Die Siedler von Catan.
hab ich gesagt?«
»›Vertrau mir‹.« Er ließ den Hammer niedersausen.
Wenig später war Candamir der verhassten Fesseln ledig und um ein paar Jahre gealtert, so kam es ihm vor. Doch die lang entbehrte Freiheit seiner Glieder verlieh ihm neuen Mut, wie Hacon gehofft hatte, und als sie wieder aufbrachen, schien Candamirs Schritt fast so leicht und federnd wie früher.
Erst gegen Mittag – später, als Hacon erwartet hatte – machte die Entkräftung sich bemerkbar. Candamir wurde still und grimmig und ging mit gesenktem Kopf. Seine
Haut, die beinah drei Monate lang kaum einen Sonnenstrahl gesehen hatte, begann sich zu röten. Hacon zog das Obergewand aus und beschwatzte seinen Bruder, bis der es sich überstreifte.
»Wir wechseln uns ab«, beschied Hacon. »Jeder trägt es eine Stunde, dann ist der andere an der Reihe.«
Candamir nickte und spähte nach Norden. Ein schwacher Schatten erhob sich am Horizont. Es hätte ein Wolkenband sein können, aber sie hofften inständig, dass der Schatten den Rand des Waldes markierte. Doch er schien furchtbar weit weg. Noch befanden sie sich inmitten der Ödnis aus schwarzbraunem Stein, der Staub von der sengenden Sonne festgebacken. Der Durst wurde so schlimm, dass Candamir seinen Hunger völlig vergaß.
Am frühen Nachmittag musste Hacon das Kommando übernehmen und für sie beide alle Entscheidungen treffen. Candamir setzte immer noch einen Fuß vor den anderen, aber sein Kopf nickte bei jedem seiner Schritte, die immer langsamer, immer unsicherer wurden. Hacon legte ihm zaghaft einen Arm um die Taille, um ihn zu führen, und es machte ihm Angst, dass sein Bruder dies willig über sich ergehen ließ.
Die flirrende, heiße Wüstenluft spielte dem Auge grausame Streiche. Hatte der feurige Berg vergangene Nacht zum Greifen nahe gewirkt, als sie von Olafsburg aufbrachen, schien der Wald am Horizont festgezurrt und niemals näher zu kommen. Auch Hacon spürte inzwischen quälenden Durst. Seine Kehle war wie ausgedörrt, die Zunge schien geschwollen und am Gaumen zu kleben. Die Fahrt in die neue Heimat fiel ihm ein, die endlosen Tage des Sturms, als sie ähnlich schlimmen Durst gelitten hatten. Suchend ließ er den Blick über die tote Erde gleiten, doch er entdeckte nichts, das klein und glatt genug für seine Zwecke gewesen wäre, nichts, das auch nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Kiesel hatte. Dann kam ihm ein Gedanke, und er hielt an.
»Nimm deinen Ring ab, Candamir.«
Zum ersten Mal seit Stunden hob sein Bruder den Kopf.
»Was?«
»Deinen Ehering.« Hacon zog den seinen vom Finger und steckte ihn in den Mund. »Du musst ihn lutschen. Das hilft gegen den Durst, glaub mir.«
Langsam hob Candamir die Rechte. »Hab ich meinen Ring noch?«, fragte er ungläubig.
»Ja. Lars wollte ihn dir abnehmen, aber ich habe ihm weisgemacht, der Ring sei ein Geschenk der Götter, Brigitta habe ihn dir bei der Einweihung des Tempels gegeben, und er sei von zu geringem Wert, um Odins Zorn zu riskieren. Weißt du noch?«
Candamir schüttelte den Kopf.
Es war höchstens drei Wochen her, schätzte Hacon. Allmählich begann er sich ernstlich um Candamir zu sorgen. Er nahm dessen Hand und zog den Ring ab. Es ging leicht; der Silberreif saß loser als gewöhnlich, weil auch die Hand abgemagert war.
Hacon wischte ihn an der Hose ab, denn der Ring war von einer schwärzlichen Staubschicht verkrustet, dann steckte er ihn Candamir zwischen die Lippen. »Hier. Aber schluck ihn nicht runter.«
Nicht der Mittag, sondern der Nachmittag war die heißeste Tageszeit im Leeren Land, wenn der dunkle Boden sich aufgeheizt hatte und begann, die gespeicherte Wärme abzustrahlen. Doch es war etwa zu dieser Stunde, da Hacon feststellte, dass der diesige Schatten am nördlichen Horizont deutlicher geworden war. Selbst wenn er nicht gewusst hätte, dass dort ein Wald lag, hätte er es erkannt, bildete Hacon sich ein und schöpfte ein wenig neuen Mut.
Die beiden Wanderer hatten den ganzen Tag keinen Wind gespürt. Dass er da gewesen war, merkten sie erst, als er sich legte. Von einem Herzschlag zum nächsten schien die Luft dick wie Brei, viel zu heiß, um sie zu atmen. Candamir ging vielleicht noch hundert Schritte, ehe er anhielt. Er sah einen Moment angestrengt nach Norden und fiel dann wie ein gefällter Baum. Reglos blieb er auf dem Gesicht liegen.
Hacon hockte sich neben ihn und rüttelte ihn an der Schulter. »Candamir, steh wieder auf. Los, komm schon. Es ist nicht mehr weit. Vielleicht noch
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