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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hohen Bäumen, und die Bäume bewegten sich, sie hatten Beine statt Stämmen und marschierten in dichten Reihen über das Feld, trampelten den goldenen Weizen nieder. Dann die letzte der neun Runen: Ehwaz, das Pferd, das für Bewegung und Veränderung stand. Er sah ein hübsches, sandfarbenes Fohlen mit dunkler Mähne und Schweif, und es galoppierte ausgelassen über ein weites, ebenes Grasland. Candamir lächelte in seinem wirren Traum, denn es war ein Bild von solch schlichter Schönheit. Aber dann erhob sich eine Stimme im Nordwesten, nicht die Stimme des Raben, sondern eine Frauenstimme, die er nie zuvor gehört hatte, und sie rief:
    »Es war meine Rune, und sie ist verkehrt. Sie verheißt Zwist, Misstrauen und Verrat!« Die Stimme hatte das übermütige Fohlen erschreckt. Es war stehen geblieben, hatte den Kopf gehoben, und der Schweif fegte nervös hin und her. Dann machte es plötzlich kehrt und floh. Nein, dachte Candamir verzweifelt, lauf nicht weg. Er setzte ihm nach, sprang scheinbar schwerelos über Stock und Stein, doch er holte es nicht ein. Die Frauenstimme rief ihm etwas nach, eine Warnung, so schien es, aber er konnte keine Worte unterscheiden. Plötzlich war es keine Wiese, sondern ein Schiffsdeck, über das er rannte. Seine Füße ließen die Planken dröhnen, und dennoch war er zu langsam, kam kaum von der Stelle, und in aufsteigender Panik sah er Osmund über Bord gehen und im schäumenden Meer versinken. An der Bordwand fiel Candamir auf die Knie, packte das gefährlich dünne Seil, das seinen Freund gesichert hatte. Er zog, doch was er an die Oberfläche zerrte, war die zwölfköpfige Seeschlange. Eins der Mäuler öffnete sich und senkte sich auf ihn herab, eine schwarze Höhle mit zwei Reihen nadelspitzer Zähne. Starr vor Schreck schaute Candamir ihr entgegen, dann schlossen die gewaltigen Kiefer ihn ein, und er war von Schwärze umfangen. Viel zu spät zog er das Schwert und stach auf den glitschigen Schlund ein, aber er wurde unaufhaltsam abwärts gesogen, verschluckt von einem Ungeheuer. Tiefer und tiefer fiel er, langsam. Er hörte einen spitzen Schrei – Ingas Stimme, erkannte er, nicht die des Raben. Dann fing er an, sich im Sturz zu überschlagen, drehte sich wieder und wieder um die eigene Achse, und immer noch war er nicht gelandet.
    »Bringt ihn hinaus und legt ihn in den Schnee, eh er uns verreckt«, knurrte die alte Brigitta. Viele Hände fingen seinen Sturz ab und hoben ihn empor, trugen ihn zurück in die Welt des Lichts. Er fand sich in einem herrlich kühlen, sauberen Bett wieder, doch was er erblickte, als seine Augen sich öffneten, war kein Schnee, sondern ein riesiger Schwarm weißer Raben. Candamir war nicht überrascht. Mit einem Lächeln schloss er die Lider wieder und glitt endgültig davon.





Lenzmond
    D er Takt von Hämmern und das Singen der Äxte schollen über den stillen, spiegelglatten Fjord von Elasund. Auf allen Schiffen waren fleißige Hände am Werk: Es wurde kalfatert und gezimmert, Segel und Lieken wurden geprüft und ausgebessert, die Schiffe für die weite Reise flott gemacht.
    »Morgen früh«, sagte Osmund halb ungläubig, halb träumerisch.
    »Ja. Wenn wir bis dahin eine Mütze Wind kriegen. Und falls Berse rechtzeitig eintrifft«, schränkte Candamir ein.
    Osmund setzte sich neben ihn auf eine der acht Ruderbänke achtern und nahm mit einem dankbaren Nicken den Krug entgegen, den Candamir ihm reichte. »Oh, das wird er. Wer wollte diesen großen Tag versäumen?«
    Wer, in der Tat? Nach dem Tod der Esche und dem Orakel war die endgültige Entscheidung rasch gefallen, sich auf die Suche nach Olafsland zu machen. Siward erklärte, er sei zu alt, um sich gegen den Willen der Götter aufzulehnen, und sein wohl begründeter Sinneswandel hatte auch die übrigen Skeptiker umgestimmt. Mehr als zwei Dutzend Sippen wollten am nächsten Tag mit neun Schiffen in See stechen. Und es waren nicht nur Elasunder. Auch aus den Weilern am Fluss hatten sich ihnen einige Familien angeschlossen, Thorbjörn und Haldir zum Beispiel, Eilhards Söhne. Und auch Berse der Schiffsbauer, der bislang mit den Seinen fern jeder Siedlung an der Flussmündung gelebt hatte, wollte mit in die Fremde ziehen, zumal hier ja nun bald niemand mehr sein werde, der seiner Dienste bedürfe, hatte er angeführt. Nur vier Familien hatten beschlossen zurückzubleiben: Torke der Fischer und seine Sippe, die schon seit jeher ein eigentümliches Völkchen gewesen waren und immer für sich

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