Die Siedler von Catan.
Miene?«
Zum ersten Mal schaute Candamir ihm in die Augen.
»Möge deine Beute so reich sein, wie du verdienst.«
Die Männer in der Runde raunten aufgebracht, und Lars runzelte die Stirn. Hacon versuchte verzweifelt, seinen Bruder mit stummen Blicken zur Vernunft zu mahnen.
»Ich bin durstig!«, rief Gunnar plötzlich und hielt seinen Becher hoch. Er war ebenso betrunken wie sein Bruder. »Steh nicht da rum, Candamir, hol den Krug her! Und am besten füllst du gleich einen neuen«, befahl er.
Candamir wandte sich ab, und der gefährliche Moment war vorbei.
Wie schon so oft in den letzten Wochen beäugte Hacon Gunnar verstohlen und rätselte, was wohl wirklich in ihm vorgehen mochte. Er hasse sie, hatte er gesagt, und tatsächlich schien ihr Schicksal ihm völlig gleichgültig zu sein. Meist schaute er eher unbewegt zu, wenn Lars seine grausamen Spiele mit Candamir trieb, doch er schien wenig Vergnügen daran zu finden, beteiligte sich niemals daran. Und manchmal sagte oder tat er irgendetwas, das Candamirs Los ein wenig erleichterte, so wie gerade eben. Nie auf eine Art, dass es wirklich aufgefallen wäre. Hacon zweifelte, dass irgendwer außer ihm und Candamir es je bemerkte. Er war nicht einmal sicher, dass Gunnar selbst sich dessen bewusst war. Und dennoch war es so. Es war eine Schande um diesen Mann, hatte Hacon schon manches Mal gedacht. Gunnar war vermutlich ein ebenso anständiger Kerl wie Jared. Wäre er älter gewesen und hätte eine Wahl gehabt, hätte er sich damals vielleicht
ganz anders entschieden …
»Hacon? Schläfst du?«, fragte Lars scharf.
Er fuhr leicht zusammen. »Entschuldige. Was sagtest du?«
»Ich fragte, ob mein Schwert morgen früh fertig wird, sodass ich es mitnehmen kann.«
»Nein, ich fürchte, es dauert noch ein paar Tage«, antwortete Hacon steif. »Ein gutes Schwert braucht eine Woche, das ist nun einmal so.«
»Hm.« Es war ein unzufriedenes Grunzen. »Vielleicht sollten wir unsere Fahrt um einige Tage verschieben. Ich hätte dieses Schwert zu gerne mitgenommen.«
Candamir trat in den hell erleuchteten Kreis, in jeder Hand einen schweren Krug, und füllte alle Becher, die ihm entgegengestreckt wurden. Er bewegte sich langsamer und ungeschickter als üblich, denn ihm graute davor, dass die Ketten ihn verraten könnten. Das Zittern seiner Hände hatte sich wieder verschlimmert, und ihm schwindelte vor Hunger. So kam es, dass er jedes Mal, wenn er einen Becher füllte, ein wenig Met verschüttete, wofür sie ihn zuerst auslachten und dann traten.
Hacon sah mit ausdrucksloser Miene zu, genau wie er es Candamir versprochen hatte, aber seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, ohne dass er es merkte.
Wie ein blinder Bettler torkelte Candamir in dem engen Kreis umher, und von allen Seiten traten Füße nach ihm, trafen seine Knöchel, seine Schienbeine, schließlich die Kniekehlen.
Instinktiv streckte Candamir die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. Die Kette spannte sich klirrend, hielt jedoch. Aber einer der schweren Metkrüge entglitt seinem Griff, landete mit einem satten, dumpfen Aufprall auf Lars’ Schädel und ergoss seinen Inhalt über dessen Gesicht, Brust und Schoß.
Bei jedem normalen Fest wäre ein solches Missgeschick Anlass für grölendes Gelächter gewesen. Doch hier war das Gelächter halbherzig, eigentümlich atemlos, und es verebbte schnell wieder.
Blinzelnd sah der Jarl an sich hinab und versuchte erfolglos, sich das klebrige Gebräu aus den Augen zu wischen.
So unauffällig wie möglich huschte die junge Irin herbei, hob den gefallenen hölzernen Krug auf, nahm Candamir den zweiten aus der Hand und ging nun ihrerseits den Kreis entlang, um die Becher zu füllen. Aber wenn sie gehofft hatte, der unangenehmen Stille damit ein Ende zu machen, hatte sie sich getäuscht.
»Mir scheint, mein Sklave will rebellisch werden«, murmelte Lars. Er lallte ein wenig.
»Es war ein Unfall«, sagte Hacon.
Candamir warf ihm einen finsteren, gehetzten Blick zu.
Lars sah mit gerunzelter Stirn zu Candamir auf. »Wenn es ein Unfall war, dann bitte mich um Verzeihung.«
Hacon verlegte sich wieder aufs Beten.
Candamir schluckte. Aber er wusste, was auf dem Spiel stand.
»Ich bitte dich um Verzeihung«, sagte er ausdruckslos.
Verblüffend schnell für einen so betrunkenen Mann trat Lars ihm die Füße weg. »Das ist nicht gut genug!«
Candamir war hart auf den Knien gelandet.
»Versuch es noch einmal«, forderte Lars ihn auf. »Und besser, du
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