Die Siedler von Catan.
ein. Dann trat er in die Mitte der Freifläche des Innenhofs.
Es dauerte nicht lange, bis Haflad kam. Eine große Zuschauerschar folgte ihm, Candamirs Geschwister waren ebenso darunter wie Osmund, Harald und die alte Brigitta. Bis auf Osmund wirkten sie alle eher gespannt als besorgt
ein Dorffest ohne eine ordentliche Keilerei war wie eine Hochzeit ohne Braut.
Die Kontrahenten standen einander gegenüber und ließen sich nicht aus den Augen. Dann hob Haflad beide Fäuste, rührte sich aber immer noch nicht.
Langes Vorgeplänkel war nicht Candamirs Sache – ungeduldig wies er auf seine eigene Kinnspitze. »Komm schon, worauf wartest du?«
Wieder überraschte der Köhler ihn mit seiner Schnelligkeit. Er traf genau auf die gewiesene Stelle. Candamir wurde in den Schnee geschleudert. Er schüttelte kurz den summenden Kopf und sprang sofort wieder auf, stürzte sich auf seinen Gegner und landete einen gut platzierten Fausthieb in dessen Magengrube. Gemeinsam, regelrecht ineinander verschlungen gingen sie zu Boden, wälzten sich ächzend im Schnee und droschen aufeinander ein, wann immer sie genug Raum hatten.
Dann löste Haflad sich plötzlich aus der Umklammerung, und noch während Candamir aufstand, rief Osmund warnend:
»Pass auf, Candamir!«
Aber Candamir hatte es längst gesehen: Der Köhler hatte ein gewaltiges Jagdmesser gezückt. Die breite Klinge schimmerte matt im rasch schwindenden Licht.
»Steck es wieder weg, Haflad«, sagte Harald der Schmied bedächtig. »Es besteht kein Anlass zum Blutvergießen.«
»Tu, was er sagt, Sohn«, befahl die alte Brigitta, doch Haflad schüttelte trotzig den Kopf und trat mit erhobener Klinge auf Candamir zu.
Candamir glitt zur Seite und riss seinen eigenen Sax aus der Scheide am Gürtel. Haflad führte einen heimtückischen Stoß auf seine Kehle, erwischte ihn aber nicht. Beim Messerkampf kam es vor allem auf Schnelligkeit und Wendigkeit an, und hier war Candamir
der jüngere und beweglichere der Kontrahenten – im Vorteil. Er kämpfte umsichtig und geschickt, griff jedoch selber nicht an, versuchte lediglich, den Köhler zu entwaffnen. Ohne Erfolg. Als Haflad wieder mit gesenktem Kopf auf ihn zu preschte, wich er Candamirs Faust ebenso aus wie dem Fußtritt, der auf die Messerhand gezielt gewesen war. Candamir krümmte sich und wich zurück in dem Augenblick, als die mörderische Klinge durch sein Gewand und in das Fleisch gleich über dem Bauchnabel drang. Seine schnellen Reflexe retteten ihm das Leben; der Stich hatte ihn nur oberflächlich verletzt. Doch er raubte ihm alle Gelassenheit. Er will mich töten, war der einzige klare Gedanke, dessen er noch fähig war. Er will mich wirklich töten. Die Erkenntnis erfüllte ihn mit einem so gewaltigen Zorn, dass er alle Vorsicht und Vernunft vergaß. Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf Haflad. Wieder rollten sie zusammen durch den Schnee; jeder das Messer in der Faust, führten sie tückische Stöße auf Kehle und Herz des Gegners, die aber alle fehlgingen.
»Osmund, tu irgendetwas«, flehte Asta tonlos. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und sie starrte auf die roten Schlieren, die Candamirs Blut in den Schnee malte.
»Es gibt nichts, das ich tun könnte«, antwortete er scheinbar seelenruhig. Doch sein Blick verriet seine eigene Furcht.
Candamir kam auf dem Rücken zu liegen. Haflad war plötzlich rittlings über ihm, das Knie auf seinen rechten Unterarm gepresst, und hob die Waffe mit beiden Händen hoch über den Kopf. Candamir sah seine Chance, ballte die Linke und schlug sie dem Köhler auf den Kehlkopf. Haflads Triumphschrei ging in ein eigentümliches Röcheln über, und die Klinge rutschte ihm aus den Händen, blieb zwischen Candamirs Knien im Schnee stecken, ohne weiteren Schaden anzurichten.
Candamir bäumte sich auf wie ein bockiges Fohlen und warf seinen Gegner ab. Haflad landete auf der Seite, blieb zusammengekrümmt liegen und rang nach Luft. Candamir kniete sich keuchend neben ihn, die Linke flach auf sein blutgetränktes Gewand gepresst. Der Kehlkopf war nicht eingedrückt, erkannte er, Haflad nicht tödlich verletzt. Also packte er ihn am Schopf und setzte ihm den Sax an die Kehle.
Dann zögerte er. Es war ein Moment eigentümlicher Klarheit, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte. Sein Geist schien vollkommen leer, wie ein Gefäß. Aus dem Augenwinkel sah er die alte Brigitta. Ihre Rechte war halb in den Falten des dunklen Rocks verborgen, aber Candamir erkannte, dass die Hand geballt war,
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