Die Siedler von Catan.
überzeugst mich. Sonst könnte ich mich entschließen, deiner schönen Königin einen kleinen privaten Besuch abzustatten und …«
Er kam nicht weiter. Mit einem wahrhaft gequälten Schrei stürzte Candamir sich auf ihn, riss ihm den Sax aus der Scheide und setzte ihn ihm an die Kehle, ehe Gunnar und einer der anderen Männer sich auf ihn stürzten und ihn zurückrissen.
Ein dünnes Blutrinnsal lief an Lars’ Hals hinab, das war alles.
Er betastete die kleine Wunde, als könne er nicht so richtig fassen, wie es so schnell so weit hatte kommen können.
Die beiden Männer hielten Candamir auf den Knien nieder, und Gunnar hatte ihn beim kurzen Schopf gefasst, den Kopf nach hinten gezwungen und den Sax, den er ihm entwunden hatte, an seine Halsschlagader gesetzt. »Soll ich?«, fragte er seinen Bruder.
»Nein.« Lars blinzelte immer noch wie eine Eule im Sonnenschein. »Hol mir die Peitsche, Leif«, befahl er. Dann kam er schwerfällig auf die Füße. »Ich schlag dich tot, Candamir, verflucht sollst du sein. Ich schwöre dir, ich schlag dich tot …« Er taumelte einen Schritt zur Seite.
»Tu’s morgen früh, Bruder«, riet Gunnar. Sein Tonfall war eine Mischung aus gutmütigem Spott über die Trunkenheit des Jarl und eisigem Zorn über den Mordanschlag. »Tu’s morgen früh, wenn du nüchtern und wieder Herr deiner Kräfte bist. Lass ihn ein paar Stunden schwitzen, he? Er läuft dir ja nicht weg.«
Lars zögerte ein paar Herzschläge lang, ehe er nickte. Er war sehr bleich. Obschon ihm ja nichts geschehen war, hatte ihn der plötzliche Angriff erschüttert.
Gunnar zerrte Candamir an den Haaren auf die Füße und aus dem Kreis, gerade rechtzeitig, ehe Lars sich abrupt auf den Boden erbrach. Gunnar schaute nicht zurück, zog lediglich eine angewiderte Grimasse und führte Candamir rüde zu dessen Schlafplatz, wo er ihn zu Boden stieß. »Träum süß«, knurrte er.
Die hohe, steinerne Halle dröhnte vom Schnarchen der Zecher, dass man meinen konnte, das nächste Erdbeben sei gekommen. Candamirs Hände zitterten schlimmer denn je, als er die gestohlenen Schuhe überstreifte und die Fußketten behutsam in die wadenhohen Schäfte stopfte, damit sie beim Gehen nicht klirrten. Dann erhob er sich lautlos und folgte Hacon zur Schmiede.
Sie sprachen kein Wort. Candamir protestierte auch nicht, als Hacon sein Werkzeug an den vertrauten Plätzen ertastete und in seinen Gürtel steckte. Beiden Brüdern schlug das Herz bis zum Halse. Beide schwitzten.
Wortlos beugte Hacon sich vor und nahm seinen Bruder wieder auf die Schultern, wie sie es jedes Mal gemacht hatten, wenn sie an ihrem Schlupfloch arbeiteten. Candamir schob die Lederstücke beiseite, die das Loch abdeckten, steckte die Arme hindurch und hangelte sich ins Freie. Dann ließ er das lange Ende seiner Handketten in die Schmiede hinab. Hacon packte zu.
Jetzt kam der schwierige Teil. Hacon war ein großer, muskulöser Mann und trug obendrein seine Werkzeuge. Candamir war entkräftet und halb verhungert. Aber er wusste, er musste Hacon nur etwa einen halben Klafter hochziehen, ehe sein Bruder sich aus eigener Kraft herausstemmen konnte.
Als Hacon den Rand des Lochs packte, bröckelte der jedoch an einer Seite weg, und Hacon fiel wieder hinunter. Die Kette klirrte – ohrenbetäubend, so kam es Candamir vor.
Aus dem dunklen Loch im Boden war leises Fluchen zu vernehmen.
»Pack wieder zu und rühr dich nicht«, flüsterte Candamir.
»Ich zieh dich raus.«
Er schaffte es mit Mühe. Als es vollbracht war, lagen sie beide einen Moment keuchend auf der scharfkantigen, noch sonnenwarmen Erde, und Candamir hatte den Verdacht, dass er keinen Schritt weiterkommen würde.
Dann fühlte er Hacons Hand, die nach seiner tastete, seine Finger aufbog und etwas hineinlegte. »Iss, Candamir. Aber nimm dir einen Moment Zeit dafür, sonst bekommt es dir nicht. Ich binde uns derweil den Lederschutz um die Schuhe.«
Es war das großzügige Stück Ochsenfleisch, das Candamir Hacon am Abend gebracht, das Hacon jedoch nicht hatte anrühren können. Als die Szene zwischen Lars und Candamir sich zuspitzte und alle sie anstarrten, hatte er das Fleisch rasch unter der Kleidung verschwinden lassen.
»Wollen wir nicht teilen?«, fragte Candamir mit vollem Mund.
Hacon machte sich an seinen Füßen zu schaffen, schlang zwei Lagen dickes Leder darum und zurrte sie mit vorbereiteten Schnüren fest. Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich will nichts.«
Candamir gab einen leisen
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