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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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selbst eines der Ruder übernommen. Niemand schlug einen Takt, sie fanden den Rhythmus, indem sie alle versuchten, Candamirs Bewegungen zu folgen wie Schatten. Langsam. Langsam tauchten die Ruderblätter ein, wurden mit gleichmäßiger Kraft durchgezogen und ebenso langsam wieder aus dem nachtschwarzen Wasser gehoben. Kein noch so leises Plätschern durften sie verursachen. Die Ruderer wagten kaum zu atmen und begannen zu schwitzen, ehe sie ihre Schiffe auch nur einen Steinwurf weit bewegt hatten. Viele von ihnen waren unerfahren, und ein jeder fürchtete, den verhängnisvollen Fehler zu machen. Die perfekte Gänseformation löste sich bald auf, doch das war ohne Belang.
    Fast hatten sie schon das offene Meer erreicht, als Lichter am Ufer erschienen und rufende Stimmen sich erhoben.
    »Pullt!«, scholl Candamirs Stimme über die Bucht. »Pullt, was das Zeug hält, und macht so viel Lärm, wie ihr wollt. Zugleich!« Er erhöhte den Takt, stemmte die nackten Füße gegen die schräge Rückwand der Ruderbank vor sich und bot all seine Kraft auf. Die übrigen Ruderer taten es ihm gleich, und die trägen Schiffe gewannen an Fahrt.
    Aus den Fackeln am Strand wurden kleine Lichtpunkte, die bald über den Himmel in ihre Richtung flogen.
    »Oh, wackerer Tyr, verlass mich nicht«, betete Candamir tonlos. Ein jeder rief seinen persönlichen Schutzgott an, und Austin ersuchte den Beistand des heiligen Petrus. Irgendwer erhörte sie. Einer der feurigen Pfeile traf das Segel des Seeadlers, der das Schlusslicht bildete, doch das feste Tuch brannte nur lustlos, konnte eingeholt und gelöscht werden, ehe größerer Schaden entstand. Dann waren sie außer Reichweite.
    »Setzt das Segel!«, hörten sie den jungen Jared vorn auf dem Drachen rufen.
    Doch Candamir brummte: »Das wird uns viel nützen, Junge. Kein Lüftchen regt sich in dieser verfluchten Nacht.«
    »Aber was wollen wir tun?«, fragte Hacon angstvoll. »Glaubst du nicht, sie folgen uns?«
    »O doch«, erwiderte sein Bruder trocken. »Spätestens wenn sie merken, dass ihnen ihre Königin abhanden gekommen ist. Aber sie haben nicht mehr Wind als wir, Hacon. Und ich habe in ihrem Hafen kein Schiff gesehen, das mehr Riemenpaare hat als unseres. Die einzige Frage ist demnach, wer besser rudert.«
    Also pullten sie um ihr Leben, und Candamir sorgte dafür, dass die Ruderer oft ausgewechselt wurden, damit ihnen nicht die Kräfte schwanden und sie zu langsam wurden.
    Bei Tagesanbruch kam ein östliches Windchen auf, vor dem sich trefflich segeln ließ. Vorerst ruderten sie trotzdem weiter. Das Meer hinter ihnen war wie leer gefegt, keine Anzeichen von Verfolgung zu entdecken.
    Doch sie wollten so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Kalten Inseln bringen.
    Erst als die Sonne hoch stand, gestattete Candamir auch sich selbst eine Pause. »Sachse, bring mir einen Eimer Meerwasser, und dann lös mich ab.«
    »Ja, Herr.«
    Candamir nickte Harald auf der Bank backbord ihm gegenüber zu. Gleichzeitig zogen sie die Riemen ein. Der Kapitän des Falken nahm die Hände vom blank gewetzten, hölzernen Schaft und betrachtete sie zufrieden. Sie taten weh, aber sie bluteten nicht. Er ließ einmal kurz die Schultern kreisen und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    Als er aufsah, entdeckte er zu seiner Verblüffung, dass es Siglind war, die ihm den Eimer Wasser brachte. »Hier. Erfrische dich.«
    Ein wenig verlegen stand er von der Bank auf und nahm ihr den schweren Eimer ab. Während Austin und einer von Siwards Knechten auf die verwaisten Bänke gingen, trat Candamir ein paar Schritte xurück und schüttete sich das Wasser über den Kopf. Es war so eiskalt, dass seine Haut schlagartig zu prickeln begann. Er prustete.
    Nachdem er sich ausgiebig geschüttelt hatte wie ein Hund, gab er Siglind den Eimer mit einem Lächeln zurück. »Danke. Eine wahre Wohltat.«
    Sie erwiderte das Lächeln, und das machte seine ohnehin schon wackligen Knie noch ein bisschen weicher. Siglinds Augen waren blau – wie hätte es anders sein können -, blau und groß, umgeben von langen, goldenen Wimpern. Das Lächeln verlieh diesen Augen ein Funkeln, dass sie aussahen wie das Meer an einem goldenen Herbstnachmittag. Und ihr Haar! Es war einfach unmöglich, den Ton zu bestimmen. Manche Strähnen waren hell wie reifer Weizen, andere dunkel wie Waldhonig. Candamir hatte nie zuvor solches Haar gesehen. Ihr Trägerrock hatte die gleiche tiefrote Farbe wie der Wein aus den heißen Ländern des Südens,

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