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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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täte …
    »Das ist bitter, Herr«, sagte er. »Ein endgültiger Abschied. Ich habe einen Bruder, der so alt ist wie Hacon. Er war elf, als ich ihn zuletzt gesehen habe. Jetzt ist er fast schon ein Mann. Und ich soll ihn nicht Wiedersehen. Das … das hab ich nicht verdient«, schloss er trotzig, mehr an Gott denn an Candamir gewandt.
    »Nein, das hast du nicht verdient«, räumte Candamir freimütig ein. »Aber wie ich schon sagte, du selbst trägst die Schuld. Nun wird dir nichts anderes übrig bleiben, als Hacon an deines Bruders statt anzunehmen. Was du ja längst getan hast«, ging ihm auf.
    Austin nickte wortlos.
    »Osmund, könntest du das Steuer übernehmen?«, bat Candamir.
    Der Angesprochene zog das Ruder wieder ein, trat zu ihnen, ohne den Sachsen, der reglos dastand und stumm vor sich hin weinte wie ein altes Weib, auch nur eines Blickes zu würdigen, und nahm den Helm.
    Candamir brachte seinen unglücklichen Knecht zurück an seinen Platz und fesselte ihn ans Ruder. »Du lässt mir keine Wahl«, knurrte er, und weil sein Gewissen ihn nach wie vor plagte, fügte er hinzu: »Nur, bis wir die Küste verlassen.«
    Der Sachse tauchte vorübergehend aus seiner Düsternis auf, um sich zu erkundigen: »Und was ist, wenn ich pinkeln muss?«
    Candamir musste grinsen. »Dann mach ich dich los und behalte dich im Auge.«
    Am zwölften Tag ihrer Reise sichteten sie die Spitze jener großen Landzunge, die Olaf »das Horn des Frankenlandes« nannte, die aber, so wusste Austin, in Wirklichkeit das kleine Land der Bretonen war. Dort kehrten sie der Küste endlich den Rücken, und er war froh. Nicht nur, weil Candamir wie versprochen seine Fesseln löste, sobald das Land hinter dem Horizont verschwunden war, sondern weil es seine Seelenqualen linderte. Die Flotte hatte die bekannte Welt verlassen und fuhr aufs offene Meer hinaus. Jetzt stand sein Weg endgültig fest, und obwohl er um die geliebten Menschen daheim trauerte, als wären sie gestorben, stellten sich mit dem Blick auf das weite Meer auch Abenteuerlust und Neugier ein. Mit neuer, vermutlich ungerechtfertigter Zuversicht blickte er nach vorn, und er war nicht der Einzige.
    Der Wind frischte merklich auf, und kurz nach Mittag zogen sie die Ruder ein. Pfeilschnell, so schien es, schossen die neun großen Schiffe übers Wasser, sodass die Gischt zischend am Bug aufschäumte und diejenigen der Reisenden, die dort vorn ihre Plätze hatten, manches Mal wie ein eisiger Regenguss traf.
    Am späten Nachmittag gab Olaf das Signal zum Anhalten. Der Wellengang hatte sich verstärkt, und als sie keine Fahrt mehr machten, schaukelten die Schiffe heftig. Die ersten Fälle von Seekrankheit traten auf. An Bord des Falken traf es Gunda und Siwards junge Schwiegertochter Hylda am schlimmsten, die beide schwanger waren, aber auch der wackere Harald und fast alle Kinder litten daran.
    Die Kapitäne trafen sich zu einer Lagebesprechung an Bord des Seedrachen.
    »Wir müssen schneller werden«, eröffnete Olaf den anderen Männern. »Schon allein wegen unserer Vorräte.
    Ich schlage vor, dass wir fortan nachts nicht mehr anhalten, sondern segeln, wann immer wir Wind haben. Teilt die Ruderer in drei Schichten ein, lasst die Sklaven zwei Schichten rudern und …«
    »Das hält kein Mann aus«, protestierte Berse. »Schon gar nicht, wenn wir die Portionen rationieren müssen.«
    Olaf runzelte missfällig die Stirn. Er schätzte es nicht, unterbrochen zu werden. »Es gibt ein einfaches Mittel, die Unwilligen zu ermuntern.«
    »Nicht auf meinem Schiff«, erklärte Candamir kategorisch.
    »Wir brauchen gesunde, kräftige Männer, wenn wir ankommen, keine geschundenen Siechen, die uns womöglich noch wegsterben.«
    Die Mehrheit war auf seiner Seite.
    »Na schön«, grollte Olaf. »Aber sagt nicht, ihr wäret nicht gewarnt gewesen, wenn wir den Sturm verpassen.«
    Doch zumindest diese Sorge war unbegründet. Drei Tage und drei Nächte segelten sie bei stetigem, frischem Wind auf südwestlichem Kurs. Und am Vormittag des vierten Tages, genau wie auf Olafs legendärer Fahrt, fanden sie den Sturm.
    Man musste kein erfahrener Seemann sein, um ihn kommen zu sehen. Dicke, schwarze Wolken trieben von Norden heran und verschluckten die Sonne. Das Meer nahm eine bleigraue Farbe an und wurde verdächtig still, das Tageslicht verdüsterte sich zu einem kränklichen Gelbton.
    »Also los, jeder von euch weiß, was er zu tun hat!«, rief Osmund. »Frauen und Kinder unter Deck. Nehmt die Hunde und eure

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