Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
müsse die kleine Friesin fortan zufrieden lassen, wenn er das Kind wolle. Also war ihm dieser gewohnte, einfache Weg, seinem Geist mitsamt seinem Körper Erleichterung zu verschaffen, vorerst versperrt. Das ärgerte ihn, erfüllte ihn mit einem dumpfen, unbestimmten Zorn auf Gunda, wenngleich ihm klar war, dass sie überhaupt nichts dafür konnte. Verdrossen wälzte er sich auf die andere Seite und entdeckte Osmunds hoch aufgerichtete Gestalt achtern an der Backbordwand. Leise stand er auf und gesellte sich zu ihm.
    »Ich bin also nicht der Einzige, den der Schlaf flieht«, bemerkte er.
    Osmund wandte ohne Eile den Kopf. »Und wir sind nicht allein«, antwortete er ebenso gedämpft und trat einen Schritt beiseite. Erst jetzt entdeckte Candamir Siglind, die neben Osmund stand, die Arme auf die Reling gestützt.
    »Oh, tut mir Leid«, murmelte Candamir. Er war verlegen und spürte gleichzeitig einen unmissverständlichen Stich, der ihn nicht wenig beunruhigte.
    Siglind wies nach Osten. »Dort klart es auf. Wir haben die Sterne angesehen«, berichtete sie. Wenn sie bemerkte, wie unbehaglich den beiden Freunden plötzlich war, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Candamir nickte, tauschte einen Blick mit Osmund und lächelte fast wider Willen. »Deine Spezialität. Die Sterne, meine ich.«
    Osmund winkte bescheiden ab. »Siglind kennt mehr mit Namen als ich.«
    »Das hat mein Vater mir beigebracht«, erklärte sie. »Er war ein großer Seefahrer. Er wusste alles über die Sterne. Trotzdem stach er nie ohne zwei oder drei Raben in See. Sie haben ihm mehr als einmal aus der Klemme geholfen.«
    »Du weißt es also«, stellte Candamir fest.
    Siglind nickte. »Dass wir den Kurs verloren haben? Ja.«
    »Ich habe es ihr gesagt«, erklärte Osmund, und er schien untypisch erpicht darauf, diese Indiskretion zu rechtfertigen.
    Doch ehe Candamir noch entschieden hatte, was er darauf erwidern sollte, sagte sie: »Nun, damit war zu rechnen, nicht wahr? Was sonst soll man erwarten, wenn man sich einem Sturm anvertraut?«
    »Und doch bist du mit uns gekommen«, bemerkte Candamir.
    Es war einen Moment still, ehe sie mit einem kleinen Seufzer erklärte: »Alles schien besser, als zu bleiben, wo ich war. Ich muss allerdings gestehen, dass mir heute Nacht gewisse Zweifel an der Weisheit meiner Entscheidung kommen.«
    Die beiden Männer lachten leise. »Dein Vater ist also zur See gefahren?«, fragte Osmund dann. »War er Kauffahrer?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Cnut unterhält eine Flotte, die auf Raubzüge gegen die Schotten und die Angelsachsen zieht. Kriegsschiffe mit zwanzig Ruderpaaren.«
    »Gut, dass sie nicht im Hafen lagen, als wir dorthin kamen«, bemerkte Candamir. »Sie hätten uns mühelos eingeholt.«
    »Sie liegen auf der anderen Seite im Westen der Insel«, erklärte Siglind.
    Natürlich, ging ihnen auf: die Seite, die Britannien zugewandt lag.
    »Die Könige von Schottland und Northumbria würden es sich gewiss etwas kosten lassen, wenn jemand ihnen diese ständige Bedrohung vom Hals schaffen könnte«, fuhr Siglind scheinbar leichthin fort.
    »Du meinst, wir sollten umkehren?«, fragte Osmund erstaunt.
    Sie nickte. »Ihr solltet es zumindest erwägen. Auch wenn wir nicht wissen, wo wir sind, müssten wir doch irgendwann in bekannte Gewässer kommen, wenn wir von hier aus nach Nordosten segeln. Vielleicht wäre das die bessere Lösung, als hier umherzuirren und eine Insel zu suchen, von der niemand weiß, wo genau sie liegt.«
    »Vielleicht«, stimmte Candamir kühl zu. »Aber vielleicht bist du auch nur auf der Suche nach ein paar Narren, die du zum Werkzeug deiner Rache an deinem Gemahl machen kannst.«
    Osmund bedachte ihn mit einem missfälligen Blick, aber Siglind hob lediglich die Schultern, schaute wieder aufs Meer und murmelte: »Wer weiß. Womöglich ist es so.«
    Bei Morgengrauen standen sie immer noch zu dritt an der Reling und wurden Zeugen, wie Brigitta und Olaf die drei Vögel auf den Weg schickten. Unter empörtem Gekrächze flog ein jeder davon, und bald waren die schwarzen, geflügelten Gestalten mit der bleigrauen Dämmerung verschmolzen. Beklommen schauten sie ihnen nach.
    Kurz darauf erwachten die Reisenden an Bord der neun Schiffe, aber nicht alle erhoben sich und begannen das Ritual des neuen Tages. Viele waren so matt vor Durst, dass sie einfach auf ihren Decken liegen blieben und der aufgehenden Sonne entgegenblinzelten.
    Osmund und Candamir gingen von Gruppe zu Gruppe und erklärten,

Weitere Kostenlose Bücher