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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Kontakte haben Sie sonst noch gespeichert? Den Innenminister, den Ministerpräsidenten, die Bundeskanzlerin?«
    »Meine Frau.«
    »Sie haben also nur Frauen gespeichert. Das ist ziemlich verdächtig.«
    Faber lachte. »Rufen Sie etwa wegen eines Dates an?«
    »Wenn Sie mit einem einfachen Ja antworten, ist die Angelegenheit schnell erledigt.«
    »Ich würde sagen, da bekomme ich mit Liebler Ärger.«
    Hatte sich die Trennung immer noch nicht bis nach oben herumgesprochen? Aber wenn es um Gerüchte ging, war die Chefetage immer das letzte Glied in der Kette.
    »Ich meine«, riss sie sich zusammen, »Sie sollten einfach ja dazu sagen, dass ich Wagner aus dem Team haben will.«
    Am anderen Ende herrschte zunächst Stille. Dann folgte sehr trocken: »Ich liebe es nicht gerade, wenn sich die Staatsanwaltschaft in meine Personalpolitik mischt.«
    »Das kann ich auch verstehen, nur in der jetzigen Lage …«
    »Die Kafka-Morde?«
    Myriam zuckte zusammen: »Was haben Sie gesagt?«
    »Die Kafka-Morde. Tolle Geschichte für die Presse. Uns droht ein Riesenmedienrummel.«
    »Hören Sie, der Täter zeigt in beiden Fällen einen hohen und ausgeprägten Grad an krimineller Energie, Zielstrebigkeit und Kaltblütigkeit.Wir müssen ihn als gefährlichen Gewaltverbrecher einstufen. Eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung aller Einsatz- und Ermittlungshandlungen der Polizei mit der zuständigen Staatsanwaltschaft ist unabdingbar. Wagner aber, so leid es mir tut, ist unfähig und gehört zu den unangenehmsten Kollegen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Er geht mir auf die Nerven, er macht mich wütend, geradezu rasend. Er ist schlecht fürs Team, und er gefährdet die Ermittlungen.«
    Faber schwieg, bis er sagte: »Seine Zeugnisse sind hervorragend. Er gilt als brillant.«
    Myriam lachte spöttisch. »Was sein Fachwissen betrifft vielleicht, und das ist genau sein Problem. Seine Teamfähigkeit ist gleich null. Er ist ein Egomane. Ich kann niemand brauchen, der nicht hinter den Ermittlungen steht, der sie lächerlich macht. Wagner fehlt die Erfahrung der Straße. Schicken Sie ihn einige Monate auf Streife. Obwohl ich glaube, dass er nie begreifen wird, worum es bei unserer Arbeit geht.«
    Faber seufzte. »Sie haben nicht das Recht, mir Vorschriften zu machen.«
    »Wenn Sie schon von der Presse reden: Wir können uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht erlauben, dass im Ermittlungsteam Misstrauen und Unfrieden herrschen.«
    Für einen Moment war am anderen Ende wieder Stille.
    »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Danke«, sagte Myriam, darum bemüht, sich den Triumph nicht anhören zu lassen.
    »Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen und versuchen, Wagner ins Team zu integrieren?«, warnte Faber sie. »Sie wissen doch: Wer den Feind umarmt, macht ihn bewegungsunfähig.«
    »Das hätte mir gerade noch gefehlt.«

30
    Alex überquerte den Bahnhofsvorplatz und trat nach einer Taube, die immerzu im Abstand von wenigen Zentimetern vor ihm herlief.
    Er wäre auch gern ein Vogel gewesen. Ein Späher. Einer, der sich die ganze Sache von oben betrachtet und erkennt, was keiner wahrhaben will: Wir alle leben in einer Art Legoland, einer Spielzeugwelt.
    Oh, er besaß scharfe Augen. Ähnlich dem Falken. Er konnte einzelne Menschen fixieren, sie heranzoomen. Ohne Probleme. Besser und schärfer als eine dieser Digitalkameras. Alex marschierte vom McDonald’s in Richtung Gleis zehn.
    Nein, er schlurfte. Sein linkes Bein. Er bekam es nicht mehr richtig hoch. Eine Blockade in den Nerven, so der Arzt, der im La Strada regelmäßig Gesundheitskontrollen durchführte. Alex hasste dieses taube Gefühl im Oberschenkel.
    Und er hasste es, sich im La Strada zu waschen. Deshalb hatte er sich an diesem Morgen, er gehörte zu den Frühaufstehern, auf den Weg gemacht, um aus den Mülleimern auf der Zeil Flaschen zu sammeln und sie anschließend im Plusmarkt abzugeben. Dreißig Flaschen. Die Beute war in diesen ersten Frühlingstagen lohnend.
    Natürlich, die Hausfrauen hinter ihm, die es eilig hatten, beschwerten sich wieder beim Geschäftsführer, weil er den Flaschenautomaten blockierte, aber es war sein gutes Recht. Er konnte dort den ganzen Morgen stehen und Flaschen einwerfen. Da konnte der Geschäftsführer meckern, so lange er wollte. Und nun hatte er fünf Euro in der Tasche und würde diese in heißes Wasser umsetzen.
    Seine Gedanken machten einen Sprung. Helena. Ihr Gang, wenn sie die Straße entlangkam. Ein Wesen der Luft wie er. Er war der

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