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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wartete geduldig, bis das grausige Werk endlich getan war und der Sachse den Faden durchgebissen hatte. Dann stand er auf, ging schwankend zum Bett hinüber, legte sich vorsichtig auf die Seite und schloss die Augen.
    Austin war schon an der Tür, als Candamir sagte: »Du bist ein Narr, genau wie dein Gott, Sachse. Aber wie so viele Narren sagst du hin und wieder etwas Kluges, scheint mir.«
    Verblüfft blieb Austin mit der Hand am Türriegel stehen.
    »Tatsächlich?«
    »Wenn wir wirklich fortgehen und eine neue Heimat finden – wäre das nicht die richtige Gelegenheit für ein paar neue Gesetze?«
    »Doch.« Der Sklave musste wieder an die Wanderschaft seiner eigenen Vorfahren denken. »Es ist die beste Gelegenheit dafür, mit überalterten Gesetzen zu brechen.«
    »Dann sollten wir in der neuen Heimat mit dem Gesetz der Blutrache brechen.«
    Es war kaum mehr als ein schläfriges Flüstern, und der Sachse fragte sich, ob er sich vielleicht verhört hatte. »Die Blutrache, Herr?«
    »Ja.«
    »Aber … aber hast du mir nicht ungezählte Male gesagt, dass es die Götter sind, die die Blutrache verlangen?«
    »So ist es. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass die Menschen ihnen trotzen. Die Götter sollen selbst entscheiden: Wenn ich am Leben bleibe, gelobe ich, alles zu tun, was ich kann, um zukünftige Blutfehden zu verhindern. Wenn ich Fieber bekomme und sterbe, weißt du, was die Götter von meinem Gelübde halten.«
    Damit schlief er ein, und Austin schlich auf Zehenspitzen hinaus, holte das schlichte Kruzifix aus seinem Versteck, ging damit in den Stall und kniete sich dort ins Stroh, um für Candamirs Leben zu beten.

Eismond
    D er Sachse vermochte später nicht zu sagen, ob es die stillschweigende Billigung der Asen oder aber die Macht seines Gottes war, die seinen Herrn am Leben erhielt, jedenfalls bekam Candamir weder Wundbrand noch Fieber und war am Tag nach dem Julfest wieder auf den Beinen. Krank wurden hingegen viele andere Elasunder. In den bitterkalten Wochen nach Mittwinter forderten Hunger und Entbehrungen ihren Tribut. Natürlich hatten die Gäste nach dem Julschmaus in Olafs Halle sämtliche Reste unter der Kleidung verschwinden lassen und nach Hause geschafft – was hätte Olaf denn auch mit all den Brotlaiben, Räucherlachsen, Hammelkeulen und Brathühnchen anfangen sollen? -, doch dieser Akt der Nachbarschaftshilfe gewährte nur einen kurzen Aufschub und machte der Hungersnot kein Ende. Allein das Tauwetter, die Rückkehr der Fischschwärme und Robbenherden und das Sprießen essbarer Pflanzen konnten das bewirken, und bis dahin würden noch viele Wochen vergehen. Bis zum Ende des Eismondes – der im Kalender des Sachsen der erste Monat des neuen Jahres war – waren ein Dutzend Menschen dem zehrenden Winterfieber erlegen und die letzten Vorräte erschöpft. Candamir schlachtete einen seiner Wallache. Er brauchte fünf Tage, um sich zu dem Entschluss durchzuringen. Fünf Tage, in denen seine Familie und sein Gesinde nichts zu essen hatten, sodass Hacon schließlich ein Loch in den Schnee auf der Weide grub, das hart gefrorene Gras aß und Durchfall bekam, weil er nicht wusste, dass er das Gras zuvor hätte kochen müssen. Der kleine Fulc wich nicht von der Seite seiner Mutter und wimmerte unablässig, aber vergeblich. Asta hatte ihn ebenso wie seine kleine Schwester an der Brust genährt, um ihn vor dem todbringenden Fieber zu schützen, aber als der Hunger endgültig in ihre Halle einzog, versiegte der Milchstrom. Candamir selbst wurde von Ohnmachtsanfällen geplagt. Die Verwundung und der hohe Blutverlust hatten ihn geschwächt, und der Mangel an Nahrung hatte verhindert, dass er wieder zu Kräften kam, sodass er manchmal von Schwindel übermannt wurde und plötzlich besinnungslos vom Hochsitz kippte. Bis der Sachse ihn schließlich wieder einmal vom Boden auflas und bemerkte: »Wenn du nichts tust, Herr, wird bis zur Schneeschmelze keiner von uns mehr übrig sein, und vermutlich bist du der Erste, der diese Welt verlässt.«
    Candamir hatte genickt, zu erschöpft, um den Knecht für seine ungehörigen Worte zu schelten. Und am nächsten Morgen hatte er das Pferd geschlachtet. Selten war ihm etwas schwerer gefallen. Obendrein war der Wallach mager und nicht mehr jung, sein Fleisch daher bitter und zäh. Aber es machte sie satt. Heide kochte aus den Knochen eine kräftigende Brühe, die Candamir ebenso aß wie das Fleisch. Er tat es grimmig und voller Zorn, aber ohne zu zögern. Denn genau

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