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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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nicht. Er hatte sie ins Verderben geführt, musste er erkennen, und die Einsicht lahmte ihn.
    Osmund legte ihm eine Hand auf den Arm und rüttelte ihn unsanft. »Komm, Candamir.«
    Unwillig schaute er auf. Er musste blinzeln. Das trübe Abendlicht erschien ihm eigentümlich grell. »Wohin?«
    »Zum Drachen.«
    »Aber …«
    »Komm schon«, unterbrach Osmund drängend, hob Candamirs Waffen vom Boden auf, wo sie seit Tagen unbeachtet nahe seines Lagers gelegen hatten, und streckte sie ihm entgegen. Langsam, mit mechanischen Bewegungen legte Candamir seinen Schwertgürtel an und folgte Osmund zu Olafs Schiff hinüber.
    »Gib wenigstens zu, dass du am Ende bist!«, verlangte der gnomenhafte Schiffsbauer.
    Olaf stand am Helm, obgleich das Schiff derzeit keines Steuermanns bedurfte. »Da ich hier stehe und atme, bin ich noch nicht am Ende, Berse«, entgegnete er.
    »Aber du weißt nicht, wie es weitergehen soll«, konterte Haflad.
    »Wenn ihr mir eine Stunde Ruhe ließet, um darüber nachzudenken, würde mir vielleicht etwas einfallen.«
    Wie furchtlos er ist, dachte Candamir. Er hatte Olaf nie sonderlich gemocht, hatte nie das Gefühl abschütteln können, dass sich unter den feinen Kleidern und der gelassenen Überheblichkeit irgendetwas Finsteres verbarg, ganz gleich, was Osmund sagte. Aber jetzt kam er nicht umhin, die Unerschrockenheit dieses Mannes zu bewundern. Denn es war nicht zu übersehen, dass die aufgebrachten, verzweifelten Männer gefährlich waren.
    »Es gibt nichts zu bedenken«, entgegnete Siward kategorisch. »Unsere einzige Hoffnung ist umzukehren.«
    Olaf verzog verächtlich einen Mundwinkel. »Das ist ein großartiger Vorschlag. Der Wind, falls er je wiederkommt, würde uns genau ins Gesicht blasen. Und wir alle würden verdursten, lange bevor wir irgendeine Küste erreichen.«
    »Du hast Recht«, murmelte Berse. »Wir alle werden verdursten, so oder so. Und ich würde zu gern hören, wie du den Ahnen erklären willst, dass du deine Sippe, deine Nachbarn, ja, dein ganzes Dorf auf dem Gewissen hast.«
    »Auch das werde ich mir erst dann überlegen, wenn es so weit ist«, beschied Olaf mit einem spöttischen Lächeln, das ein zorniges Gemurmel hervorrief. Die Gesichter wurden finster. Vielleicht dreißig Männer hatten sich von den anderen Schiffen hier eingefunden, eine Schar verhärmter, geschwächter Menschen, und dennoch wirkten sie bedrohlich.
    Siward trat noch einen Schritt näher auf Olaf zu. »Meine Frau ist bereits so gut wie tot. Und wie lange sollen wir anderen noch durchhalten? Ohne Wasser und verloren auf dem Meer? Wir alle werden sterben. Und weil wir das allein dir zu verdanken haben, gebührt dir die Ehre, der Erste zu sein … « Er legte die Rechte an das Heft seines Schwertes.
    Osmund und Jared bewegten sich gleichzeitig, und noch ehe Siward und der Schiffsbauer ihre Klingen gezogen hatten, standen sie Schulter an Schulter mit Olaf.
    »Bevor ihr ihn bekommt, werdet ihr uns erschlagen müssen«, erklärte Osmund ruhig.
    Berse hob die Waffe und ließ einmal die Schultern kreisen.
    »Das täte mir Leid, aber es wird mich nicht abhalten.«
    Berses überlebender Sohn und der widerwärtige Köhler standen plötzlich links und rechts von ihm, die Schwerter in Händen.
    Candamir betrachtete die Szene fassungslos. Dies waren Menschen, die er sein ganzes Leben lang kannte. Und immer hatten sie eine Gemeinschaft gebildet. Sie hatten sich gestritten, oft genug auch geprügelt, aber wenn es darauf ankam, hatten sie immer zusammengestanden. Jetzt spalteten sie sich in zwei Lager, und ihm wurde ganz schwindelig bei dem Gedanken, wie viele Blutfehden daraus entstehen würden, wenn sie mit gezückten Klingen aufeinander losgingen. Nicht, dass das noch eine Rolle spielte. Niemand würde lange genug leben, um diese Fehden auszutragen. Und mit diesem Gedanken trat er an Osmunds Seite. Fast gleichzeitig schloss der Schmied sich ihnen an. Aber sie waren nur fünf gegen beinah drei Dutzend.
    »Besser, ihr tretet beiseite«, riet der Schiffsbauer Osmund und Candamir, und es klang wie die Stimme der Vernunft.
    »Dieser Schurke ist es nicht wert, dass ihr ihn schützt.«
    Nein, da hast du vermutlich Recht, fuhr es Candamir durch den Kopf, aber er sagte nichts, sondern zog sein Schwert. Siward zückte seinen Dolch und trat noch einen Schritt näher.
    »Es tut mir Leid«, bekannte er und schaute erst Harald, dann Osmund und schließlich Candamir in die Augen. »Aber er hat uns in eine Lage ohne Hoffnung

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