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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vermeiden.
    »Ich war noch nicht dort«, antwortete Candamir. »Wir waren doch über eine Woche fort und sind erst vor zwei Stunden zurückgekommen. Osmund lässt man am besten ein wenig Zeit, wenn er nach so langer Abwesenheit heimkommt, denn er hat dann immer alle Hände voll zu tun.«
    Austin errötete, und lachend schlenderte Candamir in den Kräutergarten hinaus, der die laue Frühlingsluft mit den herrlichsten Düften erfüllte.
    »Geh, Kind«, sagte Brigitta. Ihre Stimme war zu einem heiseren Flüstern geworden, aber immer noch erstaunlich deutlich. »Du hast alles getan, was du für mich tun konntest. Jetzt geh.«
    »Schick mich nicht fort«, bat Inga. »Ich kann dich doch nicht allein lassen.«
    »Ich bin nicht allein«, widersprach die Alte und wies mit einer matten Geste auf ihre drei Raben. Von den schwarzen Gesellen war allein Skuld übrig geblieben. Seine beiden Artgenossen waren Brigitta in die andere Welt vorausgegangen, und ihre Nachfolger waren schneeweiße Catanraben. So hockten nun zwei weiße und ein schwarzer Vogel am Fußende des Sterbelagers, so still und ergeben wie eh und je. Ein matter Glanz, wie eine Erinnerung an ein liebevolles Lächeln, trat in die gelblich trüben Augen der alten Frau, als sie ihre treuen Gefährten betrachtete. »Nein, sei unbesorgt, mein Kind. Ich bin nicht allein.«
    Inga spürte eine Gänsehaut auf Armen und Rücken. Sie wusste, dass dies ein endgültiger Abschied war. »Oh, Brigitta … « Sie versuchte nicht mehr, ihre Tränen hinunterzuwürgen. »Was soll ich nur tun ohne dich? Ich kann das nicht …«
    »Oh doch, du kannst. Du weißt alles, was du wissen musst. Und du hast alles, was du brauchst: die Runen, die Sprüche, und bald hast du auch die Raben. Obendrein hast du den Mann und den Sohn, um die Prophezeiung zu erfüllen. Also hör auf zu heulen und dich zu beklagen.«
    Wider Willen musste Inga lachen. Sie nahm Brigittas uralte, fleckige Hand in ihre beiden und küsste sie liebevoll. »Du hast Recht. Vergib mir. Natürlich kann ich. Und willig nehme ich dir die Bürde ab, die du so lange getragen hast.«
    »Ja, sie sollte auf jüngeren Schultern als meinen ruhen, das wissen die Götter«, brummte Brigitta. »Und nun fort mit dir. Lass uns dies hier nicht in die Länge ziehen. Schick nach meinem Unhold von Sohn. Er hat mir wenig Freude beschert, aber ich will ihn trotzdem noch einmal sehen.«
    Inga beugte sich vor, küsste Brigitta auf die Stirn und ließ dann ihre Hand los. »Ich hole ihn dir. Glückliche Reise, Brigitta.«
    Die runzeligen Lider schlossen sich. »Leb wohl, Inga.«
    Sie brauchte nicht bis zu Haflads Haus am Nordrand des Dorfes zu gehen, um den Köhler zu rufen, denn er saß vor der Hütte seiner Mutter auf der Erde, die Beine ausgestreckt, die Hände im Gras, und heulte wie ein Bengel.
    Inga legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. »Sie verlangt nach dir.«
    Er nickte, kam schwerfällig auf die Füße und ging zur Tür. Den plumpen, grau bezottelten Haflad so bitterlich weinen zu sehen, machte es Inga plötzlich leicht, ihre eigenen Tränen zu trocknen. Sie war gefasst, von einer tröstlichen, melancholischen Ruhe erfüllt, als sie die Dorfwiese überquerte und sich nach Westen wandte.
    Doch ihre Ruhe währte nur so lange, bis sie nach Hause kam. Als sie in ihren Hof trat, der an der Westseite von der Halle, nach Norden von den Wirtschaftsgebäuden und im Süden vom Fluss begrenzt war, passierte sie das Badehaus fast als Erstes, und die Geräusche, die durch die Bretterwände drangen, waren unmissverständlich. Alma, die fränkische Amme, hatte Birte einmal vorgeworfen, sie mache einen solchen Lärm, wenn sie mit dem Herrn zusammen sei, als wolle sie ganz Catan verkünden, dass er sie erwählt habe. Inga hatte das Geplänkel der Mägde zufällig gehört und bei sich gedacht, dass Alma den Mund ziemlich voll nahm, wenn man bedachte, dass sie ihrem Herrn mit schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr einen Bastard schenkte. Trotzdem hatte das fränkische Luder nicht ganz Unrecht, musste Inga jetzt einräumen. Vermutlich konnte man Birtes Lustschreie bis ins Leere Land hören …
    Angewidert wandte Inga sich ab, hastete über den Hof und ging ins Haus. Drinnen war es heiß und stickig. Mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln registrierte sie, dass schon wieder irgendwer einen der Fensterläden geöffnet hatte, und schlug ihn krachend zu. Sie hätte gern noch mehr Radau gemacht. Das Geschirr zertrümmert oder laut geschrien, ganz gleich,

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