Die Siedler von Catan.
Söhnen, zwei Töchtern, je einem Schwiegersohn und einer Schwiegertochter und drei Enkeln sowie einem runden Dutzend Sklaven bildeten die größte Gruppe. Auch Harald der Schmied hatte um einen Platz auf Candamirs Schiff gebeten. Er brachte Frau und Sohn sowie fünf Sklaven mit.
»Wir fahren erst einmal zu den Kalten Inseln nordöstlich vom Schottenland«, begann Olaf, als sie sich in seiner Halle um das Langfeuer scharten und ein letztes Mal die Route erörterten. »Das dauert fünf Tage. Dort haben Leute unseres Volkes gesiedelt, und wir können die Wasservorräte auffüllen. Aber wir sollten uns nicht unnötig aufhalten, denn wir müssen uns beeilen, wenn wir dieses Jahr in der neuen Heimat noch etwas säen wollen.«
Die anderen nickten, selbst der Schiffsbauer, der für den eitlen, reichen Kauffahrer nichts übrig hatte.
»Dann nordwestlich um Britannien herum. In Irland könnten wir noch mal festmachen und Waren tauschen, aber ich bin dagegen, denn man weiß nie, in welcher Stimmung man die Menschen dort antrifft. Heute begrüßen sie dich wie einen Bruder, morgen ziehen sie das Schwert gegen dich. Von dort schnurgerade nach Süden, etwa zwei Tage, bis wir das westliche Horn des fränkischen Landes sichten. Da verlassen wir die Küste und halten nach Südwesten.«
Genau wie sein Vater vor ihm kannte Candamir nichts anderes als Küstenschifffahrt, und er schämte sich nicht zu fragen: »Wie findet man einen Kurs ohne Küste?«
»Nach der Sonne«, hatte der Schiffsbauer gehört. »Manche segeln gar nachts nach den Sternen.«
Olaf nickte. »Und selbst wenn keine Sonne zu sehen ist, gibt es genügend Zeichen, die uns den Weg weisen: die Zugrichtung der Vögel, der Wale und Delfine zum Beispiel. Und Felsenriffe oder kleine Inseln. Den Südwestkurs halten wir etwa vier Tage. Dann sollten wir auf den Sturm treffen.«
»Und wenn nicht?«, fragte Berse.
»Dann werfen wir Anker und warten auf ihn.«
»Und du bist sicher, dass er kommt?«, hakte der Schiffsbauer skeptisch nach.
Olaf nickte. »Ich habe ihn zweimal dort gefunden.«
»Aber bist nur einmal auf diese Insel gelangt. Wenn überhaupt!«
»Ich denke, das reicht, Berse«, sagte Candamir ungeduldig.
»Olaf hat nie behauptet, den genauen Weg zu kennen. Wüsste irgendwer, wo es liegt, wäre dieses Land längst von irgendwelchen Stämmen unseres Volkes in Besitz genommen. Seine ungewisse Lage ist unsere größte Hoffnung und gleichzeitig unsere Gefahr. Darüber waren wir uns alle im Klaren.«
Thorbjörn, einer von Eilhards Söhnen, nickte nachdrücklich. »Für deine Bedenken ist es ein bisschen zu spät, Schiffsbauer.«
Ein unwilliges Grunzen bekundete Berses Einlenken.
»Wir sollten in der Formation segeln, in welcher die Gänse ziehen«, fuhr Olaf fort. »Der beste Weg, um zu vermeiden, dass wir uns gegenseitig den Wind aus dem Segel nehmen oder kollidieren. Nachts vertäuen wir alle Schiffe miteinander. Dann driften wir weniger und laufen nicht Gefahr, uns zu verlieren.«
»Und wer wird diesen Gänseschwarm anführen?«, fragte Berse halb kämpferisch, halb belustigt.
Olaf sah ihm in die Augen. »Ich. Ich bin der erfahrenste Seemann von uns allen und der Einzige, der sich je von den Küsten entfernt hat.«
Berse war anzusehen, dass ihm das nicht gefiel. Auch Candamir tat sich schwer damit, Olafs Führungsanspruch widerspruchslos anzuerkennen, denn sich unterzuordnen war ihm noch nie leicht gefallen. Aber natürlich hatte Olaf vollkommen Recht: Nur wenn sie sich ihm anvertrauten, konnten sie hoffen, ihr Ziel zu erreichen. Wem indessen in der neuen Heimat welche Rolle in der Gemeinschaft zufiel, darum konnten sie immer noch ringen, wenn sie dort ankamen, fand Candamir. Falls sie dort ankamen …
Die Halle sah schon verwaist aus: Kein Geschirr mehr auf den Regalen, keine Behänge mehr an den Wänden, keine Robbenfelle auf den Bänken, kein Kessel über dem Feuer. Alles war verkauft, verschenkt, verpackt oder bereits verstaut. Auch der Hochsitz war abgebaut, die Pfosten mit Lederriemen zusammengeschnürt und an Bord gebracht worden. Der Herr der Halle war ohnehin nicht da. Candamir verbrachte, genau wie alle anderen Kapitäne, die letzte Nacht vor dem Aufbruch auf seinem Schiff.
Hacon saß mit Asta, dem Sachsen und dem übrigen Gesinde auf der nackten Bank am Feuer und hatte die Schultern hochgezogen. Die lange Stille flößte ihm Unbehagen ein.
»Ich dachte, Osmund wollte mit den Seinen herüberkommen?«, bemerkte der Junge schließlich. Er
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