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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Endlich konnte sich das Orakel erfüllen …
    Er hob den Becher an die Lippen und nahm einen tiefen Zug. Der Met war süß und würzig, genau so, wie er ihn gern hatte. Es durchrieselte ihn wohlig. Er stellte den Becher auf dem Tisch ab und legte seiner Sklavin die Hand auf die Schulter.
    Sie hob den Kopf und war ein wenig verwundert über das unbeschwerte, beinah spitzbübische Lächeln, mit dem er sie betrachtete. Das sah ihm nicht ähnlich.
    »Geh ins Badehaus und füll den Zuber«, sagte er unvermittelt. »Ich bin staubig und will baden.«
    »Ja, Herr.«
    »Aber nicht allein.«
    »Dann komme ich mit und schrubbe dir den Rücken«, versprach sie lächelnd.
    Osmund brummte zufrieden. »Das klingt wunderbar.«
    Birte stand auf. »Wo ist Roric?«, erkundigte sie sich, während sie ein paar glühende Holzkohlen aus dem Herd in eine steinerne Schale schaufelte, um das Wasser im Badehaus auf eine angenehme lauwarme Temperatur zu bringen.
    »Mit seinen Geschwistern und der Amme am Fluss. Wir trafen sie, als wir zurückkamen. Sie wollen fischen, glaube ich.«
    Die Magd nickte beruhigt. Sie hatte eine besondere Schwäche für den stillen, verträumten Roric, und sie wollte nicht, dass er heimkam und sich allein in einem leeren Haus fand, während sie seinem Vater im Badehaus die Zeit vertrieb. Sie wusste, der Junge neigte zu Ängstlichkeit.
    Mit der steinernen Schale auf der Hüfte ging sie zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Leere in Ruhe deinen Becher und dann komm. Nicht zu bald, sonst ist das Wasser noch nicht warm.«
    »Ich will versuchen, mich in Geduld zu fassen«, versprach Osmund.
    Austins Haus war das eigenartigste, das Hacon kannte. Halb verborgen hinter Nusssträuchern und kleinen, knorrigen Apfelbäumen stand es inmitten eines Kräutergartens zwischen Candamirs Haus und Haralds Schmiede. Als freier Mann hätte Austin natürlich ein Anrecht darauf gehabt, Ackerflächen zu roden, Felder zu bestellen und große Viehherden wie alle anderen zu halten, doch er hatte nichts von alldem gewollt. Er besaß eine Kuh, die auf den Namen Godiva hörte, eine Sau und ein paar Hühner. Das war alles. Austin war genügsam. Sein geringer Bedarf an Getreide und Gemüse wurde reichlich durch die Gaben gedeckt, die er als Lohn für die Heilung von Krankheiten und Versorgung von Wunden oder für seine Salben und Tinkturen bekam. Von den Deckenbalken seines Häuschens hingen stets irgendwelche Kräuterbündel, die er zum Trocknen dort aufhängte, eine ganze Längswand war mit Regalbrettern versehen, auf denen sich Tiegel und kleine Krüge aufreihten. Doch nicht diese Utensilien der Heilkunst waren es, die die Behausung so eigentümlich machten, auch nicht der kleine Altar mit dem Kreuz und der Kerze an der Ostwand, sondern die Bücher und all die Gerätschaften ihrer Herstellung prägten das Bild in der hellen, einräumigen Kate.
    Aus Tierhäuten stellte Austin Pergament her, schnitt es zu gleichmäßigen Bogen, zog Schreiblinien darauf und malte sie mit seinen kleinen Runen voll, ehe er sie zusammennähte und in lederbezogene Holzdeckel band.
    Außer der lateinischen Bibel standen schon fünf fertige Werke auf einem der Borde an der Wand: eine Abhandlung über die Heilkräuter Catans, die Regel des heiligen Benedikt, eine Sammlung mit Sagen und Liedern, die die Cataner aus der alten Heimat mitgebracht hatten, eine lateinische Grammatik und natürlich die Chronik von Catan, der längst ein eigenes Buch gewidmet war und die Austin laufend fortsetzte, wenn es wichtige Ereignisse zu berichten gab.
    Immer noch empfand Hacon den Anblick der Bücher als fremdartig. Doch sie erfüllten ihn nicht mehr mit Furcht, sondern mit Neugier und einer seltsamen Erregung, die etwas von Abenteuerlust hatte.
    »Woran arbeitest du?«, fragte er zur Begrüßung, als er eintrat. Er zog den Kopf ein, trotzdem strichen ihm die Lavendel-und Kamillebüschel über den Schopf und betörten ihn mit ihrem Duft.
    Austin saß am Tisch über einen seiner ungezählten Pergamentbogen gebeugt und schrieb. Ohne aufzusehen, antwortete er: »Am Heiligenkalender. Ich habe beschlossen, die Übersetzung der Bibel erst einmal ruhen zu lassen. Es ist wichtiger, die Dinge aufzuschreiben, die ich nur in meinem Gedächtnis bewahre, wie die Liturgie oder auch die Regel des heiligen Benedikt, die schon fertig ist. Die Viten und Festtage der Heiligen zählen auch dazu, und sie dürfen nicht verloren gehen.« Als der Tintenstrich zu dünn wurde, setzte er die Feder ab und sah

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