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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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auf. Es herrschte nicht die übliche hektische Betriebsamkeit. Vielmehr schlichen zahlreiche Polizeibeamte sowie Kollegen der Spurensicherung mit einer erschöpften Miene umher. Doch Myriam erkannte noch etwas anderes. Den Schock. Das Entsetzen, die Erschütterung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Niemand wagte laut zu sprechen oder zu atmen. Das hatte sie noch nie erlebt. Etwas musste passiert sein, das sich ihren Erfahrungen entzog.
    Die Aufzugstür öffnete sich, und plötzlich hörte sie jemanden hinter sich heftig würgen. Entsetzt erkannte sie Katja Weiss, die an den Kollegen vorbei ins Freie stürzte, wo sie sich vor den Augen der Hausbewohner auf dem Rasen erbrach.
    Myriams Blick fiel auf Wagner, der Katja Weiss beobachtete, und hörte seinen Spott. »Erst spielt sie die Coole, um am Ende die ganze Bude vollzureihern. So viel zum Sinn von Frauenquoten.« Lachend rief er der jungen Frau zu: »Wenn du noch einmal kotzen musst, dann nimm einen der Kotbeutel eurer Hundestaffel. Das hier ist ein Tatort.«
    Myriam schaute ihn verächtlich an, doch er lachte weiter. Sie verschob dieses Problem auf später. Sie musste sich für das wappnen, was ihr bevorstand. Es war nicht die übliche Erregung, die sie an jedem Tatort erlebte, sondern etwas anderes.
    Sobald sie den Fahrstuhl bestieg und sich dieser in Bewegung setzte, fühlte sie den Druck in ihrer Brust größer werden. Es schien, als sei das Gebäude leer bis auf diese eine Wohnung, in der ein Toter lag, oder handelte es sich um eine Frau? Sie hatte vergessen, Henri danach zu fragen.
    Als sich der Fahrstuhl öffnete, sah sie sich Ron gegenüber. »Was machst du denn hier?«, fragte er.
    »Henri will unbedingt jemanden von der Staatsanwaltschaft dabeihaben.«
    »Ich weiß nicht, ob du das wirklich sehen musst«, murmelte Ron fast tonlos.
    Er führte eine hilflose Geste mit den Händen aus. Ein kaum wahrnehmbares Zittern lag in dieser Bewegung.Verdammt, was war hier los? Ihr Blick richtete sich auf die geöffnete Wohnungstür, wobei sie zum ersten Mal den Geruch registrierte, der über dem Flur lag.
    Okay, du wirst jetzt etwas sehen, was dich bis ins Mark trifft. Kann sein, dass du in Tränen ausbrichst, dass du dich übergeben musst, dass du …
    »Der Anblick«, hörte sie Ron, »ist wirklich … ich meine, da kannst du dir nur die Eingeweide aus dem Leib kotzen. Die Kollegen stehen schon Schlange vor dem Klo, also überlege dir gut, ob du da hineingehen willst.«
    Sie hörte kaum noch, was Ron sagte. Er drückte ihr etwas in die Hand und murmelte: »Nimm wenigstens das. Es hilft nicht viel, aber ein bisschen.«
    Aus den Augenwinkeln erkannte sie einen Flachmann, in dem sich mit Sicherheit hochprozentiger Alkohol befand. Schritt für Schritt ging Myriam weiter. Nein, nicht zögernd. Eher entschieden. Sie konnte nicht umkehren, nicht zuletzt, weil Henri ihr im Flur entgegenkam.
    »Tut mir leid, dass ich dich angerufen habe.« Es war seine alte Stimme. Der Ausdruck von Fürsorge und - oder bildete sie es sich nur ein? - Zärtlichkeit machte sie nervös. Sie hatte keinen Anspruch mehr darauf. Daher erwiderte sie möglichst cool: »Ich mache nur meinen Job. Also gehen wir.«
    Er nahm sie am Arm und schob sie nach vorne, direkt durch die geöffnete Tür. »Ich bin hinter dir«, sagte er. »Wenn du mich brauchst.«
     
    Der Raum lag im Halbdunkel. Einzelne Sonnenstrahlen verirrten sich durch die Ritzen des Rollladens. Das Zimmer war bis auf einen Rucksack leer. Nicht einmal eine Glühbirne hing an der Decke.
    Der Gestank steigerte sich ins Unerträgliche. Er machte die Fäulnis greifbar. Als ob die ganze Luft faulte. Verwesendes Fleisch voller Maden, Fliegen, die umhersurrten, Exkremente, Urin und Kot, im ganzen Zimmer.
    Ihr Magen hob sich. Ron hatte recht gehabt, man konnte die Übelkeit nicht verhindern. Sie stellte sich augenblicklich ein. Und sie äußerte sich heftig. So schnell konnte Myriam nicht denken, da kam ihr bereits das Croissant hoch. Sie schlug die Hand vor den Mund und registrierte, wie jemand - Henri - ihr einen Eimer vor das Gesicht schob, in den sie den Rest des Gebäcks spuckte. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, nur ihr Körper stehe unter Schock. Nicht sie selbst. Ihr Bewusstsein war völlig klar, und sobald sie ihren Magen, ihren Geruchssinn, das Zittern der Hände und der Knie wieder einigermaßen im Griff hatte, konzentrierte sie sich auf das, was sie sah.
    Eine Gestalt unterhalb des Fensters. Etwas Unförmiges. Kaum zu erkennen im

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