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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nicht so an der Nase herumgeführt, wären die armen Leute verschont geblieben. Nur durch ihre Dummheit, ihre Hochnäsigkeit, standen unzählige Dörfer in Flammen, hatten Menschen den letzten Rest ihres kärglichen Hab und Gutes verloren, irrten sie heimatlos umher. Sie, die Bauern, müßten sich das auf ihre Kappe schreiben. Cornelius hatte natürlich in das gleiche Horn getönt, bis Jerg zurückbrüllte, daß schließlich nicht sie es gewesen waren, die gebrandschatzt hatten, und sie somit auch nichts dazu könnten. Die Menschen sind schon seltsam, dachte Dettler bei sich. Statt angesichts der gemeinsamen Ziele wieder zusammenzuwachsen, wurde die Kluft zwischen den beiden Brüdern von Tag zu Tag unüberwindbarer. Und die anderen Hauptmänner taten es den Brüdern gleich. Da waren auf der einen Seite Wunderer, Rohrbach, Jerg und Maier, denen es mit dem Kriegeführen und Rachenehmen nicht heftig genug sein konnte. Auf der anderen Seite standen Cornelius, Feuerbacher, Theus Gerber und Dettler, die immer wieder – und zunehmend vergebens – zur Mäßigung und Vorsicht aufriefen. Bisher hatte sich das Gewicht der beiden Gruppen die Waage gehalten, doch mit Feuerbachers Absetzung als Hauptmann war es darum geschehen. Der neue Hauptmann, Bernhard Schenk von Winterstetten, ein Adeliger, drängte ebenso heftig zum Kampf wie Jerg und seine Anhänger.
    Ein fremdartiges Grollen riß Dettler aus seinen Gedanken. Irritiert blickte er auf und glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können: Wohin er auch schaute, sah er eine große, schwarze Masse auf sich und die anderen zukommen. Wie eine riesige Woge rollte sie auf die Bauern zu, wurde lauter und lauter. Von links, von rechts, selbst von hinten kamen die feindlichen Soldaten auf sie zugerannt und zugeritten. Nicht zögerlich oder gar ängstlich, sondern sehr bestimmt und fest entschlossen. Es waren nicht die Stimmen vonunzähligen Männern, welche Dettlers Trommelfell fast zum Platzen brachten. Es war der Schrei des Krieges, der immer gleich klingt und der nur eine Melodie kennt: die der Vernichtung.
    Statt des Paradieses erwartete die Männer nun die Hölle auf Erden. Von überall her kamen die Württemberger Landsknechte, deren Geduld in den letzten Wochen ebenfalls erheblich geprüft worden war. Jetzt, da ihr Anführer endlich das Zeichen zum Losschlagen gegeben hatte, gab es für sie kein Halten mehr. Schnell war ein großer Teil der Bauern durch die Berittenen eingekesselt, einzelne Reiter postierten sich in kurzen Abständen zwischen dieser Vorhut und dem nachfolgenden Hauptheer, um jede Bewegung der Bauern zu übermitteln, die unkontrolliert auseinanderzulaufen begannen. Fassungslos starrten Jerg und die anderen auf die Angreifer, die sich in einem nach hinten gebogenen Halbkreis zielstrebig auf sie zubewegten. Als handele es sich um eine alltägliche Verrichtung, hatten sie binnen kürzester Zeit Dutzende von Kanonen aufgestellt, hinter denen sich jeweils eine Bedienungsmannschaft aufbaute. Als die ersten Böller knallten, schrien die Bauern, die solch lautes Grollen nur von unheilbringenden Unwettern kannten, vor Schrecken auf. Bis in die Knochen verängstigt, rannten viele heulend davon. Weit kamen sie jedoch nicht, denn kaum waren die ersten Flüchtenden gesichtet, schickte Truchseß Georg von Waldburg Reiter hinterher, die mit ihnen kurzen Prozeß machten. Wie Schweine wurden die vor Angst gelähmten Bauern unter den entsetzten Augen ihrer Kameraden abgestochen und liegengelassen. Anderen, darunter auch Johann Dettler, schien die Flucht zu gelingen, doch auch dieser Schein trog, denn es war noch nicht Abend, als die in Richtung Stuttgart Geflohenen eingeholt wurden.
    Daß die Bauern in der Überzahl waren, schien nicht mehr die geringste Rolle zu spielen, dazu verstanden die bündischen Soldaten ihr Handwerk zu gut. Wie eine Herde in die Enge getriebenes Wild wurden sie niedergestochen, zu Bodengetrampelt, zu Tode geschlagen. Unfähig, sich selbst zu verteidigen, war an einen Angriff oder eine Vernichtung des Feindes nicht mehr zu denken: Im Gegensatz zu dem Bauernheer war das der Soldaten bestens von flankierenden Reitertrupps geschützt. Kampferprobt durch frühere Zusammenstöße mit feindlichen Rittern, wehrten diese jeden Angriff in kürzester Zeit ab, um sofort eigene Attacken zu starten. Dutzende von Rohren schmetterten eine Salve nach der anderen ab, Steinkugeln und Schrot zerfetzten die Leiber der Hilflosen.
    Hilflos stand auch Jerg daneben, als eine

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