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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Menschen schon vor den Toren der Stadt hatte er nicht erwartet! Dabei sollte die Kirbe doch erst am darauffolgenden Tag stattfinden. ›Wie soll ich da jemals den Bantelhans finden‹, ging es ihm verzweifelt durch den Kopf, während er sich mit seinen Männern der Stadt näherte. Bisher war es Jerg recht gut gelungen, seine eigene Unsicherheit zu überspielen. Doch die Tatsache, daß er Bantelhans nirgendwo unter den Menschenmassen erspähen konnte, beängstigte ihn mehr, als er zugeben mochte. Hatte er sich doch während des langen Marsches durch fremde Landschaften mehrfach mit dem Gedanken getröstet, am Ende von Bantelhans erwartet zu werden und die Verantwortung los zu sein. Jerg versuchte, die aufsteigende Panik vor seinen Männern zu verbergen. Er mußte ruhigbleiben, sonst würden es die armen Burschen mit der Angst zu tun bekommen und gleich wieder in Richtung Heimat davonlaufen!
    »So, da wären wir. Ich würde euch raten, ein paar Stunden zu schlafen. Ich gehe und halte nach unserem Anführer Ausschau. Martin, du kommst mit! Aber wahrscheinlich sind wir vor den Dettingern angekommen und müssen auf sie warten. Die sind doch so langsam wie Schnecken!«
    Unter beifälligem Gelächter ließen sich die Männer auf den Boden nieder.
    »Mir steht der Sinn eigentlich mehr nach einem Weib als nach Schlaf! Schaut euch doch um: Bei so vielen Menschen müssen doch auch ein paar willige Röcke darunter sein.« Es war Hannes, der diesen Vorschlag machte, der zugleich von anderen aufgegriffen wurde.
    »Halt, halt, so geht das nicht!« Jerg bewegte energisch die Hände, als wolle er jeden Mann einzeln davon abhalten, wegzugehen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
    Nachdem er seine Männer mit herben Worten eingeschüchtert und an den eigentlichen Sinn ihrer Reise erinnert hatte, gelang es Jerg schließlich, ihre Unternehmungslustzu besänftigen. Vollkommen erschöpft machte er sich dann mit Martin, der immer noch schmollte, auf den Weg. Daß es so schwierig sein konnte, ein paar Burschen von hier nach da zu führen!

13.
    Jerg und Martin waren noch keine hundert Meter von ihrer Gruppe entfernt, als Jerg plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.
    »Sieh einmal an, wen wir da haben! Wenn das nicht unser jugendlicher Freund aus Taben ist!« Jerg drehte sich um und blickte in das faltige Gesicht von Bantelhans.
    »Gott sei Dank! Wie bin ich froh, dich zu sehen! Ich hab’ schon nicht mehr dran geglaubt, in diesen Menschenmassen ein bekanntes Gesicht zu finden!« In dem Augenblick war es Jerg egal, was Martin von seinen Äußerungen hielt, so erleichtert war er!
    »Ja, ist es nicht fabelhaft? Alle sind dem Aufruf nach Untertürkheim gefolgt. Was werden die Stadtherren am morgigen Tag für große Augen machen, wenn auf ihrer Kirbe plötzlich der Arme Konrad sein Ständchen bringt!« Erregt fuchtelte Bantelhans mit seiner Fackel hin und her, so daß sein Gesicht einmal im Licht des Feuers erglühte, um im nächsten Augenblick wieder im Schatten der Nacht verborgen zu sein. »So kommt! Laßt uns gemeinsam eine Runde drehen! Es sind viele wichtige Männer da, die du unbedingt kennenlernen mußt, Jerg! Vor ein paar Minuten habe ich Kaspar Pregitzer aus Schorndorf gesehen, und mit dem Hans Vollmar habe ich auch schon geschwätzt, das ist einer unserer besten Hauptleute, weißt du … und der Geißpeter ist natürlich auch da! Los, bewegt euch! Diese Nacht ist nicht zum Schlafen da!«
    Kopfschüttelnd schaute Jerg Bantelhans, der sich schon abgewandt hatte, nach. So aufgeregt hatte er den alten Soldaten noch nicht erlebt! Und von seiner ach so wichtigen Regel der Geheimhaltung schien er auch nicht mehr sonderlich viel zu halten – so wie er mit Namen um sich warf! Er beeilte sich, um den alten Soldaten im Getümmel nicht zu verlieren und gleichzeitig Martin nicht abzuhängen. Dieser hielt sich mit seiner rechten Hand an einem Zipfel von Jergs Hemdrücken fest und trottete blindlings hinter ihm her.
    Bantelhans’ Redefluß nahm kein Ende. Unentwegt wies er Jerg auf irgend jemanden oder irgend etwas hin, was seiner Meinung nach Beachtung finden sollte. Allmählich, da er sich durch Bantelhans’ Gegenwart wieder sicher fühlte, konnte Jerg mehr von dem Geschehen ringsum in sich aufnehmen. Es dauerte nicht lange, bis auch er von der eigentümlichen Stimmung wie berauscht war. Überall klopften sich Männer gegenseitig auf die Schulter, begrüßten sich, faßten sich an den Händen. Bantelhans schien jeden zu kennen, und

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