Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
verwunderlich, dass Gunnar Osmund aus tiefstem Herzen verabscheute. Er litt immer noch Schmerzen an den Füßen und konnte nur ein paar wenige, humpelnde Schritte laufen, ehe er ihnen eine Ruhepause gönnen musste.
    »Er ist und bleibt dein Vetter, Gunnar«, rief Candamir ihm schließlich in Erinnerung. »Und er ist nicht so, wie er dir erscheint.«
    »Wirklich nicht?«, fragte der junge Mann. »Oder bin ich vielleicht der Einzige, der ihn so sieht, wie er ist, während ihr nur erkennen könnt, wie er einmal war?«
    »Und was, glaubst du, macht deinen Blick so viel schärfer als unseren?«, fragte sein Bruder aufgebracht.
    Gunnar schaute ihn an und hob die Schultern. »Sechs Jahre in der Wüste.«
    Meist stand Candamir am Helm, wenn sie segelten, und beobachtete das knappe Dutzend Gefährten. Die einen versammelten sich bei Sonnenaufgang mit Austin am Bug, um den Tag mit einem Gebet zu beginnen, die anderen priesen Freyr für den Fischreichtum des Meeres und riefen ihre Schutzgötter um Beistand an, wenn die Netze so schwer waren, dass sie sie kaum aus dem Wasser gehoben bekamen. Aber niemand nahm Anstoß an den Gepflogenheiten der anderen. Und immerzu grübelte Candamir darüber nach, warum es zu Hause nicht auch so gehen konnte, was dort so viel komplizierter war als hier. Er sprach auch mit seinem Bruder darüber und mit Austin, aber niemand konnte ihm eine Erklärung geben, die ihn zufrieden stellte.
    Als sie mit guter Beute den Fluss hinaufsegelten, war Candamir entschlossen, noch einmal zu versuchen, mit Osmund und seinen Anhängern zu einer gütlichen Einigung zu kommen. Nur um dann bei seiner Heimkehr festzustellen, dass Siglind mit den Kindern bei Harald und Asta Zuflucht gesucht hatte, weil sie um ihrer aller Leben bangte.
    »Was ist passiert?«, fragte Candamir, als er seine Familie in der Halle des Schmieds fand.
    Siglind saß am Tisch, einen unberührten Becher vor sich. Sie kam ihm klein, blass und mutlos vor – nicht sie selbst. Er stellte sich hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    »Jemand hat uns eine Hagalaz-Rune an die Haustür gemalt«, berichtete sie. »Mit Blut. Ich habe Solvig befohlen, sie abzuwaschen. Am nächsten Morgen war sie wieder da. Und … eine zweite auf der Tür zur Schlafkammer. Jemand ist in unser Haus eingedrungen, um uns zu drohen, Candamir.«
    Er wechselte einen Blick mit Harald, der ratlos die Schultern hob. »Ich habe ihr gesagt, sie soll herkommen. Sie konnte dort nicht allein bleiben.«
    »Hagalaz …«, murmelte Candamir.
    Es war eine unheilvolle Rune, deren eigentliche Bedeutung der Hagel und seine zerstörerische Kraft waren. Doch stand sie ebenso für jede bedrohliche Naturgewalt und den Zorn der Götter. Und das wirklich Tückische an Hagalaz war, dass man nicht sehen konnte, wenn sie spiegelverkehrt war, denn aufgrund ihrer H-Form sah sie immer gleich aus. Gespiegelt stand sie jedoch für Schmerz, Verlust und Leid. Und für Hader.
    »Jemand wartet, bis ich für eine Woche mein Haus verlasse, und bedroht meine Frau und Kinder mit einer Hagalaz-Rune.«
    Candamir klang fassungslos. »Wer … wer würde so etwas tun? Nicht Osmund. Nie und nimmer. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber das werde ich niemals glauben.«
    Harald schüttelte den Kopf. »Aber allein, dass dir sein Name einfällt, beweist, wie ernst die Lage ist.«
    Candamir senkte den Blick. »Du hast Recht. Ich sollte mich schämen.« Er setzte sich neben Siglind und nahm ihre Linke in seine beiden Hände.
    »Nein, das solltest du nicht«, widersprach der Schmied unerwartet. »Es wäre hilfreicher, wenn du dich fragtest, wieso dir ein so abscheulicher Verdacht in den Sinn kommt.«
    Candamir musste nicht lange rätseln, weil er über all diese Dinge in der letzten Woche unentwegt nachgedacht hatte.
    »Weil Osmund von seinem Hass auf den Sachsen und den Zimmermannsgott wie vergiftet ist. Er glaubt, dass sie zwischen ihm und dem stehen, was er sich erhofft: eine Gemeinschaft, die in Frieden, Eintracht und Wohlstand hier lebt, unter seiner Herrschaft. Das ist es, wovon er träumt, woran er glaubt, und dafür scheint ihm kein Preis zu hoch. Er ist sogar bereit, für dieses Ziel ins Leere Land zu ziehen, um Lars und die Seinen in ihrer uneinnehmbaren Burg zu belagern. Und wer nicht mit ihm ist …« Er konnte nicht weitersprechen.
    »Ist gegen ihn«, beendete Harald den Satz. »Das gilt sogar für dich. Ich sehe, es bleibt mir erspart, dir die Augen öffnen zu müssen.«
    »Was sollen wir tun,

Weitere Kostenlose Bücher