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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zuckte zusammen, weil seine Stimme in dem leeren Raum unheimlich hallte.
    »Hast du nicht gesagt, sie wollten die Halle heute Abend schon schließen und die Nacht hier verbringen, Asta?«
    Seine Schwester nickte. »Vermutlich dauert alles ein wenig länger als geplant«, entgegnete sie leichthin. Vor allem der Abschied, fügte sie in Gedanken hinzu. Zweimal hatte sie Osmund in den letzten Tagen an dem kleinen Erdhügel hinter seinem Haus stehen sehen, der immer noch frisch aufgeschüttet wirkte und unter dem Gislas Asche begraben lag. Er hatte gar einen Runenstein darauf gesetzt, einen kleinen Findling, den er in wochenlanger Arbeit geglättet und beschriftet hatte:
    Osmund setzte diesen Stein seinem Weib Gisla, die die Mutter seines Sohnes war und von den Turonländern getötet wurde, als diese im Herbst kamen. Sie war eine gute Frau.
    Nicht ohne Neid hatte Asta gedacht, wie gern sie Nils einen solchen Stein gesetzt hätte.
    Der Sachse schien ihre Gedanken zu erraten. »Manchmal ist es gut, an einen fremden Ort zu gehen und neu anzufangen. Es kann einem helfen, das zu vergessen, was unwiederbringlich dahin ist.«
    Genau wie Osmund hatte Asta über den Winter die bittere Erfahrung machen müssen, dass Trauer diejenigen, die sie mit ansehen mussten, nach kurzer Zeit ungeduldig stimmte. Sie fühlte sich angegriffen und erwiderte hitzig: »Das sagt sich so leicht. Vor allem für einen Mann, der sein Leben gänzlich irgendeinem Gott geweiht hat und auf die Nähe zu Menschen verzichtet. Das ist wunderbar einfach, nicht wahr? Einen Gott kann man schließlich nicht verlieren.« Es klang schärfer, als sie beabsichtigt hatte, und auch ihre Stimme hallte unangenehm nach.
    Doch Austin war weder eingeschüchtert noch gekränkt. Er lächelte ein wenig wehmütig. »Doch, Asta. Auch seinen Gott kann man schon einmal verlieren. Zum Beispiel dann, wenn er einen von den Eltern und dem Bruder fortreißt, die man geliebt hat.«
    Sie hob die Linke zu einer matten Geste der Entschuldigung. »Es tut mir Leid. Hör nicht auf das, was ich rede. Ich werde immer unleidlich, wenn ich mich vor etwas fürchte. Wie dieser Reise etwa.«
    Der Mönch nickte. Nach einem nachdenklichen Schweigen sagte er: »Nun, du hattest nicht einmal so Unrecht. Ich habe meinen Gott wiedergefunden. Und er gibt mir eine Sicherheit und Zuversicht, die keiner von euch kennt.«
    Niemand widersprach. Angesichts der großen Ungewissheit, in die sie am nächsten Tag bei Sonnenaufgang aufbrechen würden, hatte ein jeder von ihnen mit Furcht und Zweifeln zu kämpfen, und keiner war so gelassen wie der Sachse.
    Der stand auf und nickte Hacon zu. »Lass uns tun, was der Herr gesagt hat, und die Tiere von der Weide holen.«
    Der Junge erhob sich willig.
    An der Tür blieb Austin noch einmal kurz stehen und schaute zu Asta. »Bis wir zurückkommen, ist es vermutlich schon fast dunkel. Wenn du willst, begleite ich dich nach Elbingdal. Niemand dort wird uns sehen, und du kannst unbehelligt das Grab deines Mannes besuchen.«
    Ihr Kopf ruckte hoch. »Das … würdest du tun?«
    Er nickte. »Nur sorg dafür, dass dein Bruder nichts davon hört.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, folgte er Hacon in den klaren Frühlingsabend hinaus. Es dämmerte bereits, und der Himmel über den Tannenwäldern war von einem tiefen Waidblau. Eine leichte Brise zerzauste Hacons dunklen Schopf, als er neben dem Knecht über den Hof und auf die Weiden hinausstapfte.
    Auch den zweiten Wallach hatte Candamir vor einigen Wochen noch schlachten müssen; der junge Hengst und die trächtige Stute waren die einzigen seiner Pferde, die den Hungerwinter überlebt hatten. Hacon und Austin brachten zuerst sie in den Stall hinunter, dann das knappe Dutzend Schafe, das mit ihnen auf die Reise gehen sollte. Sie verrichteten ihre Arbeit schweigend, und Hacons Miene war nachdenklich, beinah verschlossen. Austin ließ ihn zufrieden. Er wusste aus Erfahrung, dass der Junge ihm sagen würde, was ihn bewegte, wenn er so weit war. Nicht vorher. Hacon war empfindsam und ein ewiger Zweifler, ganz anders als sein Bruder. Aber Austin hatte die Erfahrung gemacht, dass der Junge ebenso aufbrausend und schroff wie Candamir werden konnte, wenn man ihn ermutigte, in sich hineinzuhorchen und sein Herz zu erforschen, ihn, wie Hacon es ausdrückte, »wie ein Mädchen behandelte«. Schließlich war er in dem Alter, da jeder Knabe seine Männlichkeit unter Beweis stellen wollte – selbst solche, die nicht von ihrem älteren Bruder erzogen

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