Die Siedler von Catan.
Segel ein und warfen den Anker. Dann kam die kleine Mannschaft von Bord. Berse ging voraus und watete o-beinig an Land.
Olaf trat ihm entgegen, doch Berse beachtete ihn nicht.
Er blieb vor Candamir stehen, der ihn über den Winter regelmäßig besucht hatte, um ihn und die Seinen für das große Wagnis zu gewinnen. Der Rumpf des Seglers war schon im Herbst fertig gewesen, und nach Einsetzen des Tauwetters hatten der Schiffsbauer und seine Söhne ihn den Erfordernissen einer Reise auf hoher See entsprechend fertig gestellt. Wiederum hatte Candamir Berse häufig aufgesucht, um sich fachkundigen Rat für den Umbau der Elasunder Schiffe zu holen und die Baufortschritte des Wellenwolfs zu bewundern.
»Wenn ihr nur noch auf mich gewartet habt, dann können wir aufbrechen«, sagte der Schiffsbauer bedächtig. Seine Stimme war rau und unmelodisch – sie hätte kaum besser zu seinem Äußeren passen können.
Candamir spürte einen Schauer, der halb von Furcht, halb von freudiger Erwartung rührte. Er schaute kurz auf die See hinaus und antwortete scheinbar gelassen: »Morgen früh. Brigitta hat nochmals die Runen befragt, und sie sagen, morgen sei ein guter Tag.«
Berse senkte die Stimme. »Bist du sicher, dass sie die Wahrheit sagt? Vielleicht hat sie die Runen befragt, um den besten Tag festzulegen, uns ins Verderben zu schicken. Nichts für ungut, Osmund, ich weiß, sie gehört zur Sippe deiner Frau, aber dieser alten Hexe ist einfach alles zuzutrauen.«
Osmund nickte. »Da sie aber selbst mitfährt, ist es unwahrscheinlich, dass sie die Flotte ins Verderben schicken will.«
Der Schiffsbauer machte große Augen und warf einen blitzschnellen Blick auf die alte, hagere Frau im schwarzen Umhang. Sie stand wenigstens dreißig Schritte entfernt, aber sie erwiderte seinen Blick mit einem boshaften, amüsierten Funkeln in den Augen, als höre sie jedes Wort, das die Männer flüsterten. »Sie kommt mit? Was will ein so alter, vertrockneter Baum in neuer Erde?« Berse schien ehrlich entsetzt.
Osmund hob die massigen Schultern. »Ihr Sohn wollte hier bleiben. Aber sie hat ihn gezwungen.« Brigitta hatte niemandem gesagt, was genau sie beim Orakel gehört und gesehen hatte oder wie sie es deutete. Sie hatte lediglich erklärt, dass den Zorn der Götter riskiere, wer sich vor diesem Wagnis drücken wolle, und sie hatte ihrem Sohn mächtig zugesetzt. Der tumbe, trunksüchtige Haflad hatte seiner Mutter natürlich nichts entgegenzusetzen gehabt.
Berse brummte: »Auf mein Schiff wird sie keinen Fuß setzen, ich schwör’s.«
»Olaf nimmt sie an Bord«, beschied Candamir knapp. Er war das Thema satt. Es gab Wichtigeres zu bereden. »In zwei Stunden treffen wir uns mit ihm und den anderen Kapitänen, um die Route festzulegen. Bis dahin sollten wir uns um das Beladen der Schiffe kümmern.«
Es war eine schwierige Aufgabe. Längst waren die Regeln festgelegt, wer welche Mengen an Vorräten und wie viel Stück Vieh mitnehmen konnte, aber jeder hatte ein Fass Heringe oder einen Sack Korn mehr, jeder glaubte, in seinem Fall könne man doch gewiss eine Ausnahme machen.
Trotz der sorgfältigen Planung brach am Hafen ein wildes Durcheinander aus. Alles bis auf Mensch und Vieh musste heute verstaut werden. Auf der Wiese stapelten sich Vorräte, Waffen, Werkzeuge und unverzichtbare, wenn auch nutzlose Kleinode. Schwer bepackt gingen die Leute an Bord des Schiffes, dem sie zugeteilt waren, kamen einander in die Quere, und wenn sie zusammenstießen und ins Wasser fielen, lachten sie. Es herrschte eine aufgeregte Stimmung, in die sich jedoch so viel freudige Erwartung mischte, dass man kleine Missgeschicke mit einem Augenzwinkern abtat. Alle wussten, dass sie ins Ungewisse zogen, dass unzählige Gefahren auf sie lauerten. Aber die Abenteuerlust und vor allem das Ziel – eine neue Heimat in einem fruchtbaren Land, eine Zukunft ohne Hungersnöte und Landknappheit – machte sie alle ein wenig trunken. Nicht einmal Siward war dagegen gefeit.
Osmund, Candamir und Olaf hatten unermüdlich geplant und nichts dem Zufall überlassen. Jede Familie wusste nicht nur genau, auf welches Schiff sie gehörte, sondern auch, welcher Bereich des begrenzten Laderaums ihr zugeteilt war und welcher Platz an Deck. Da Candamirs und Osmunds Haushalte vergleichsweise klein waren, sollten noch zwei weitere Sippen an Bord des Falken reisen: Siward mit seiner blutjungen neuen Frau, die er letzten Monat in einem der Weiler am Fluss gefunden hatte, seinen zwei
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