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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ungewohnt, dass ein weiteres fremdes Element kaum ins Gewicht zu fallen schien. Alle Männer begegneten Siglind mit großer Freundlichkeit, doch sie hielt den Blick meist gesenkt und redete nicht viel, tat nichts, um die Eifersucht der Frauen an Bord des Falken zu erregen, und schlief mit Asta und Inga und den übrigen unverheirateten Mädchen im Bug. Wenn sie abends Halt machten und die Schiffe vertäuten, half sie bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Mal aß sie mit Siwards Sippe, mal mit Haralds, doch meistens mit Osmund, Candamir und den Ihren. Mit keinem Wort erwähnte sie die Vergangenheit, ihr Leben als Cnuts Gemahlin. Doch als Olaf sie mit Osmund, Candamir und den übrigen Kapitänen eines Abends auf den Seedrachen einlud, behandelte er sie wahrlich wie eine Königin, nahm sie bei der Hand und führte sie an eine schmale Tafel, die provisorisch errichtet worden war.
    Voller Neid und Erstaunen sahen die Passagiere des Seedrachen und der nächstliegenden Schiffe, was Olaf auftischen ließ: dunkles, deftiges Brot, das er offenbar bei einer Bäckersfrau auf den Kalten Inseln erstanden hatte und das inzwischen schon ein wenig altbacken war, aber keiner der Elasunder hatte seit dem Julfest Brot gegessen. Gänseschmalz und Räucheraal in feinsten Kräutern und … Bier. Ein hörbares Raunen ging durch die Reihen, als es in die Krüge schäumte, und manche Zunge fuhr über aufgesprungene Lippen.
    Candamir fühlte sich furchtbar. Er aß und trank, weil er unfähig war, der Verlockung zu widerstehen, aber gleichzeitig schämte er sich, vor den Augen der neidischen Zaungäste all diese Köstlichkeiten zu genießen. Er sprach kaum ein Wort. Stattdessen warf er ihrem Gastgeber aus dem Augenwinkel finstere Blicke zu. Olaf schien kein Unbehagen zu verspüren. Lässig saß er in seinen feinen, rehbraunen Gewändern am Tisch, und seine Augen leuchteten, wenn er die Königin der Kalten Inseln anschaute. Er scherzte und plauderte unbeschwert mit ihr, sprach von fremden Meeren und großen Häfen, die Candamir nie gesehen hatte, und erwähnte irgendwann ganz beiläufig, dass seine Gemahlin im Herbst vor zwei Jahren gestorben sei.
    Siglind nahm seine Aufmerksamkeiten mit höflicher Zurückhaltung, geradezu routiniert hin. Natürlich war sie dergleichen gewohnt. Aber sie lachte über Olafs geistreiche Bemerkungen, und als sie ihm zum Abschied dankte und die Hand reichte, gestattete sie ihm, diese für einen Moment an seine Stirn zu führen.
    Candamir hatte nicht übel Lust, Olaf sein kostbares Bier wieder vor die Füße zu spucken. Er verstand kaum, was ihn am Verlauf dieses Abends so quälte. Er war ein junger Habenichts ohne große Erfahrung, Olaf hingegen ein kluger, weltgewandter Mann in den besten Jahren, der eine Frau vermutlich von Kopf bis Fuß mit Gold und Geschmeide behängen konnte, wenn er sich dazu entschloss, ihr jedenfalls ein Leben in Wohlstand und ohne Sorgen bieten konnte, ganz gleich, wohin es sie verschlug. Es war nur natürlich, dass Siglind von ihm so beeindruckt war, dass sie Candamir und Osmund den ganzen Abend kaum eines Blickes würdigte. Candamir wusste, er hätte damit rechnen sollen. Aber trotzdem schmerzte es ihn auf eigentümliche Weise.
    Als er auf sein eigenes Schiff zurückkam, war er so grimmiger Stimmung, dass weder seine Geschwister noch Austin oder Gunda das Wort an ihn zu richten wagten.
    Bei ruhiger See zogen sie in Sichtweite der irischen Küste südwärts. Seit sie die Kalten Inseln verlassen hatten, war der Wind launisch gewesen, doch am Mittag des fünften Tages verließ er sie vollends, und sie mussten die Ruder wieder besetzen. Dieses Mal wies Candamir neben seinen Knechten auch Hacon und die anderen Jungen seines Alters auf die Ruderbänke, und die halbwüchsigen Knaben hatten ihre erste Bewährungsprobe auf dieser Reise zu bestehen.
    Die ersten zwei Stunden fand Hacon es ganz leicht. Er war schwere Arbeit schließlich gewohnt, und seine Hände waren hart und schwielig. Doch dann begann er ein eigentümliches Ziehen in Schultern und Nacken zu verspüren, das sich nach einer weiteren Stunde anfühlte, als trage er ein eisernes Joch.
    Sein Ruder war das letzte auf der Steuerbordseite, und er wusste, das war kein Zufall. Candamir stand nur ein paar Schritte von ihm entfernt am Helm, das Gesicht der See zugewandt, doch er musste nur ein wenig den Kopf drehen, um ihn im Auge zu haben. Hacon war sich völlig darüber im Klaren, was sein Bruder von ihm erwartete, auch wenn sie nie ein Wort

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