich ein, der Riemen habe sich ein wenig gelockert. So unauffällig wie möglich machte er weiter. »Du versuchst, mit Sklaven eine zweite Siedlung zu gründen?«, fragte er, und für einen kurzen Moment überwog sein Erstaunen die Angst. »Du bist ja närrisch, Olaf. Was hast du ihnen denn schon zu bieten, was sie hier nicht
bekommen?«
»Oh, allerhand. Die Freiheit – oder zumindest etwas, das sie dafür halten -, Frauen, ein arbeitsfreies Leben. Und deinen Roggen, deine Schafe und deine übrigen Vorräte.«
Panik drohte über Candamir hinwegzuspülen, aber er hatte sich sogleich wieder in der Gewalt. Er wusste, er und Siglind würden keine Vorräte und kein Vieh mehr brauchen.
Trügerisch sanft nahm Olaf ihn beim Oberarm und zog ihn auf die Füße, gab vor, ihn zu stützen, und strich ihm dabei unmissverständlich über eine Gesäßbacke.
Candamir spürte seine Eingeweide ebenso wie seine Hoden schrumpfen und konnte einen kläglichen Laut des Entsetzens nicht ganz unterdrücken.
Olaf lachte zufrieden und tätschelte die andere Backe. »Mir bleibt leider nicht die Zeit, es euch beiden zu besorgen, aber ich denke, deine schöne Königin werde ich einfach mitnehmen. Dann kann ich mich ihr in aller Ruhe widmen, und sie wird mir in vielerlei Hinsicht nützlich sein. Doch nach dir hab ich mich schon so lange verzehrt, Candamir, dass ich keinen Augenblick länger mehr warten kann.«
Wie betäubt ließ Candamir sich zur Truhe an der Wand führen, doch in der Mitte des großzügigen Raums riss er sich plötzlich los und trat Olaf vors Schienbein. Er hatte beabsichtigt, ihm den Knochen zu brechen, doch das erhoffte berstende Geräusch blieb aus. Olaf stieß dennoch einen heiseren Schmerzenslaut aus und fluchte, aber er reagierte ungeheuer schnell. Mit einem geschickten Ausfallschritt wich er dem nächsten Tritt aus und schlug Candamir fast gleichzeitig eine Faust in den Magen und die andere gegen den Kehlkopf. Candamir taumelte, aber noch war sein Kampfgeist nicht gebrochen. Mit der
Schulter versuchte er, Olaf abzudrängen und gegen die Wand zu schleudern. Olaf packte ihn von hinten an der Kehle und drückte zu.
Candamir tat alles, um ihn mit ruckartigen Bewegungen abzuschütteln, doch er bekam immer weniger Luft, und schließlich wurde ihm schwarz vor Augen. Mit erschreckender Plötzlichkeit wich alle Kraft aus seinen Beinen, und er sackte zu Boden, Doch ehe er besinnungslos wurde, ließ Olaf seine Kehle los, drückte seine gefesselten Hände nach oben zwischen die Schulterblätter und zwang seinen Oberkörper so nach vorn. Krachend schlug Candamir mit der Stirn auf den Deckel der Truhe. In langen, rasselnden Zügen rang er um Atem, während seine Niederlage und die Demütigung ihm heiße Tränen in die Augen trieben.
Olaf kniete hinter ihm, drückte mit der Linken immer noch Candamirs Hände nach oben und nestelte mit der Rechten an seiner Kleidung herum. Candamir riss den Kopf zur Seite und sah durch den Vorhang seiner Haare Siglind keine fünf Schritte entfernt stehen. Ihr Gesicht war starr, ihr Blick gequält, und als er die Zähne aufeinander biss, um für den Schmerz gewappnet zu sein, erfüllte sie ihm seinen unausgesprochenen letzten Wunsch und schloss die
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