Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Tisch«, antwortete er ihr mit wenig Überzeugung. Dabei zuckte er hilflos mit den Schultern.
    »So, weniger Fleisch sollen wir essen. Und weniger Brot dazu. Gemüse ist auch fast keines mehr da! Ja, was soll ich denn dann noch kochen? Außer Kraut und Rüben bleibt doch nichts mehr übrig!« fuhr Lene ihren Mann an, als ob dieser höchstpersönlich für den neuen Erlaß verantwortlich wäre. »Also, das eine kann ich euch Mannsbildern jetzt schon sagen …« Lautstark fuhr Lene fort, sich aufzuregen.
    Erst jetzt bemerkte Jerg, daß die Holzplatte von Margas Stand leer war. »Marga, kann das wahr sein? Hast du etwa deine ganze Ware verkauft?« Sie nickte stumm. Fragend griff er mit seiner rechten Hand unter ihr Kinn und hob ihren gesenkten Kopf, so daß er seiner Frau in die Augen blicken konnte. »Ja, freust du dich denn gar nicht darüber? Das ist doch wundervoll!«
    »Doch, ich freue mich … Aber das ist doch jetzt alles nicht mehr wichtig. Jetzt, wo noch mehr Abgaben drohen …« Mutlos ließ sie sich in seine Arme fallen und drückte ihr Gesicht an seine Brust. »Ganz gleich, was man tut, wir kommen einfach auf keinen grünen Zweig. Den Herrschaften auf den Ämtern fällt eben immer wieder etwas Neues ein, um uns die Heller aus der Tasche zu ziehen!«
    Jerg versuchte auf jede mögliche Art, seine bedrückte Frau wieder aufzumuntern. Er herzte sie und er küßte sie. Doch heute schien auch dies verkehrt zu sein. Völlig unerwartet brach es aus Marga heraus:»Wenn du mich nur einmal wie einen erwachsenen Menschen behandeln würdest statt wie ein dummes Kind!«
    Abrupt drehten Lene und Cornelius sich um. Auch Jerg wußte nicht, wie ihm geschah. Marga – und laut herumschreien? Schlimmer noch: Marga – und fluchen?
    »Marga, welcher Teufel ist denn in dich gefahren?« fragte Jerg lachend.
    Doch sie hatte sich bereits abgewandt und war dabei, ihre restlichen Sachen zusammenzupacken.
    Jerg versuchte, den Vorfall auf die leichte Schulter zu nehmen. Gleichzeitig beschloß er, abends Sureya noch einen Besuch abzustatten, die ihn hoffentlich mit schlechter Laune verschonen würde! Cornelius tat so, als habe er von allem nichts mitbekommen. Was hätte er auch dazu sagen sollen? Nur Lene schien über Margas unziemliches Verhalten regelrecht erfreut zu sein. Hatte sie doch wieder einmal einen Beweis dafür bekommen, daß Marga als Ehefrau vollkommen ungeeignet war. Dem Manne so übers Maul zu fahren – unerhört war das!
    Die ganze Freude über den Markttag war verschwunden. Selbst die Kinder, die von dem Vorgefallenen nichts verstanden, waren still und niedergedrückt. Schweigend machte sich die kleine Gruppe mit ihrem nun leeren Leiterwagen auf den Heimweg. Jerg hatte plötzlich das Gefühl, als sei die Sonne für immer aus seinem Leben gewichen. ›So kann das nicht weitergehen! Heute hätte für Marga und die ganze Familie ein Freudentag sein sollen! Und selbst den hat der Herzog zerstört!‹ Haßerfüllt dachte Jerg an den Mann, der ohne zu zögern Heinrich totgeschlagen hätte, während er sein eigenes Leben aus einer Laune heraus verschont hatte. Doch Jerg konnte dafür keine Spur von Dankbarkeit empfinden. Im Gegenteil: Seit er Herzog Ulrich gegenübergestanden hatte, verfolgte ihn dessen Blick Tag und Nacht. Der Herzog war zu seinem persönlichen Feind geworden. Er wußte jedoch, daß dies für andere Ohren vermessen klingen mußte,so behielt er seine Gefühle für sich. Und obwohl dies höchst unwahrscheinlich war, hatte er das Gefühl, diesem Mann schon bald wieder gegenüberzustehen. Was dann passieren würde, das wußte nur Gott allein!

9.
    Schließlich kam der 15. April und damit der Zeitpunkt, an dem die neuen Steuern in Kraft traten. Doch fiel dieses Datum diesmal auf den Ostersamstag, an dem die wenigsten Menschen Einkäufe tätigten. Und so war denn auch zumindest am ersten Tag der neuen Regelung noch nichts davon zu spüren. Die meisten Bauern waren damit beschäftigt, ihr Tagwerk rechtzeitig zum Osterfest zu erledigen, und deshalb gab es kaum jemanden, der auch nur einen Gedanken an die neuen Abgaben verschwendete. Irgendwie schien das alles noch unendlich weit weg zu sein …
    Doch das sollte sich spätestens in der nächsten Woche ändern. Denn mit der Karwoche endete für die Menschen auch die Fastenzeit, was bedeutete, daß von nun an wieder Fleisch verzehrt werden dürfte. Welches von einem Tag auf den anderen nun um ein ganzes Zehntel teurer war …
    Während sich Pfarrer Weiland auf seine

Weitere Kostenlose Bücher