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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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auserwählt.«
    Sie schnaubte unwillkürlich. »Welch bestechende Bescheidenheit. Wie kommt er auf diesen Gedanken?«
    Candamir erklärte es ihr. Er erinnerte sie an Brigittas letztes Orakel und sagte ihr, wie Osmund es deutete.
    Während sie ihm lauschte, wurden ihre Augen immer größer. »Oh, Jesus Christus, steh uns bei«, flüsterte sie schließlich.
    »Er will Austin davonjagen.«
    Candamir nickte. »Und ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht zulasse. Ich denke, das nächste Thing muss darüber beraten.«
    Sie wussten beide, dass Osmund seit Jahren die Mehrheit im Thing hinter sich hatte. Und seit seine Frau die Tempelpriesterin war, wagten viele nicht einmal mehr, gegen ihn zu stimmen, wenn sie nicht seiner Meinung waren. Doch weder Siglind noch Candamir wollten das jetzt aussprechen, mitten in der Nacht, wo Sorgen und Ängste so prächtig gediehen. Stattdessen streckte er ihr die Hand entgegen, und sie legte den Kopf auf seine Schulter. Aber viel Schlaf fanden sie beide nicht.

Windmond, Jahr 7
    E in Anschein von Normalität war in ihr Leben zurückgekehrt. Candamir schuftete von früh bis spät in seiner Werkstatt und auf den verschiedenen Bauplätzen im Dorf. Hacon benutzte Haralds Schmiede mit so wie früher, denn es war ein langwieriges, kompliziertes Verfahren, einen neuen Amboss herzustellen, und er fand einfach nicht die Zeit dazu. Aber die Stimmung im Dorf war eigentümlich angespannt. Es gab Leute, die Candamirs Dienste unter einem Vorwand ablehnten und sich stattdessen an Berse wandten. Von Hacon hörte er das Gleiche: Thorbjörn war in die Schmiede gekommen, um einen neuen Hammer zu bestellen, doch er hatte darauf bestanden, dass Harald ihn machte. Als Hacon ihn empört nach dem Grund fragte, hatte Thorbjörn ihn einfach stehen lassen. Candamir war es mit Haflad und einigen anderen nicht besser ergangen.
    Trotzdem fuhr er wie jedes Jahr mit ein paar Freunden zum Fischen aufs Meer, ehe der Herbstregen einsetzte. Er wusste selbst, dass es ein ungünstiger Zeitpunkt war, das Dorf zu verlassen, aber sein Bedürfnis nach der unlängst wiedergewonnenen Freiheit überwog alle Bedenken. Er wollte an Deck seines Schiffes stehen, die Hand am Helm, und aufs weite Meer hinausschauen, bis er sich von Herzen daran sattgesehen hatte.
    Es war die erste längere Fahrt mit dem neuen Falken, und sowohl Hacon als auch Candamir waren äußerst zufrieden mit ihrem Schiff. Hacons Freund Wiland war ebenso mit von der Partie wie Jared und Gunnar, aber zum ersten Mal fehlte Osmund. Er habe diesen Herbst einfach keine Zeit, hatte er erklärt, doch nicht nur Candamir wusste, dass es ein Vorwand war. Seit ihrem Streit war Osmund ihm aus dem Wege gegangen, genau wie umgekehrt. Auch der Umstand, dass die Mehrzahl der jungen Männer an Bord Christen waren, hatte vielleicht Einfluss auf seine Entscheidung gehabt. Statt seiner hatte Candamir Austin mitgenommen – obwohl der gar nicht wollte -, denn er fürchtete um dessen Sicherheit. Es kam nicht selten vor, dass ein Stein hinter einem Baum hervorgeflogen kam, wenn der Sachse durchs Dorf ging, und irgendwer hatte seine paar mageren Hühner vergiftet, die abgesehen von den Büchern das Letzte gewesen waren, was Austin an weltlichen Gütern besaß. Er erduldete all das mit der stillen Genugtuung des geborenen Märtyrers, aber Candamir war wütend und auch bestürzt über diese Niedertracht, die seinen Nachbarn einfach nicht ähnlich sah, und er hatte dem Sachsen keine Ruhe gelassen, bis der endlich einwilligte, mit hinauszufahren.
    Wie immer tranken die Fischer zu viel, rauften gelegentlich und benahmen sich in jeder Hinsicht schauderhaft, doch auch für Austin wurde es ein einträglicher Fischfang: Am Abend vor ihrer Heimkehr empfing Jared die Taufe.
    Wortlos hatte Candamir das feierliche, aber stille Ritual verfolgt, und als es vorüber war, hörten sie ihn murmeln: »Wehe uns, wenn Osmund das erfährt.«
    Jareds fromm gebeugtes Haupt ruckte hoch, und er fragte Austin: »Muss ich es ihm sagen?«
    Der Mönch schüttelte den Kopf. »Dein Glaube ist allein deine Angelegenheit.«
    Jared nickte, ein wenig beschämt über seine Erleichterung. Hilflos schaute er zu Candamir. »Osmund war immer so großzügig zu mir in all den Jahren. Ich will ihn nicht enttäuschen.«
    »Oh, das darf keinesfalls geschehen. Auf den edlen Osmund muss um jeden Preis Rücksicht genommen werden«, höhnte Gunnar.
    Candamir betrachtete ihn stirnrunzelnd, aber er wies ihn nicht zurecht. Es war wohl nicht

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