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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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abwarf, gegenseitig erschlügen. Von der Insel selbst wurden inzwischen die wundersamsten Dinge erzählt: Bäume wüchsen dort, berichtete Haralds Frau Asi, die das ganze Jahr über Blüten und gleichzeitig Früchte trügen.
    Groß wie Kürbisse seien diese Früchte und süß. Von der anderen Seite der Tafel hörte Candamir, in Olafsland gebe es keine Schafe, dafür aber große Herden von Ziegen und wilden Rindern und eine eigentümliche Eselrasse, deren Stuten man melken könne, und die Milch schmecke wie Met. Wieder ein anderer berichtete von Schwärmen bunt schillernder, zweiköpfiger Fische, die man in den Riffen vor der Insel fangen könne. Verwundert und mit einem verstohlenen Lächeln lauschten Candamir und Osmund all diesen Gerüchten. Von den wenigsten dieser Wunderdinge hatte Olaf tatsächlich erzählt, und sie selbst hatten sich gehütet, irgendetwas zu erfinden. Ganz von selbst waren diese Märchen in die Welt gekommen, und die beiden Freunde widersprachen nicht einmal den hanebüchensten Übertreibungen. Denn sie wollten dieses Wagnis eingehen. Es schadete ja nichts, wenn ihre Nachbarn sich die neue Heimat ein wenig fantastischer ausmalten, als sie wirklich war – kamen sie erst einmal dorthin, würden sie alle mit dem vorlieb nehmen müssen, was sie antrafen. Und niemand, nicht einmal Olaf, konnte sagen, was genau das sein würde.
    Doch auch die Skeptiker kamen zu Wort und wurden nicht als Zauderer verlacht, weil ausgerechnet der geachtete Siward diese Partei anführte. Er schüttelte düster das Haupt mit dem grauen Rauschebart. »Was wissen wir denn über dieses Land?«, fragte er. »Auch Olaf kann uns nicht sagen, was uns wirklich dort erwartet. Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen Kampf scheue, aber ich hänge an meiner Heimat. Und ich wiederhole: Lasst uns im Frühjahr die Männer vom Fluss zur Hilfe holen, nach Turonland segeln und uns zurückholen, was uns gehört. Lasst uns Angst und Schrecken unter unseren Feinden verbreiten, damit sie uns achten und künftig meiden. Dann lässt es sich hier ganz gut leben, meine ich. In den Hügeln hinter meinem Hof ist die Asche meiner Väter begraben. Hier und nirgends sonst gehöre ich hin!«
    Viele nickten zustimmend. Es sah so aus, als habe Siward manchem aus der Seele gesprochen, der selbst nicht gewagt hatte, seine Gedanken in Worte zu fassen.
    »Er hat gut reden«, raunte Asta ihrer schlafenden Tochter zu. »Er hat gutes, fruchtbares Land, und zwar reichlich. Für seine Nachkommen ist gesorgt …«
    »Aber sein Sohn Wiland würde trotzdem lieber heute als morgen lossegeln und Olafsland erobern«, bemerkte Hacon, der an ihrer Seite saß.
    Asta folgte seinem Blick und sah, dass dem Freund ihres Bruders die Schamesröte ins Gesicht gestiegen war und er seinen Vater wütend anfunkelte, auch wenn er nicht wagte, ihm öffentlich zu widersprechen.
    »Nun, letztlich wird jede Sippe selbst entscheiden müssen«, meinte Osmund. »Wir brauchen ja nicht alle zu gehen.«
    »Aber wenn wir dieses Land erobern wollen, müssen wir zahlreich sein«, gab Candamir zu bedenken.
    Ein magerer junger Kerl mit kurz geschorenen, rotblonden Haaren trat mit einem großen Krug hinzu und schenkte ihnen Met nach.
    Candamir brauchte einen Moment, ehe er den Sklaven erkannte, dann sagte er: »Ah, der Turonländer! Dich hab ich ja seit Monaten nicht gesehen.«
    Der Gefangene stand mit gesenktem Kopf vor ihm und rührte sich nicht.
    Candamir ruckte das Kinn in seine Richtung. »Und? Wie gefällt dir dein Sklavendasein, du Lump? Findest du, du hast bekommen, was du dafür verdienst, dass du unseren Frauen das gleiche Schicksal zugedacht hast? Wobei zu bedenken ist, dass sie Dinge erdulden müssen, die dir erspart bleiben. He? Was meinst du? Ist es gerecht, oder hätten wir dich doch besser töten sollen?«
    Und weil er immer noch keine Antwort bekam, packte er den Turonländer roh am Arm und knurrte: »Mach gefälligst das Maul auf …«
    »Er kann dir nicht antworten, Candamir«, bemerkte Osmund.
    Candamir ließ den Sklaven los. »Warum nicht?«, fragte er seinen Freund verblüfft.
    Osmund tunkte ein Stück Brot in die Fleischschale, die mitten auf dem Tisch stand, biss ab und erwiderte kauend: »Er hat Olaf beleidigt. Dreimal. Und nach dem dritten Mal hat Olaf ihm die Zunge herausgeschnitten.«
    »Oh.« Candamir warf dem Turonländer noch einen verächtlichen Blick zu und verscheuchte ihn dann mit einem Wedeln. »Verschwinde.«
    Offenbar erleichtert zog der Sklave mit seinem Krug

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