Die Siedler von Catan.
den man in den großen Häfen kaufen konnte, und die Spangen, welche die Träger hielten, waren aus leuchtendem Gold und mit Rubinen besetzt. Siglind sah wahrhaftig königlich aus.
Als ihm bewusst wurde, dass er sie vermutlich schon eine ganze Weile anstarrte, wandte Candamir den Blick hastig ab.
»Gunda, ich bin hungrig«, sagte er schroffer, als es sonst seine Art war.
Wortlos und offensichtlich gekränkt nickte die schwangere Sklavin und wollte sich abwenden, doch er hielt sie am Ellbogen zurück und sagte umgänglicher: »Bring allen, die gerudert haben, eine Extraration. Die anderen Mädchen sollen dir helfen.«
»Ja, Herr.«
»Und ich sollte nach Osmund und den Übrigen sehen, die das Gift getrunken haben. Weiß irgendwer, was man gegen die Folgen von Bilsenkraut tun kann?«
Er hatte die Frage an Austin gerichtet, doch es war Siglind, die antwortete: »Warten, dass es vorbeigeht. Und den Göttern danken, dass man mit dem Leben davongekommen ist.«
Osmund schlief nicht mehr so unnatürlich tief wie noch am frühen Morgen. Als Candamir ihn zaghaft an der Schulter rüttelte, regte er sich, stöhnte leise und schlug die Augen auf. Seine Pupillen waren riesig.
»Osmund.«
»Was … was ist mit mir?«
»Sie haben dich und die anderen vergiftet. Aber jetzt sind wir in Sicherheit. In ein paar Stunden geht es dir besser. Alles wird gut.«
»Das … kann ich kaum glauben.« Er krümmte sich in einem plötzlichen Krampf und kniff die Augen zu. Candamir nahm seine Hand und fühlte ihm die Stirn. Sie glühte. Als ihm bewusst wurde, dass die Ruderer, Hacon und Siglind sie beobachteten, wurde er ärgerlich. »Hacon«, herrschte er seinen Bruder an. »Bau mir ein Zelt auf. Beeil dich. Und komm mir nicht damit, dass du nicht weißt, wie das geht.«
Hacon vertraute Siward das Steuer an und machte sich mit hölzernen Zeltscheren und Querstangen und den zusammengerollten Zeltbahnen zu schaffen, die bislang unbenutzt an ihrem Lagerplatz gelegen hatten. Erstaunlich geschickt und in kürzester Zeit hatte er ein kleines Tuchhaus errichtet, kaum mehr als ein Dach. Ohne auch nur einen der bangen Blicke zu erwidern, schaffte Candamir seinen Freund in das winzige Zelt, wo er wenigstens ein Mindestmaß an Abgeschiedenheit hatte, blieb bei ihm, kühlte ihm die fiebrige Stirn und flößte ihm dann und wann einen Schluck Wasser ein.
Allen, die am Abend zuvor in Cnuts Halle gewesen waren, erging es an diesem Tag schlecht. Manche litten an Lähmungserscheinungen und Sehstörungen, andere wie Osmund an Fieber und Muskelkrämpfen. Diese waren furchtbar mit anzusehen, krümmten und schüttelten seinen Leib und ließen ihn matt und atemlos zurück, wenn sie abebbten. Candamir wich nicht von seiner Seite. Doch als sie die Schiffe für die Nacht vertäuten, wurde es allmählich besser, und als die Sonne aufging, war der ganze Spuk vorbei.
Candamir erwachte aus einem tiefen Erschöpfungsschlaf und fand sich an der Seite seines Freundes in dem engen Zelt wieder. Im ersten Moment war er verwirrt und nicht wenig verlegen, doch dann fiel ihm alles wieder ein. Besorgt stützte er sich auf einen Ellbogen und beugte sich über Osmund. Die Augen waren geöffnet, ihr Blick klar und wach. Mit Candamirs Hilfe richtete Osmund sich weit genug auf, um ein paar Schlucke zu trinken. Dann berichtete er matt: »Ich habe von einem dreiköpfigen Hund geträumt.«
»Hm. Du hast mir von ihm erzählt.«
»Und von einer schönen Frau«, fuhr Osmund fort. »Mit Haaren, wie ich sie nie zuvor gesehen habe. Jeder Ton von Blond, den du dir denken kannst. Und ein rotes Kleid.«
Candamir nickte lächelnd. »Das war kein Traumbild. Sie war die Königin der Kalten Inseln und ist jetzt hier an Bord.«
Osmund ließ sich zurücksinken und legte einen Arm über die Augen. »Dann mögen die Götter uns beistehen.«
Niemand schlug auch nur vor, in Irland Halt zu machen. Die Begrüßung dort hätte kaum tückischer sein können als auf den Kalten Inseln, aber da sie Cnut weisgemacht hatten, die Grüne Insel sei ihr Ziel, konnten sie nicht wagen, hier vor Anker zu gehen.
Das Leben an Bord hatte sich eingespielt, und Siglind fand sich ohne große Mühe in die Gemeinschaft ein. Sie war eine Fremde und damit eine Attraktion, und wäre sie als Fremde nach Elasund gekommen, hätte es Jahre gedauert – wäre es tatsächlich vielleicht nie gelungen -, Aufnahme in die Gemeinschaft zu finden. Doch Elasund war nicht mehr. Diese Reise, der Alltag an Bord, all das war so neu und
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