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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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auf und legte die Zeitung beiseite. Er genoss die Ruhe in der Wohnung, stellte sich vor, wie es wäre, allein zu leben. Vielleicht könnte er, wenn die alte Hodrova starb, in die Mansardenwohnung über dem Laden ziehen. Gelangweilt starrte er auf den Fernseher, in dem noch immer Pavels Lieblingssendung lief.
    Die Dinge verkomplizierten sich. Es gab zwei Interessenten, Lionel Rostenberg und Milan Hus, doch der Verkäufer schickte lediglich kurze Antworten: Die Zeit sei noch nicht reif, der Welt die Wahrheit zu verkünden.
    Wollte er nicht mehr verkaufen? Oder den Preis in die Höhe treiben? Filip Cerny war verwirrt. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte.
    Er hätte schon längst wieder seinen Vater besuchen müssen, doch wartete er ab, bis er diesem die Sensation verkünden konnte.Wenn alles unter Dach und Fach war. Und Milan Hus wollte die Manuskripte unbedingt. Was konnte das anderes bedeuten, als dass diese echt waren?
    Bisher unbekannte Fassungen zweier Kafka-Erzählungen sind in einem kleinen Antiquariat in der Beneditskagasse in Prag aufgetaucht. Sie lagen jahrelang auf dem Dachboden des Hauses, in dem Max Brod gewohnt hat.
    Na, Vater, wie klingt das? Und dein Sohn hat sie aufgespürt.
    Für die Echtheit der Manuskripte bürgt der renommierte Professor Dr. Milan Hus von der Goethe-Universität in Frankfurt, einer der größten Kafka-Spezialisten, den die Literaturwissenschaft kennt.Wie sich Professor Hus gegenüber der Presse äußerte, handelt es sich bei den Fassungen auch inhaltlich um eine Sensation. Kafka müsse in Zukunft völlig neu interpretiert werden. Er könne nicht länger als der introvertierte, unterdrückte Autor gesehen werden, sondern als ein Schriftsteller, der das neurotische Zeitalter, das Zeitalter der Aggressionen vorhersagte.
    Filips Kopf rutschte nach unten. Im Halbschlaf schrieb er Artikel für die Feuilletons der großen Zeitungen, Aufsätze für die einschlägigen wissenschaftlichen Zeitschriften. Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, wenn der Finder unbekannt bliebe. Es gäbe der Angelegenheit einen geheimnisvollen Touch. Geheimnisse waren gut. Zumindest eine Zeitlang.Warum besaß der Unbekannte nicht den Mut, die Manuskripte selbst an die Öffentlichkeit zu geben? Nein, er war auf das Urteil von Fachleuten angewiesen. Wenn Milan Hus die Texte für echt hielt, würde niemand es wagen zu widersprechen. Und Hus - so viel war sicher - wollte die Manuskripte inzwischen unbedingt. Warum sollte er sonst täglich anrufen, um zu fragen, ob Filip inzwischen den Anbieter erreicht habe?
    Filip Cerny schreckte hoch, aufgeweckt von der übertrieben dramatischen Melodie, mit der das Boulevardmagazin Bulvární Kus im Fernsehen angekündigt wurde. Irritiert starrte er auf das Mädchen, das auf dem Bildschirm gezeigt wurde. Sie trug ein weißes Ballettkostüm und verharrte in einer komplizierten Positur. Offenbar ging es um eine angeblich bekannte tschechische Tänzerin, von der er, Filip, jedoch noch nie etwas gehört hatte.
    Er schloss erneut die Augen, gewillt, die Zeit zu nutzen, solange Dora und Pavel sich noch in der Stadt befanden, um Einkäufe zu erledigen. Fast wäre es ihm gelungen, wieder einzuschlafen, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Was hatte der Sprecher gesagt?
    Er suchte nach der Fernsteuerung und drückte die Taste für die Lautstärke.
    Ein weiteres Foto des Mädchens wurde gezeigt. Diesmal trug sie ein rotes kurzes Kleid, nicht länger als ein Hemd, und tanzte auf einer düsteren Bühne, in deren Mitte ein künstliches Feuer aufloderte.
    »Das Foto zeigt Helena Baarova in einer Aufführung von Strawinskys Sacre du Printemps aus dem Jahre 2002 an der Staatsoper Prag.«
    Helena Baarova. Nein, der Name war ihm unbekannt.
    »Der tragische Tod Helena Baarovas«, fuhr der Sprecher fort, »erschüttert die Prager Ballettszene umso mehr, als sie Opfer einer Mordserie in Frankfurt wurde. Die vielversprechende Künstlerin wurde zu Tode gepeitscht, während sie vor ihrem Peiniger tanzte.«
    Filip spürte alles Blut aus seinem Körper weichen. Sein Finger zitterte, als er versuchte, die Lautstärke noch mehr zu erhöhen.
    »Die schreckliche Tat weist auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeit mit dem Mord an Justin Brandenburg auf. Der Student aus Philipsburg, New Jersey, musste qualvoll verhungern. Doch zwischen beiden Fällen besteht, wie jetzt bekannt wurde, eine makabre Verbindung. Beide Mordopfer weisen im Nacken eine auffällige Markierung auf. Der Täter hat

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