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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wurden. Candamir erfüllte diese Aufgabe zwar nach bestem Wissen und Gewissen, musste der Sachse ihm zugestehen, aber selten mit Geduld oder gar Feingefühl. Seit ihrer Rückkehr nach Elasund hatte Asta sich bemüht, ihrem jüngeren Bruder ein wenig von der Nestwärme zu geben, die er sein ganzes Leben entbehrt hatte, doch sie war zu scheu, um Candamir die Stirn zu bieten, wenn er den Jungen ungerecht behandelte. Außerdem war Hacon für ihre mütterliehe Fürsorge nun doch schon zu alt. Der Junge hatte es wahrhaftig nicht leicht, wusste Austin.
    Als sie über den Hof zurückkamen, hielt Hacon am Brunnen, ließ den ledernen Eimer in den Schacht hinab und schöpfte, um einen Schluck zu trinken. Dann hielt er Austin den Eimer einladend hin.
    »Danke.«
    Hacon setzte sich auf den Brunnenrand und wartete, bis der Sklave absetzte, ehe er unvermittelt fragte: »Sehnst du dich oft nach deiner Heimat?«
    Austin war überrascht. »Wie kommst du ausgerechnet heute darauf?«
    Der Junge hob kurz die mageren Schultern. »Wegen eben. Du sagtest etwas von Eltern und einem Bruder. Du hast noch nie von ihnen gesprochen.«
    »Nein.« Austin zeigte ein flüchtiges Lächeln und setzte sich zu ihm. »Besser so. Es war Gottes Wille, dass ich sie verlor. Oder genauer gesagt, sie mich. Und inzwischen ist mir klar geworden, warum. Dass ich meine Familie und alles, was mir vertraut und kostbar war, verlassen musste. Dass ich ganz leer werden musste, um Gottes Gefäß zu werden und sein Wort in die Welt zu tragen.«
    »Du meinst also, dein mächtiger Gott, der hundert Dinge gleichzeitig tun kann, verfolgt mit allem eine Absicht? Alles, was mit den Seinen passiert, hat einen Sinn?«
    »So ist es. Nichts geschieht ohne Gottes Willen. Und sein Wille folgt immer seinem göttlichen Plan. Natürlich fehlt uns oft die Weitsicht, um den Sinn zu erkennen. Aber er ist immer da.«
    »Also ist auch unsere Fahrt in die neue Heimat sein Wille?«
    Austin sah ihm in die Augen. »Zumindest unser Aufbruch ist es. Alles Weitere bleibt abzuwarten, würde ich sagen. Es mag sehr wohl sein, dass er uns diese Reise als Prüfung auferlegt. Dass wir nur dann den Weg ins Gelobte Land finden, wenn wir uns in irgendeiner Weise bewähren.«
    Hacon nickte versonnen. Es war lange still. Austin spürte deutlich, dass der Junge mit sich rang, dass er irgendeinen inneren Kampf ausfocht, aber es traf ihn dennoch unvorbereitet, als Hacon schließlich fragte: »Was muss ich zu ihm sagen, wenn ich ihn bitten will, uns den Weg zu zeigen?«
    Der Sklave saß wie erstarrt. »Hacon … du willst zu meinem Gott beten?«
    Der Junge winkte verlegen ab. »Kein Grund, einen Ochsen zu schlachten. Ich hab mir nur überlegt, es kann nicht schaden, zu allen Göttern zu beten, die ich kenne. Desto größer die Chance, dass einer mich hört.«
    »Und erhört«, fügte der Sachse lächelnd hinzu. »Es ist ganz einfach. Du kannst mit ihm sprechen, wie du mit mir sprichst. Er wird dich verstehen, ganz gleich, in welcher Sprache oder mit welchen Worten du dich an ihn wendest.«
    Der Junge nickte und lächelte scheu. »Gut. Aber sag’s nicht weiter, hörst du.«
    Austin schüttelte feierlich den Kopf. Sorgsam verbarg er seine Erregung, aber insgeheim jubilierte er. Es war vielleicht nur ein kleiner Schritt auf dem langen Weg seiner Missionsarbeit, doch nach all den Jahren fruchtlosen Bemühens ein großer Sieg. Er hatte immer geahnt, dass dieser gescheite Knabe, der so jung an Jahren war, dass man seinen Geist noch formen konnte, seine größte Hoffnung darstellte. Hier tat sich der erste Riss in der Mauer des Unglaubens auf, und der Mönch beschloss, diesen Riss stetig mit dem Wort Gottes zu beträufeln wie mit Wasser, auf dass die Mauer eines Tages bersten möge. Immer vorausgesetzt, dass Candamir ihm nicht zuvor den Schädel einschlug, wenn er merkte, welchen Einfluss er auf Hacon ausübte …
    Er legte dem Jungen kurz die Hand auf die Schulter. »Du hast mein Wort. Komm, leg dich schlafen. Morgen ist ein großer Tag.«
    Willig folgte Hacon ihm zur Halle zurück. An der Tür blieb der Junge noch einmal kurz stehen und blickte auf das Dorf, den Hafen und den Fjord hinab.
    »Wird es dir fehlen?«, fragte der Sachse leise.
    Hacon dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. »Elasund war schon lange kein guter Ort mehr. Zu wenig Land, zu viele Überfälle, zu viel Not, zu kalte Winter. Aber es ist das Einzige, was ich kenne. Das Unbekannte …« Macht mir Angst, hätte er beinah gesagt,

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